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Bürgermeisterwahl in Lützen Das sind die Kandidaten

Mirko Kother (Bürgerliste) und Jens Mende (SPD) bewerben sich um den Chefsessel im Rathaus.

Von Martin Schumann Aktualisiert: 09.10.2024, 11:06
Mirko Kother von der Bürgerliste ist Stadtrat in Lützen und möchte dort auch Bürgermeister werden.
Mirko Kother von der Bürgerliste ist Stadtrat in Lützen und möchte dort auch Bürgermeister werden. Foto: Vincent Grätsch

Kinder und Jugend im Fokus - Familienvater Mirko Kother (53) ist in Wirtschaft und Ehrenamt verwurzelt. Welche Ideen und Ziele er hat.

Lützen - Vor rund 13 Jahren zog der 53-jährige Mirko Kother mit seiner Familie aus Leipzig nach Lützen. Eine bewusste Wahl, wie er sagt: „Wir wollten aus der Großstadt raus.“ Anschluss fanden er und seine Frau hier schnell, sagt Kother, der sich seither unter anderem im Garagenverein, im Verein Jugend und Technik und im Pflegeelternverein engagiert. Zur Familie gehören vier Kinder, darunter zwei Pflegekinder.

Für die engagiert er sich auf mehreren Ebenen: „Stadtelternrat, Kreiselternrat, Landeselternrat, Bundeselternrat“, zählt er auf. Die Themen in den Gremien seien vielfältig, reichten vom Busverkehr über die Vermittlung zwischen Schule und Eltern oder die Organisation von Zuschüssen zu Klassenfahrten bis hin zum Austausch mit Vertreten anderer Bundesländer.

„Der Blick über den Tellerrand, zu sehen, wie machen das die anderen, das ist interessant“, beschreibt er seine Motivation. „Elternrat ist eben viel mehr, als nur Weihnachtsfeiern oder Kuchenbasare zu organisieren“, sagt Mirko Kother. Im Ortschaftsrat Lützen war er zudem die letzten fünf Jahre vertreten, seit Sommer 2024 sitzt er für die Bürgerliste im Stadtrat.

Beruflich ist Kother als freier Finanz- und Versicherungsmakler tätig, eine „Riesenverantwortung“, wie er sagt. „Es geht um Finanzen, Gesundheit, Pläne, Ziele, Strategien und Visionen“, umreißt er seine Tätigkeit, bei der es auch um Vertrauen gehe, weil man sehr nah an den Familien dran sei. Rechnen können muss er als Bürgermeister auch, das Vertrauen seiner Wähler braucht er sowieso.

Visionen für die Stadt? Auch daran mangelt es ihm nicht. „Attraktive Wohn- und Lebensbedingungen in den Ortsteilen und der Kernstadt schaffen, für Unternehmer ein verlässlicher Partner sein, Arbeitsplätze erhalten“, sind Dinge, die Mirko Kother als Ziele nennt. Bei all dem wolle er persönliche Befindlichkeiten ausblenden, gemeinsam mit allen Akteuren am Ziel arbeiten, „auch wenn man in der Ausgestaltung anderer Meinung sein kann“, sagt er.

Ein gewisses Stadt-Land-Gefälle gebe es durchaus. „Die Ortschaften haben alle ihre eigenen Probleme“, weiß Mirko Kother. In der siebenjährigen Amtszeit möchte er daran arbeiten, in jedem Ortsteil mindestens ein oder zwei wichtige Projekte umzusetzen. „Und das können oft auch vermeintliche Kleinigkeiten wie fehlende Papierkörbe oder eine neue Bushaltestelle sein.“

Bei allen Entscheidungen sei ihm wichtig, Ortschaften, Bürger und Vereine mitzunehmen, damit kein Neid oder Missgunst aufkommen. „Das ist ein großes Problem in unserer Gesellschaft“, ist sich Kother sicher. Sein Rezept dagegen: Transparenz. „Sachen, die behandelt werden, müssen transparent sein, Entscheidungsgrundlagen müssen klar sein“, lautet sein Plädoyer für Offenheit seitens Rat und Verwaltung.

Eine klare Position bezieht Mirko Kother auch im Fall des umstrittenen Edeka-Neubaus. „Ich möchte Edeka als Arbeitgeber, Versorger und Steuerzahler behalten, aber nicht am Standort ,kleiner Park’“, macht er deutlich. Nicht ganz so klar ist seine Position hingegen, wenn es um das Interkommunale Industrie- und Gewerbegebiet (Ikig) geht. Positiv sehe er die Schaffung guter Arbeitsplätze mit guten Löhnen und Steuereinnahmen. Negativ fallen für ihn die Versiegelung hochwertiger Böden und der Verlust der Erwerbsgrundlage für Landwirte ins Gewicht. „Es gibt noch viele Unklarheiten, ich kann noch keine Entscheidung treffen, was sinnvoll ist“, gibt er zu.

Mal gesponnen, morgen fallen zehn Millionen Euro vom Himmel, was würde ein Bürgermeister Mirko Kother damit anstellen? „Die angefangenen Sachen zu Ende bauen“, nennt er als erstes, Feuerwehren und Kitas als zweites. Jugendclubs und Seniorentreffs, ein Spielplatz für etwas größere Kinder, Sanierung von Sportstätten für den Schulsport zählt er weiter auf. „Damit sind die zehn Millionen wohl schon mehr als einmal alle“, meint Mirko Kother schmunzelnd.

In Zeiten klammer Kassen sei es wichtig, Prioritäten zu setzen. Ein Spezialist in der Verwaltung schwebe ihm vor, dessen ausschließlicher Job es sei, neue Fördermitteltöpfe zu erschließen und dafür gezielt neue Projekte für die Stadt zu entwickeln.

Auch mit den touristischen Pfunden müsse man mehr wuchern, findet Mirko Kother, damit einher gehen müsse eine Belebung des Marktplatzes und eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Das komme auch den Einwohnern zugute, ist er sich sicher. Für eine Verbesserung der Radwege um Lützen sowie eine bessere ÖPNV-Anbindung über die Landesgrenze hinweg Richtung Sachsen wolle er sich ebenfalls stark machen.

Jens Mende sitzt für die SPD im Lützener Stadtrat und möchte auch Bürgermeister der Kleinstadt werden.
Jens Mende sitzt für die SPD im Lützener Stadtrat und möchte auch Bürgermeister der Kleinstadt werden.
Foto: Vincent Grätsch

Junger Mann mit Erfahrung - Trotz seiner 37 Jahre kann Jens Mende schon auf eine lange Karriere in der Kommunalpolitik zurückblicken. Was ihn antreibt.

Erfahrung und Netzwerke sind die Pfunde, mit denen Jens Mende (SPD) als Bürgermeisterkandidat in Lützen wuchern will, wie er selbst ankündigt. „Beinahe sein halbes Leben“ habe er in der Kommunalpolitik verbracht, sagt der 37-Jährige. Und in der Tat kann er auf eine ganze Reihe ehrenamtlicher Tätigkeiten zurückblicken.

2009 wurde Mende erstmals in den Gemeinderat Muschwitz gewählt, begleitete die Eingemeindung nach Lützen 2010/11 aktiv mit. 2011 wurde er als sachkundiger Einwohner in den Kulturausschuss berufen. 2014 wurde er erstmals in den Stadtrat gewählt, wurde zudem stellvertretender Ortsbürgermeister in Muschwitz. 2019 folgte erneut der Einzug in den Stadtrat, dort wurde er Fraktionsvorsitzender, zudem Ortsbürgermeister. Bei der jüngsten Kommunalwahl 2024 wurde Mende schließlich in all diesen Ämtern bestätigt, gewann zudem einen Sitz im Kreistag.

Jens Mende beschreibt sich selbst als „Kind der Region“, ist hier verwurzelt, ist verheiratet und hat eine Tochter. Mittler sein, zuhören, Bürgern ein gutes Gefühl geben, umreißt er den emotionalen Part seiner Ziele. Inhaltlich legt er eine ganze Liste an Ideen und Zielen vor, die von Erhalt und Stärkung der Schul- und Kitalandschaft über den grenzüberschreitenden Busverkehr nach Sachsen, über Ordnung und Sauberkeit bis hin zu Vereinsförderung, Brandschutz und kommunaler Finanzausstattung reicht.

Ein Baustein seiner Arbeit soll sein, die Verwaltung leistungsfähiger zu machen. „Das soll keine Kritik sein, aber frischer Wind von außen kann manchmal helfen, Abläufe zu optimieren“, sagt Mende, der als Ingenieur im Qualitätsmanagement von Schüco Erfahrungen aus der freien Wirtschaft mitbringt. Das bisherige System der Terminvergabe per „Ticket“ sei zwar für die Verwaltung gut abzuarbeiten. Um alle Bürger mitzunehmen und wieder mehr Dienstleister zu sein, wünscht sich Mende jedoch auch wieder einen gewissen Anteil „freies Rathaus“ wie früher.

Der zweite große Themenkomplex, den Mende anspricht, betrifft die Infrastruktur. Und damit meint er nicht nur Straßen. „Wir haben 34 Jahre nach der Wende noch immer keine Abwasseranschlüsse überall“, kritisiert er und fordert einen „Fahrplan“ für Investitionen, der den Bürgern Verlässlichkeit bietet. Gleiches gilt für die Verbesserung von Straßen, Gehwegen und Radwegen.

Aber auch die privatwirtschaftliche Infrastruktur hat Mende im Blick, nennt den Ausbau von Packstationen im Zusammenspiel mit der Post und anderen Anbietern. Neuen Möglichkeiten des Einkaufs in der Fläche, wie dem Automaten „Thomasbox“, den es schon in Kayna gibt, steht er offen gegenüber.

Eine gute Zusammenarbeit mit dem Stadtrat liegt Jens Mende ebenso am Herzen. „Wir müssen uns als Team verstehen“, fordert er. „Es kann unterschiedliche Ansichten geben, aber nach außen müssen wir geschlossen auftreten“, so Mende weiter. Erste kleine Erfolge auf diesem Weg gebe es bereits, „das ist ein zartes Pflänzchen, das ich hegen und pflegen möchte.“ Ein Stadt-Land-Gefälle sieht Mende als subjektives Empfinden. „Das bringt uns nichts“, sagt er. „Wir sind im 14. Jahr des gemeinsamen Weges und das wird auch noch andauern. Das ist in diesem Konstrukt so, aber es ist kein Nachteil.“ Die aktuelle Mischung im Stadtrat sei für ihn eine gute Ausgangsposition.

Wirtschaftlich habe der Gewerbe-Mix Lützen „robust gemacht“, wie er sagt, von den Steuereinnahmen profitieren auch Kreis und Land, die Stadt selbst hingegen kaum. Dabei dürfe die Stadt nicht nur „Durchreicher von Geld“ sein, fordert Mende. Hier benötige es eine starke politische Position, sein Sitz im Kreistag könne dabei hilfreich sein, sagt er.

Ebenso positionieren will er die Stadt Lützen im touristisch-kulturellen Kontext als Bindeglied an der Kreisgrenze zwischen Leipzig und dem Saale-Unstrut-Gebiet. „Dazwischen wollen wir als starker, gleichwertiger Partner wahrgenommen werden“, gibt er als Ziel aus. Helfen sollen ihm bei alldem seine Kontakte, Netzwerke und Erfahrungen, die er in seiner bisherigen Tätigkeit knüpfen und sammeln konnte.

Klare Stellung bezieht Jens Mende auch zu den Reizthemen Edeka-Neubau („an der geplanten Stelle ist für mich ein Haken dran“) und Interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet (Ikig). Das sieht er als sinnvolle Erweiterung zu den bestehenden Gewerbeflächen. Die bisherige Kommunikation rund um das Thema bezeichnet er jedoch als „nicht so geschmeidig, wie sie hätte laufen können.“

Wann und wo wird gewählt?

Die Bürgermeisterwahl in Lützen findet am Sonntag, dem 13. Oktober statt. Die Wahllokale haben von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

In 18 Wahlbezirke wurden die Stadt und ihre Ortsteile aufgeteilt. Zwei Wahllokale befinden sich in der Feuerwehr in Lützen, eines in der Grundschule. In den Ortsteilen werden zumeist die Dorfgemeinschaftshäuser (Meuchen, Röcken, Muschwitz, Tornau) oder die Räume der Ortsfeuerwehren (Großgörschen, Starsiedel, Pörsten, Poserna, Göthewitz) genutzt. In Rippach dient die Grundschule als Wahllokal, in Kreischau der Raum des Heimatvereins. In Lösau wird im Vereinshaus gewählt, in Sössen im Bauhof Gostau. In Zorbau ist die „Scheune“ das Wahllokal, in Nellschütz das Sportlerheim. Zudem gibt es einen Briefwahlbezirk, dessen Stimmen werden am Wahlsonntag ab 14 Uhr im Rathaus ausgezählt.

Wahlberechtigt sind alle Einwohner der Stadt Lützen. Bei Kommunalwahlen gilt ein Mindestalter von 16 Jahren. Dies treffe aktuell auf exakt 7.166 Personen zu, teilt die Stadtverwaltung auf MZ-Anfrage mit.

Wahlbenachrichtigungen sollten bis spätestens 22. September versandt worden sein. Wer keine erhalten hat und glaubt, dass ein Fehler vorliegt, kann noch bis zum 11. Oktober, 18 Uhr, einen Wahlschein bei der Stadtverwaltung beantragen.

Zur Feststellung des amtlichen Endergebnisses tritt der Gemeindewahlausschuss am Montag, dem 14. Oktober, 10 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses zusammen.