1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Der Unermüdliche: Der Unermüdliche: Weißenfelser Goldschmiedemeister blickt auf 30-jähriges Bestehen

Der Unermüdliche Der Unermüdliche: Weißenfelser Goldschmiedemeister blickt auf 30-jähriges Bestehen

Von Andreas Richter 09.08.2020, 12:00
Arbeiten gemeinsam in der Goldschmiede am Weißenfelser Markt: Anne-Maria Fischer und Jens Fischer.
Arbeiten gemeinsam in der Goldschmiede am Weißenfelser Markt: Anne-Maria Fischer und Jens Fischer. Andreas Richter

Weissenfels - An den Zustand des alten Gebäudes kann sich Jens Fischer noch gut erinnern. „Das Haus war baupolizeilich gesperrt. Es hat überall reingeregnet“, erzählt der Goldschmiedemeister. Und doch hat er in jenem Wendeherbst 1989 seine Mission gefunden. Er mietet das Haus am Weißenfelser Markt 10 für 30 DDR-Mark, zwei Jahre später kauft er das Haus. Vor 30 Jahren, am 1. August 1990, ist Jens Fischer mit seiner Familie dort eingezogen.

Weißenfelser Goldschmiedmeister baut mit Bruder Haus am Markt

„Die Gewerbepolitik der letzten DDR-Regierung hat es erst möglich gemacht, ein eigenes Geschäft zu eröffnen“, sagt Fischer. Zuvor hat er zehn Jahre lang in Naumburg gelernt und gearbeitet. Seinem Lehrmeister Reinhold Endler ist er bis heute dankbar.

In Weißenfels baut er zwei Jahre lang zusammen mit seinem Bruder das Haus am Markt aus, hat seinen Geschäftssitz derweil in einem benachbarten Ausweichquartier. „Das war eine verrückte Zeit. Wir haben jeden Tag dazugelernt“, sagt der Weißenfelser über diese ersten Jahre des Aufbruchs. Materialbeschaffung, Buchführung - alles will nach dem gesellschaftlichen Umbruch neu gelernt werden.

Ketten, Ringe, Trauringe und Anhänger

Viele Jahre hat Jens Fischer, seit 2012 Obermeister der Gold- und Silberschmiede-Innung Sachsen-Anhalt, sein Geschäft am Markt allein geführt. Im Jahr 2007 ist Tochter Anne-Maria mit eingestiegen. Und heute? Ist das traditionelle Handwerk noch gefragt? „Wir haben ein kleines, aber treues Klientel“, sagt der Goldschmiedemeister mit Stammkundschaft aus der ganzen Bundesrepublik. Und er fügt hinzu: „Es gibt den Trend hin zu mehr Individualität.“

Ketten, Ringe, Trauringe und Anhänger - so mancher lässt sich Schmuck immer wieder je nach Anlass anfertigen. „Für manche gehört der Goldschmied fast zur Familie“, weiß Fischer. Was ihn und seine Tochter reizt, ist noch immer der schöpferische Prozess, in dem ein Schmuckstück langsam Gestalt annimmt - vom ersten Kundengespräch bis zur Abholung der fertigen Kreation.

Der Unermüdliche: Goldschmied und Ehrenamt in Weißenfels

Wenn der bekannte Goldschmied jetzt auf sein 30-jähriges Geschäftsjubiläum zurückblickt, so wissen viele Weißenfelser: Arbeit und Hobby sind bei dem 57-Jährigen längst miteinander verschmolzen. Mehr noch: Auf vielfältige Weise interessiert und engagiert sich der Handwerker für seine Heimatstadt.

Ist Vorsitzender des Vereins Höfische Weihnacht und des Traditionsvereins „Infanterieregiment Sachsen-Weißenfels 1704-1746“. Dass an den Terrassen unterhalb von Schloss Neu-Augustusburg jetzt Wein gedeiht, auch daran hat der Unermüdliche einen großen Anteil. Gerade schreibt er an einem Buch über Gold- und Silberschmiedemarken in Sachsen-Anhalt.

Goldschmiedemeister erforscht er die Herkunft von Antiquitäten in Mitteldeutschland

Als Mitglied eines rund 30-köpfigen Teams aus ganz Deutschland erforscht er die Herkunft von Antiquitäten in Mitteldeutschland. „Einer muss es doch machen“, sagt Fischer trocken zu seinen Beweggründen. Und weil das für ihn so ist, sitzt er denn unter anderem über Kirchenbüchern. Nicht selten auch nachts, wie er zugibt.

Und dann kann er auch mal von seinem Haus auf das beleuchtete Wasserspiel auf dem Markt schauen. Die mehr als zwei Jahre andauernden Bauarbeiten hatte er live vor der Haustür. Und auch auf dem sanierten Platz hat der Geschäftsmann seine Spuren hinterlassen. Waren doch jene fünf Granitplatten, die dort an die Herrscher des einstigen Herzogtums Sachsen-Weißenfels (1656/57-1746) erinnern, seine Idee. (mz)

Verschiedene Anken aus Edelstahl mit polierten Vertiefungen gehören zum Werkzeug-Sortiment eines Goldschmieds.
Verschiedene Anken aus Edelstahl mit polierten Vertiefungen gehören zum Werkzeug-Sortiment eines Goldschmieds.
Andreas Richter
Ein Goldanhänger entsteht als Unikat für eine Kundin.
Ein Goldanhänger entsteht als Unikat für eine Kundin.
Andreas Richter