Drahtesel gehen weg wie warme Semmeln
WEISSENFELS/MZ. - "Bei den Drahteseln handelt es sich um Fundsachen, die ein halbes Jahr lang im Fundbüro der Stadtverwaltung aufbewahrt und von ihren Besitzern nicht abgeholt wurden", klärt Marlis Mühlbach zu Beginn der Versteigerung die Schau- und Kauflustigen vor dem Rathaus auf. "Obwohl wir die Fundartikel regelmäßig im Amtsblatt der Stadt veröffentlichen, wurden diese Räder nicht abgeholt, nun ist die Frist verstrichen und sie kommen unter den Hammer. Das Geld fließt in die Stadtkasse", fügt die Abteilungsleiterin des Bürgerbüros im Ordnungsamt hinzu.
Dann geht es Schlag auf Schlag. Auktionator Lutz Teetzen, bekannt als Schusterjunge der Saalestadt, schwingt den Hammer. "Wer bietet mehr als einen Euro für dieses Fahrrad", nennt er das Mindestgebot, schaut fragend in die große Runde und muss nicht lange warten. Während zwei ramponierte Drahtesel für nur einen Euro an die beiden Freundinnen Heike Müller und Cornelia Rauchbach weggehen, lassen sich zwei Pedalritter ihre erstandenen Räder jeweils 64 und 67 Euro kosten. "Alles Markenware", kommentiert Roland Berger anerkennend. "Ich wollte eigentlich nur eins ersteigern, jetzt sind es drei Räder geworden", sagt der Mann aus Eisleben schmunzelnd. "Aber zum Glück bin ich ja mit dem Pkw-Anhänger gekommen", ist der Marktbesucher froh.
Gerald Tränkler und sein kleiner Sohn Falk aus Kreischau haben ein Rad für zehn Euro erstanden. "Wir fahren sehr gerne Fahrrad in Familie und können noch eins gut gebrauchen", erklärt der Vater. Marlene Beutel aus Großkorbetha bedauert, dass sie schon ein Fahrrad hat. "Ich hätte so gerne mitgeboten, weil das Spaß macht", schwärmt die Rentnerin. Sie kommt jedes Jahr zum Bauernmarkt - im Frühling und im Herbst. "Weil hier immer eine Menge los ist", begründet die Seniorin. "Um unsere bunten Märkte, die schon eine lange Tradition haben, beneiden uns andere
Städte", ist sie sich sicher.