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Afrika in Oberschwöditz Darum entschied sich eine Familie eine Straußfarm zu gründen

Seit über zehn Jahren hält eine Familie in dem kleinen Dorf Strauße. Sie berichten, wie es dazu kam und warum sich die Tiere auch hierzulande wohlfühlen.

Von Meike Ruppe-Schmidt 10.05.2021, 09:00
Anett und Mario Lehnert halten auf ihrem Bauernhof in  Oberschwöditz Straußen. Die Legesaison hat vor wenigen Wochen begonnen.
Anett und Mario Lehnert halten auf ihrem Bauernhof in Oberschwöditz Straußen. Die Legesaison hat vor wenigen Wochen begonnen. Foto: Meike Ruppe-Schmidt

Oberschwöditz - Wenn ortsfremde Autofahrer vom kleinen Dorf Trebnitz in den noch kleineren Ortsteil Oberschwöditz hinein fahren, dann treten sie unwillkürlich auf die Bremse. Zu exotisch ist der Anblick, der sich ihnen hier bietet: Zwischen Wiesen und knorrigen Obstbäumen stolzieren majestätisch mehrere Straußenvögel durch ein großes Freigehege. Sie gehören Annett und Mario Lehnert. Seit 2007 hält das Ehepaar aus Oberschwöditz die afrikanischen Vögel - zusammen mit Schafen, Hühnern und Ziegen - auf ihrem Bauernhof. Neben zwei Straußenhennen und einem Hahn leben hier derzeit sechs Jungtiere.

Lehrgang zur Straußenhaltung

Wie es dazu kam? „Es waren pragmatische Gründe, die für die Straußenhaltung gesprochen haben“, erklärt Mario Lehnert. „Der Bauernhof hat ursprünglich meinen Großeltern gehört, die hier eine Pferdezucht betrieben hatten und auch eine Kuh hielten, die das Gras abgefressen hat. Als ich den Bauernhof vor einigen Jahren übernommen habe, hat sich die Frage gestellt, wie wir den Hof auch weiterhin in Schuss halten können.“ Rinder und Pferde als „Rasenmäher“ zu halten, kam für den Glasermeister aufgrund seiner Montagetätigkeit nicht in Frage.

In einer Zeitung las er schließlich einen Bericht über Straußenhaltung und war sofort begeistert von der Idee. Denn die große Scheune und die angrenzenden Freiflächen boten genug Platz für die Tiere. „Bevor wir die Idee umsetzen konnten, mussten wir allerdings erst einen Lehrgang zur Straußenhaltung absolvieren“, erklärt Lehnert. Das sei die Voraussetzung dafür, um eine amtliche Genehmigung zu bekommen, die Exoten hierzulande zu halten.

„Strauß zupfen mit dem Schnabel gern nach glitzernden Gegenständen wie Ohrringen oder Sonnenbrillen“

2007 konnten schließlich die ersten Strauße nach Oberschwöditz ziehen - und sorgten für viel Aufsehen in dem kleinen Ort. „Die Leute im Dorf blieben natürlich vor dem Gehege stehen und bestaunten die Vögel“, erinnert sich Annett Lehnert. Denn bei der Sorte „Blauhals“ handelt es sich um die größte aller Straußenarten. „Männchen können mit gestreckten Hälsen bis zu drei Meter hoch werden.“ Sie tragen ein schwarz-weißes Gefieder, während die Weibchen etwas kleiner sind und braune Federn haben.

Auch wenn die majestätischen Tiere faszinierend sind, sollte man sie besser nur aus sicherer Entfernung betrachten: „Strauße sind sehr neugierig, sie zupfen mit dem Schnabel gern nach glitzernden Gegenständen wie Ohrringen oder Sonnenbrillen“, erklärt Annett Lehnert. Allerdings würden die Tiere bei Lärm oder ungewohnten Ereignissen wie ein vorüberziehender Heißluftballon am Himmel leicht in Panik geraten. „Wenn die Männchen sich oder ihre Jungen in Gefahr wähnen, können sie auch aggressiv werden“, warnt Lehnert.

Pflege von Straußen ist relativ einfach

Erkennbar sei dies an einer roten Färbung der Schienbeine und des Schnabels sowie den aufgerichteten Schwanzfedern. Das Gefährliche sind dann die Füße: „Damit treten die Tiere aus. Durch die scharfe Zehenkralle kann ein solcher Tritt tödlich enden.“ Darum sind die Tiere bei den Lehnerts auch mit einem doppelten Zaun gesichert. „Im Allgemeinden sind Straußen jedoch sehr scheu, da es Fluchttiere sind“, erklärt Lehnert. „Selbst vor uns als Besitzer, die sie kennen und pflegen, nehmen sie noch immer Reißaus. Die Wildnis, die sie in sich tragen, legen sie nie ab.“

Dafür sei die Pflege der Tiere relativ einfach, da sie ihr Futter überwiegend selbst finden. Dieses besteht aus frisch gerupften Gras, Insekten und Würmern. Von all dem finden sie genug in dem großen Freigehege in Oberschwöditz. Und auch mit hiesigen kühleren Witterungsbedingungen kommen die Tiere gut zurecht. Denn: „Auch in der afrikanischen Steppe kühlt es sich nachts stark ab“, erklärt Mario Lehnert.

Riesige Straußeneier sättigen eine gesamte Familie

Selbst bei Minusgraden und Schnee übernachten die Strauße bisweilen draußen. „Morgens, wenn sie sich aus dem Schnee heraus wühlen, haben sie dann kleine Eiszapfen am Gefieder“, so Lehnert. Neben einem stets frisch gemähten Rasen haben die Tiere für die Familie noch einen weiteren Nutzwert: die großen Eier. Etwa 1,5 Kilo wiegt ein solches Exemplar.

„Damit bekommt man eine mehrköpfige Familie satt“, lacht Annett Lehnert. Nur eins bedauert sie ein wenig: Noch nie gab es in Oberschwöditz ein frisches Straußenei zum Osterfest. „Die Legesaison beginnt zwar im April, aber unsere Tiere beginnen grundsätzlich mit dem Legen erst dann, bis das Fest vorbei ist.“ Vielleicht, um den Hühnern im Hof wenigstens einmal im Jahr nicht die Show zu stehlen. (mz)