Die halbe Welt gesehen Die halbe Welt gesehen: Seit 40 Jahren als Schausteller in Weißenfels

Weißenfels - Ans Aufhören denkt Jürgen Seiferth noch lange nicht. „Wenn ich 85 Jahre alt bin, werde ich anfangen, halbtags zu arbeiten“, sagt der Schausteller lässig. Seit 1976 ist der 61-Jährige aus Taucha in der Nähe von Leipzig in der Branche tätig. Angefangen hat er ganz klein mit einer Waffelbäckerei auf einer Kirmes im Jahr 1976.
Ein Jahr später kam Seiferth das erste Mal nach Weißenfels. Seitdem sind er und seine Mannschaft mindestens einmal im Jahr auf den Badanlagen der Saalestadt, um mit ihrem Rummel Jung und Alt Freude zu bereiten. „Ich bin in diese Branche reingewachsen“, erzählt Jürgen Seiferth einen Tag vor der Jahrmarkt-Premiere des Weißenfelser Sommerfestes, das am letzten Sonnabend begann und bis einschließlich nächsten Sonntag geht.
Reinigen der Fahrgeschäfte
Zuvor wurde eine Woche lang alles hergerichtet und aufgebaut. Am Freitag, einen Tag vor dem Rummel-Start, sind die letzten Handgriffe erledigt worden, wie das Reinigen der Fahrgeschäfte. „Es ist schon eine hektische und stressige Arbeit“, plaudert der Organisator, der nun das dritte Jahr die Zügel beim Weißenfelser Rummel in der Hand hält.
Vom 1. März bis zum 22. Dezember sind er und seine Mitarbeiter im gesamten mitteldeutschen Raum auf Tour. Doch die freie Zeit dazwischen nutzten die Schausteller nicht etwa, um Urlaub zu machen und sich etwas zu erholen. Nein, in diesem Zeitraum werden Reparaturen an den Fahrgeschäften durchgeführt. „Wir sind alles keine Urlaubsmenschen. Schließlich sind wir das ganze Jahr über unterwegs und sehen die halbe Welt. Da sind wir nicht scharf drauf, nach Mallorca zu fliegen und uns dort in die Sonne zu legen. Sonne haben wir auch hier“, meint Jürgen Seiferth.
Schausteller aus Leidenschaft
Auch auf Feierlichkeiten wie Silvester wird in der Rummel-Szene nicht allzu viel Wert gelegt. „Es gibt so viele Feuerwerk bei uns, das ist dann recht uninteressant an Silvester“, sagt Seiferth, der das gleichnamige Unternehmen in fünfter Generation führt. Auch seine Kinder Mario und Silvana sowie die beiden Enkeltöchter Michelle und Leni sind in die Fußstapfen ihres Vaters und Großvaters getreten und helfen kräftig mit.
An seinem Beruf gefällt Jürgen Seiferth, ständig unterwegs zu sein und so viele Orte kennenzulernen. „Man ist immer woanders und lernt sehr viele Leute dabei kennen“, so der Schausteller. Die Überlegung, das Geschäft aufzugeben und etwas anderes zu machen, habe es für ihn nie gegeben. „Wenn man mit etwas groß wird, dann macht man das ein Leben lang. Ein Klempner bleibt auch für immer ein Klempner“, sagt er.
Einzige Alternative wäre für ihn, einen Autofriedhof zu leiten und als Schrotthändler zu arbeiten. „So wie die Ludolfs im Fernsehen“, sagt Jürgen Seiferth. (mz)