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Die Entscheider Die Entscheider: So bunt war der Weißenfelser Stadtrat noch nie

Von Alexander Kempf und Andreas Richter 17.07.2019, 05:00
Eric Stehr (Die Partei)
Eric Stehr (Die Partei) Peter Lisker

Weißenfels - Da saßen sie am Donnerstagabend nun, die Protagonisten im neu gewählten Weißenfelser Stadtrat. Manch bekanntes Gesicht war da auf der ersten Sitzung wieder im Ratssaal aufgetaucht. Aber auch viele Neulinge. Immerhin sitzt rund die Hälfte der 40 gewählten Mitglieder jetzt erstmals im Hohen Haus.

Bei der Kommunalwahl im Mai wurden die Karten ordentlich neu gemischt. Erstmals zog die AfD mit sieben Mandaten in den Weißenfelser Stadtrat ein. Stärkste Kraft ist jedoch nach wie vor die CDU. Allerdings musste die Partei im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren Federn lassen. Kommt jetzt nur noch auf zehn statt auf bislang 13 Sitze. Neben der AfD ist die erstmals angetretene Wählervereinigung Weißenfelser Optimisten der große Gewinner der Wahl. Immerhin konnten sie aus dem Stand sechs Sitze holen.

Fünf Fraktionen haben sich jetzt im neuen Stadtrat Weißenfels gebildet

Fünf Fraktionen haben sich jetzt im neuen Stadtrat gebildet: Die CDU geht mit der FDP und den Bürgern für Gerechtigkeit zusammen (12 Sitze). Die Weißenfelser Optimisten haben sich mit der bisherigen Fraktion Bürger für Weißenfels/Landgemeinden (10) zusammengetan. Weitere Fraktionen sind die AfD (7), Die Linke-Die Partei (6) und die SPD (4). Als fraktionsloses Mitglied sitzt Gunter Walther im Rat.

Um Inhalte ging es bei der ersten Zusammenkunft des neuen Stadtrates freilich noch nicht. Die eigentliche Arbeit fängt im August an. Beim ersten Mal ging’s eher ums Kennenlernen, ums gegenseitige Beschnuppern. Immerhin sollen da in den nächsten fünf Jahren Leute mit den unterschiedlichsten Charakteren und politischen Ansichten miteinander auskommen. Die MZ stellt einige der Akteure im neuen Weißenfelser Stadtrat vor.

Der Jungspund

Nicht nur wegen seines Alters ist Eric Stehr (Die Partei)  eine Besonderheit im Weißenfelser Stadtrat. Mit dem frischgebackenen Absolventen des Weißenfelser Goethegymnasiums zieht erstmals eine Satirepartei in das Gremium ein. Wer nun nur Klamauk von ihm erwartet, den könnte der junge Mann überraschen. Schließlich hat er angekündigt, in den kommenden Jahren durchaus Sachpolitik machen zu wollen. Bei der ersten Stadtratssitzung zeigte er mit einem Anti-AfD-Sticker am Revers schon mal, wen er selber nicht so lustig findet.

Der Platzhirsch

Mit Manfred Rauner, CDU, sitzt ein Dauerbrenner der Weißenfelser Kommunalpolitik an der Spitze der Fraktion CDU/FDP/Bürger für Gerechtigkeit. Immerhin ist der ehemalige Oberbürgermeister (2001-2008)  seit 1990 im Stadtrat. Dass Rauner bis heute ein bekannter Mann in der Stadt ist, zeigt ein Blick auf das Wahlergebnis. Wie schon fünf Jahre zuvor konnte Rauner auch diesmal die meisten Stimmen aller Bewerber holen (2.858).  Als Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses will er nun unmittelbar weiter in der Stadtpolitik mitmischen.

Die Umsteigerin

Monika Zwirnmann (Bürger für Gerechtigkeit, BfG) hat eine erstaunliche Wendung hingelegt. In der bisherigen Fraktion BfG/Grüne und als Sprecherin der Bürgerinitiative für gerechte Abwasserbeiträge hat sie sich nicht selten vor allem mit der CDU angelegt.  Nun aber sitzt sie in einer  Fraktion mit den Christdemokraten. Für Zwirnmann allerdings kein Problem. „Das Wahlergebnis hat nichts anderes hergegeben“, begründet sie ihre pragmatische Entscheidung. Ihre politischen Ansichten hätten sich jedoch nicht geändert, beteuert Zwirnmann.

Der Einzelkämpfer

Ohne Fraktion wird in den nächsten fünf Jahren Gunter Walther  unterwegs sein. Als Abgeordneter ohne Hausmacht wird es für den  Grünen-Politiker schwer, da er in keinem der Ausschüsse des Stadtrates vertreten sein  wird.  Bislang saß Walther, der gern auch mal  laut provoziert, zusammen mit Monika  Zwirnmann und Wolfgang Gotthelf in einer Fraktion Bürger für Gerechtigkeit/Grüne. Gotthelf wurde nicht wiedergewählt. Zwirnmann und Walther können persönlich nicht mehr miteinander. Bleibt die Rolle als Einzelkämpfer.

Der Rückkehrer

Sechs Jahre ohne Kommunalpolitik sind genug, findet Maik Reichel und sitzt jetzt als Chef der vierköpfigen SPD-Fraktion im Weißenfelser Stadtrat. Bis 2013 saß der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt im Kreistag des Burgenlandkreises. Mittlerweile hat der 47-Jährige gleich  auf mehreren Ebenen der Politik   mitgemischt: Bundestagsabgeordneter von 2005 bis 2009, Bürgermeister in Lützen von 2001 bis 2011. „Ich freue mich, wieder in der Kommunalpolitik aktiv zu sein. Es wird spannend“, meint der Reichardtswerbener.

Die Fraktionschefin

Neue Vorsitzende der Weißenfelser AfD-Fraktion ist Ramona Spiegelberg. Die kann sich dem Rückhalt ihrer Parteikollegen besonders sicher sein. Denn in der Fraktion taucht der Name Spiegelberg gleich dreimal auf. Neben Ramona Spiegelberg ist auch ihr Sohn Marcus Spiegelberg und ihre Schwiegertochter Elisabeth Spiegelberg in den Weißenfelser Stadtrat eingezogen. Die Familie ist nach dem Erfolg bei der Kommunalwahl noch einflussreicher in der Region. Schließlich sitzt der Landtagsabgeordnete Marcus Spiegelberg nun auch im Kreistag. (mz)

Manfred Rauner (CDU)
Manfred Rauner (CDU)
Peter Lisker
Monika Zwirnmann (Bürger für Gerechtigkeit, BfG)
Monika Zwirnmann (Bürger für Gerechtigkeit, BfG)
Peter Lisker
Gunter Walther (Grüne)
Gunter Walther (Grüne)
Peter Lisker
Maik Reichel (SPD)
Maik Reichel (SPD)
Peter Lisker
Ramona Spiegelberg (AfD)
Ramona Spiegelberg (AfD)
Peter Lisker