Ehrenamt in Weißenfels Ehrenamt in Weißenfels: 81-Jährige liest Kindern vor

weissenfels/MZ - Sie ist nicht nur ein Engel auf Erden, sie ist auch die Engelsgeduld in Person. Mitglieder der Weißenfelser St.-Elisabeth-Gemeinde wie Manuela Hannebach und Monika Dawidowski sagen das und sind des Lobes voll über das Engagement der Seniorin. Die kleine quirlige Frau mit dem großen Herzen heißt Brigitte Schneider und wohnt in Weißenfels-West. Abwechselnd mit Elisabeth Müller ist die 81-jährige Rentnerin regelmäßig zu Besuch in der Kindertagesstätte (Kita) ihrer Gemeinde „St. Elisabeth“ und - liest Mädchen und Jungen Märchen und Geschichten vor. Selbst hat sie fünf Kinder großgezogen und freut sich inzwischen über zwölf Enkel im Alter zwischen 33 und zwei Jahren.
Die vielen Familienmitglieder sind „verstreut bis nach Blankenburg im Harz, Wittenberg und Leipzig“, plaudert Mutter und Oma Schneider lächelnd. Zwei Töchter wohnen in Weißenfels, fügt sie hinzu und freut sich schon auf das Weihnachtsfest. Dann kommen alle her und sind beieinander - so wie in jedem Jahr. „Da rücken wir wieder die Tische zusammen und jeder bringt was Gutes zum Essen mit. Wir teilen uns rein in die Vorbereitungen, damit es keinem zu viel wird. Im vorigen Jahr war ich zuständig für den Nachtisch“, sagt Brigitte Schneider schwärmend und schwelgt ein wenig in ihren Erinnerungen. „Als mein Mann noch lebte, hat er jedes Jahr im Dezember im Kindergarten den Nikolaus gespielt“, blickt Brigitte Schneider zurück.
Engagement hat angesteckt
Dieses Engagement hat ihr sehr gefallen und auf sie abgefärbt. Nach seinem Tod bot sie ihre Hilfe an, wollte sich nützlich machen - auch als Lese-Oma. „Das macht mir Freude, weil ich sehe, wie sich die Kleinen freuen, wenn Elisabeth Müller und ich im Wechsel zu Besuch sind“, erklärt die Frau im Ehrenamt mit leuchtenden Augen. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich eben da, backe Plätzchen, Kuchen oder fasse in der Gemeinde anderweitig mit zu. Sie ist mein Zuhause, deshalb bin ich nie einsam“, plaudert sie.
Gertrud Kempa und ihr Erzieherinnen-Team der Kita sind dankbar dafür. „Wir lesen zwar auch ganz oft vor, weil ein Schwerpunkt in unserer Einrichtung das Thema Sprache ist“, meint die Leiterin. „Doch wenn die Lese-Omas in unserem extra dafür eingerichteten Lesezimmer zu Gast sind - ist das für die Kinder jedes Mal ein besonderes Ereignis“, schildert die Chefin begeistert ihre Eindrücke. Brigitte Schneider wird umringt, bestürmt, wenn sie mit einem großen Buch im Lesezimmer mit dem kuschelig bunten Teppich erscheint und feierlich im behaglichen Sessel Platz nimmt. Das findet sie gemütlich und genießt die halbe Stunde in vollen Zügen.
Improvisierende Erzählerin
„Große staunende Kinderaugen und fröhliche Plappermäuler sind wunderbar“, sagt die gelernte Friseuse, die früher ihren eigenen Kindern Märchen erzählt, mit ihnen gebastelt und gemalt hat. Dornröschen und Schneewittchen liebt sie besonders, „Grimms Märchen mit dem bösen Wolf und der Knusperhexe meide ich, die sind gruselig.“ Die Erzählerin improvisiert oft, reagiert, wenn sie spürt, dass die Konzentration nachlässt und Kinder müde werden, anfangen zu quengeln. Dann kürzt sie Geschichten ab, stellt Fragen an Josefine, Justin und die anderen drei- bis vierjährigen Zwerge. Und so sind die Knirpse einbezogen.
Neulich hat Oma Schneider Elizabeth Shaws Geschichte „Die Schildkröte hat Geburtstag“ mitgebracht. Das Panzertier wünscht sich nichts sehnlicher als einen frischen Kohlkopf als Geschenk für leckeren und gesunden Salat. Nashorn und Pelikan gratulieren mit einer Wanne voll Schlamm und einem Fisch, was die Schildkröte traurig macht. Nur die Maus hat nachgedacht und wälzt einen riesigen Kohlkopf mit dicker Schleife heran. Das Geburtstagskind ist glücklich, die Zuhörer auch und - Brigitte Schneider noch mehr.