Ein schwerer Abschied auf Befehl
Hohenmölsen/MZ. - Am Mittwochnachmittag auf dem Altmarkt von Hohenmölsen. Hier beginnt für 250 Rekruten der Bundeswehr, die das Gelöbnis ablegen werden, der erste öffentliche Auftritt. Unter ihnen ist Tobias Hädrich. Seine Mutter Gisela fotografiert. "Für unsere Familie ist der Tag des Gelöbnisses ein Feiertag, und solch ein Tag begeht man in Familie."
Strammstehen heißt es für die feierliche Einweihung des Helldorf-Denkmals am neuen Standort. Sechs Jahre hatte es in der Kaserne gestanden. Mit der Schließung des Bundeswehrstandortes zum Ende des Jahres ist dem Gedenkstein eine große Ehre zuteil geworden. "Wir möchten ihn als Zeichen der Verbundenheit mit Hohenmölsen der Stadt übergeben", sagt Bataillonskommandeur Dietrich Jensch. Einen unter den vielen Gästen rührt das fast zu Tränen: Karl-Leo von Gerstenbergk-Helldorff ist der Urururenkel des Namensgebers der Kaserne. "Ich finde die Traditionspflege großartig und freue mich aufrichtig, dass man den Namen meines Vorfahren hoch hält."
Mehr als 2 000 Menschen sind danach auf dem Sportplatz des SV Großgrimma zusammengekommen, um wahrhaft historischen Ereignissen beizuwohnen: Dem letzten Gelöbnis am Standort, bevor es heißt, von der Bundeswehr in Hohenmölsen Abschied zu nehmen. "Das ist für die Bedeutung der Stadt ein schwer auszugleichender Einschnitt", urteilt Staatssekretär Rüdiger Erben (SPD) in seiner Ansprache an die Truppen, die in Paradeformation Aufstellung genommen haben. Er erinnert daran, dass Hohenmölsen mit seinem Schicksal nicht allein steht. Von ehemals 16 Standorten in Sachsen-Anhalt haben nach der so genannten Transformation der Bundeswehr nur elf Bestand. An die Rekruten gewandt, meint er: "Wehrdienst ist Ausdruck der persönlichen Mitverantwortung für unser Land. Davor habe ich Respekt."
Militärisch knapp, aber zugleich bewegend, richtete der Bataillonskommandeur des Panzerflugabwehrkanonenbataillons 131, Dietrich Jensch, die letzten Worte an seine Soldaten. "Ihr habt mir die Aufgabe wirklich leicht gemacht. Danke." Gegenwärtig versehen noch 300 Bundeswehrangehörige von ursprünglich mehr als 600, in der Helldorff-Kaserne ihren Dienst.
Dann spricht Oberst Hans Kramer, Führer der Flugabwehrbrigade 100 aus Fuldatal, das aus, was keiner so recht hören möchte. Am Rand des Feldes und auf der Ehrentribüne ist die Stimmung gedrückt. Es ergeht der Befehl zur Auflösung des Bataillons. Jensch rollt die Fahne ein, bevor er seine Truppe ein letztes Mal an sich vorbei paradieren lässt. Dass dazu das Lied "Muss i denn zum Städtele hinaus" erklingt, macht das Ganze heiter und weniger schmerzvoll. Einen Kloß im Hals hat dabei Bürgermeister Hans Dieter von Fintel (CDU). "Wir bewahren die Geschichte und müssen jetzt nach vorn sehen", meint er. Mit Unternehmen aus der Region laufen derzeit Gespräche zur Nutzung des Bundeswehrgeländes. Von Fintel zeigt sich dann am Abend im Bürgerhaus, wo das Ende der Patenschaft besiegelt wird und sich die Militärs in das Ehrenbuch der Stadt eintragen, optimistisch, dass der "weiche" Übergang des Geländes in kommunale Nutzung gelingt. Dann hallen Schüsse über die Stadt - der letzte Salut aus der Kaserne.