Hotel "Schöne Aussicht" Corona-Krise: Hotel "Schöne Aussicht" in Leißling - Schwere Zeiten für Münzner-Schwestern

Leissling - Bis zuletzt sind noch etliche Geschäftsreisende und Monteure gekommen, die im Hotel „Schöne Aussicht“ ihre Zimmer hatten. Langjährige Kunden sozusagen. Doch nun? Anke Münzner und ihre Schwester Nicole, die die Geschäfte führen und im Vorjahr das 25. Bestehen des Unternehmens an der Bundesstraße 87 feiern konnten, blicken einer ungewissen Zukunft entgegen.
Angefangen hatte alles vor anderthalb Wochen, als es wegen des Coronavirus und der Begrenzung der Personenzahl Stornierungen zuhauf gab. Nicole Münzner sagt: „Ich konnte einfach nicht mehr ans Telefon gehen.“ Und ihre Schwester spricht von 45 stornierten Feiern und Tagungen. Das fängt mit Hochzeiten an, die ab dem 4. April fest gebucht waren, und geht bis hin zu Familienfeiern.
Anke Münzner verweist auf Paare, die weinend vor ihr saßen und mit denen sie einen Ersatztermin fürs nächste Jahr gesucht hat. Und es geht um runde Geburtstage, die jetzt nicht mehr im großen Kreis gefeiert werden können. „Aber man hat ja nur einmal im Leben ein 80. oder 90. Geburtstagsjubiläum.“ Alternativen seien rar.
Kurzarbeit für die 15 Angestellten beantragt
Man sei ausgebucht, weil Feiern das Hauptgeschäft wären, denn ihr Haus sei ja etwas abseits der Stadt gelegen. Anke Münzner bekennt, dass man vielfach die Gäste beruhigen müsste, obwohl die eigenen Nerven blank liegen würden und man selbst Trost brauche. Sie weiß aber auch von ihrem Sohn, der in den Niederlanden studiert, dass dort bis zu Geschäftsschließungen alles weitaus rigoroser gehandhabt worden ist.
In der gegenwärtig ungewissen Situation habe man aber recht schnell die Reißleine gezogen und bereits am Freitag vor einer Woche Kurzarbeit für die 15 Angestellten beantragt. Das sei angesichts der prekären Situation schnell und problemlos genehmigt worden. Nicole Münzner sagt aber: „Wenn uns dann Mitarbeiter einen Kuchen oder ein paar Blumen vorbeibringen, zeigt das, was für ein gutes Team wir sind.“ Mitunter würden auch ältere Weißenfelser anrufen, die oft bei ihnen gefeiert haben und nun fragten, wie es ihnen gehe.
In der vergangenen Woche habe man angesichts ausbleibender Touristen faktisch nur noch Einnahmen durch Leute gehabt, die beruflich in und um Weißenfels zu tun hatten. So habe man wenigstens noch die Kosten decken können. Schwierig werde es, wenn die Dienstreisenden ausblieben. Deshalb habe man mit der Hausbank die Situation analysiert und Unterstützung zugesagt bekommen.
Was bleibt? „Wir können nur abwarten“, sagt Anke Münzner. Denn niemand wisse, wie es weitergehe und wie lange der Kampf gegen das Coronavirus dauere. Mittlerweile stehe sogar schon fürs Leißlinger Eierbetteln die Absage im Raum, das Anfang Juni stattfinden soll. „Da kann man nur hoffen, dass man das Ganze schnell in den Griff bekommt.“ (mz)