Nicht alles lief reibungslos Coronavirus - Nicht alles reibungslos: Vater aus Weißenfels berichtet über häusliche Quarantäne und Probleme

Weißenfels - Dass bei der Ankunft der Schüler, die am Freitagabend von einem Skikurs aus Südtirol zurückgekehrt sind und seitdem unter häuslicher Quarantäne stehen, nicht alles reibungslos verlief, bestreitet keiner der verantwortlichen Stellen. „Das war für uns alle eine besondere und erstmalige Situation“, sagt Dezernatsleiter Dieter Engelhardt, dem das Gesundheitsamt unterstellt ist.
Laut Holger Eichardt, stellvertretender Vorsitzender des Schulelternrates des Goethegymnasiums sowie Vater eines betroffenen Schülers, sei es zu Verständigungsproblemen gekommen, wann wer auf das Coronavirus getestet werde und wann das nicht nötig sei. Er erklärt das mit der Lage vor Ort. „Wir mussten der Amtsärztin dicht gedrängt in der Kälte und im Dunkeln in einer Menschentraube zuhören. Da kam leider nicht alles bei allen an. Aber es war und ist für alle eine schwierige Situation“, äußert er sein Verständnis.
Coronavirus kann in meist erst nachgewiesen werden, wenn bereits erste Symptome aufgetreten sind
Amtsärztin Dr. Ina Schmidt stimmt zu: „Ich bin leider nicht so stimmgewaltig. Das wäre mit dem Busmikrofon besser gewesen.“ Das Problem, welches auch Holger Eichardt anspricht: Der Busfahrer habe es eilig gehabt und den Ankunftsort schnell wieder verlassen, weshalb das nicht möglich gewesen wäre.
Beruhigt zeigt er sich darüber, dass bei seinem Sohn sowie 21 weiteren von den insgesamt 38 Skikurs-Teilnehmern bereits Tests auf das Coronavirus durchgeführt wurden und diese negativ ausfielen. Wie Ina Schmidt jedoch sagt, könne das Virus in den meisten Fällen erst nachgewiesen werden, wenn bereits erste Symptome aufgetreten sind. Ein zweiter Test sei deshalb empfehlenswert, wenn nicht sogar nötig.
Widersprüchlich findet Holger Eichardt den Umgang mit der Situation
Widersprüchlich findet Holger Eichardt den Umgang mit der Situation in Weißenfels im Vergleich zu Halle, wo auch die betroffenen Eltern und andere Angehörige, die Kontakt mit den zurückgekehrten Kindern hatten, in häuslicher Quarantäne verbleiben müssen. Diese unterschiedliche Herangehensweise hatte auch Weißenfels Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) kritisiert.
Unter dem Gesichtspunkt, dass auch fünf Mitarbeiter der Stadt Kinder in häuslicher Quarantäne haben, bekräftigt Risch noch einmal, dass mit der Festlegung lediglich die Kinder und die Betreuer unter häusliche Quarantäne zu stellen, „einer möglichen Übertragungskette der Weg frei gemacht“ wurde. Die fünf Mitarbeiter der Stadt gesondert zu behandeln, mache deshalb „leider keinen Sinn“. Dementsprechend hätten sie wieder ihren Dienst angetreten.
Coronavirus: Quarantäne eine erweiterte Vorsorgemaßnahme
Warum in Halle anders als in Weißenfels vorgegangen wurde, kann Ina Schmidt zwar nicht erklären, sie weist aber darauf hin, dass das Gesundheitsamt die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts befolgt habe, welches eine „Kontaktminimierung“ vorsehe. Die Quarantäne sei deshalb sogar eine erweiterte Vorsorgemaßnahme.
Holger Eichardt hat indes selbst eine medizinische Ausbildung und arbeitet als Zahnarzt. Ob er dieser Tätigkeit nun unbesorgt nachgehen könne, habe er von der Amtsärztin wissen wollen. Wenn die Hygienemaßnahmen alle ordentlich eingehalten werden, sei dies keine Problem, nennt er ihre Antwort. Dennoch gebe er seinen Patienten sicherheitshalber ein Schriftstück mit, auf dem bestätigt wird, dass sein Sohn negativ auf das Coronavirus getestet wurde.
„Wir werden von einigen Leuten als verantwortungslos hingestellt.“
Was er „traurig“ finde, seien die Anfeindungen, denen die betroffenen Eltern in den sozialen Netzwerken ausgesetzt seien. „Wir werden von einigen Leuten als verantwortungslos hingestellt.“ Doch daran, dass die Schüler die Reise angetreten haben, sei nichts verwerflich gewesen.
„Als Mediziner sage ich, dass die Gefährdungslage für unsere Kinder bei ihrer Ankunft in Südtirol genauso hoch war wie bei uns hier vor Ort. Das Problem an einer solchen Epidemie ist ja, dass die Lage jeden Tag neu bewertet werden muss und die Ausbreitung der Krankheit nicht vorauszusehen ist“, erklärt Holger Eichardt. (mz)