Dachdecker in Weißenfels Dachdecker in Weißenfels: Neun Stunden pralle Sonne

Weißenfels - Unter dem Helm glüht der Kopf, die Füße kochen regelrecht in den dicken Arbeitsschutzschuhen und ans Hinknien auf das schwarze Schieferdach möchten die Arbeiter gar nicht erst denken. Die vier Dachdecker um Henry Sommerfeld arbeiten täglich neun Stunden auf dem Weißenfelser Rathausdach - auch bei der gestrigen Sommerhitze. „Sind es hier unten 34 Grad, sind da oben gute 48 oder 50 Grad“, sagt Henry Sommerfeld, Dachdecker bei der Firma Schumann Dach aus Zorbau. Dass ihm der Schweiß läuft, bemerkt er schon gar nicht mehr. Nach über einer Woche hitzigen Temperaturen hat er sich schon fast daran gewöhnt. Dennoch schränkt es die Arbeitskraft ein.
Gesundheitsstörungen durch die Hitze kann man erkennen und vermeiden, auch im Büro. Hitzeerschöpfung äußert sich durch eine körperliche Schwäche, Übelkeit und Schwindel, aber auch Verwirrtheit und Fieber können ein Symptom dafür sein. Erste Hilfe für einen Betroffenen sollte sein: Mit ihm einen schattigen Ort suchen und die Ruhe bewahren, portionsweise kühle und elektrolythaltige Getränke reichen, kühlende Umschläge und für eine Frischluftzufuhr sorgen
„Wir arbeiten am Morgen mehr, damit wir den Schatten noch ausnutzen können, sofern es welchen gibt“, berichtet der 36-Jährige. Bereits um sieben Uhr morgens beginnen sie mit ihrer Arbeit. Zum Schutz vor der besonders intensiven Sonne in der Mittagszeit und in den Nachmittagsstunden haben sich die Arbeiten einen kleinen, etwas schattenspendenden Trick überlegt. Sie haben sich zwei Sonnenschirme aufgestellt, unter denen sie im Schatten weiterarbeiten können. Dies ist auch nach der Arbeitsstättenverordnung besonders für Baustellen erlaubt und einzurichten. Auf dem schwarzen Schieferdach ist das Arbeiten bei diesen hohen Temperaturen laut Sommerfeld sehr schwierig. „Schiefer ist sehr hitzebeständig und strahlt zudem noch Wärme ab“, erklärt der Dachdecker, der sich immer dann freut, wenn oben ein wenig Wind weht.
Die Gefahren durch solch intensive Sonneneinstrahlung werden oft unterschätzt. Nicht nur das Licht und die Wärme sind die Bestandteile der Sonnenstrahlung, sondern auch die nicht sichtbare ultraviolette Strahlung. Sie ist verantwortlich für die beliebte Sommerbräunung der Haut, aber auch ein möglicher Grund für verschiedene Haut- und Augenerkrankungen.
Dachdecker schützen sich mit Sonnencreme
Obwohl der Sonnenbrand meistens gut verheilt, erhöht sich aber mit jedem weiteren Sonnenbrand, das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Daher schützen sich die Dachdecker auch oben regelmäßig durch das Eincremen mit Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor und Schutzkleidung. Aber gerade diese erschwert das Arbeiten in der Hitze noch mehr. „Schutzkleidung muss sein, aber eine Sauna braucht man danach nicht mehr zu besuchen“, sagt Sommerfeld bestimmt.
Die dunkle Dachdeckerbekleidung erwärmt sich nicht minder stark wie der Schiefer. Dennoch dürfen die Angestellten auch kurze Bekleidung wie T-Shirts tragen, damit sie Hitze besser verkraften. Mit freiem Oberkörper zu arbeiten, ist ihnen aber nicht gestattet. „Das Helmtragen ist wichtig, aber sehr belastend“, stöhnt er angesichts der Temperaturen ein wenig, und auch über die mit Stahlkappen verstärkten Schutzschuhen. „Zuhause zieht man die dann lieber vor der Tür aus“, verrät der Dachdecker lachend.
Um das Gesundheitsrisiko hoch oben für seine Angestellten zu mindern, stellt Firmeninhaber Uwe Telemann reichlich zu trinken zur Verfügung. Das muss er auch, die entsprechenden Verordnungen für sein Gewerbe schreiben das vor. Das Wasser nehmen die Arbeiter in Kühltaschen mit auf die Kuppel des Rathauses, damit es nicht heiß wird und jederzeit griffbereit steht. Auch auf regelmäßiges Essen wird geachtet, dafür wird aber das Dach in den Pausen verlassen.
Pünktlich 16 Uhr am Nachmittag ist die Schicht für die vier Kollegen beendet. Länger als die acht bis neun Stunden halte man das bei dieser Hitze da oben auch gar nicht aus, sagt Sommerfeld.
Neben den Dachdeckern arbeiten auch noch Zimmerleute auf und unter dem Rathausdach. „Denen geht es nicht anders als uns. Wir alle suchen uns da oben gerne ein schattiges Plätzchen“, erzählt Sommerfeld, der momentan mit den anderen drei Arbeitskollegen, Schiefer an die Kuppel nagelt. Am schlimmsten finden Sommerfeld und seine Kollegen jedoch, dass sie tagtäglich den Weißenfelser Marktbrunnen beobachten können. „Man sehnt sich schon nach einer solchen Erfrischung, wenn man das Wasser so sieht, aber man kann es eben nicht ändern. Da müssen wir durch“, sagt Sommerfeld. Umso schöner ist es daher, wenn die Kollegen und er an die kommenden Tage denken. „Wenn der Wetterbericht richtig liegt, gibt es diese Woche eine Abkühlung“, sagt Sommerfeld und lacht. „Darauf freuen wir uns dann wirklich“, meint er erleichtert und greift wieder zum Schiefer. (mz)

