Christophorus-Förderschule Christophorus-Förderschule: Theater ohne Worte

weissenfels/zeitz/MZ - Es gibt keine Bühne, weder Kulissen noch Kostüme und auch keine Worte. Dennoch spielen die jungen Akteure, allesamt mit dunklen Kopfbedeckungen gut behütet, Theater. Nur ein paar Taschenlampen dienen den Mädchen und Jungen als sparsame Requisiten. Die Kinder verständigen sich anhand von Zeichensprache, Gestik und Mimik. Schülerinnen und Schüler der ersten bis vierten Klasse der Christophorus-Förderschule des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) Weißenfels/Zeitz sind so vertieft in ihr Pantomime-Stück, dass Eltern und Lehrer wie gebannt zuschauen. Sie alle sind zu einer öffentlichen Probe eingeladen.
Im Rahmen einer Bildungsmaßnahme wird an der Christophorus-Förderschule Weißenfels-Zeitz des Christlichen Jugenddorfwerkes (CJD) das theaterpädagogische Projekt „Zeig Gefühle“ durchgeführt. Die staatlich anerkannte Schule mit Ausgleichsklassen erhält für das Vorhaben eine finanzielle Förderung des Kultusministeriums in Sachsen-Anhalt. Kinder der ersten bis siebenten Klasse mit dem Förderschwerpunkt soziale und emotionale Entwicklung besuchen diese Schule. Durch das Theaterspiel erhalten Erst- bis Viertklässler viel Gelegenheit, die eigenen Stärken wahrzunehmen, ihre Gefühle zu spüren und die Emotionen der anderen zu erkennen sowie zu lernen, damit entsprechend umzugehen. (ck)
Das Publikum kann mit den Augen eine „Räuberbande“ begleiten, die bei einem geplanten „Einbruch“ verschiedene Hürden meistern muss. Die „Einbrecher“ haben eine Dornenhecke zu überwinden, einen Fluss zu überqueren und sind aufeinander angewiesen. Es ist dunkel, deshalb blitzen Taschenlampen auf. Auch die Hecke und das Wasser übernehmen Rollenspieler. Einer muss sich - wie in einem Glied in der Kette - auf den anderen verlassen können. Und das klappt.
In einer Viertelstunde ist alles vorbei - die jungen Darsteller lächeln und verbeugen sich. Es gibt Beifall, sie sind stolz. Der zehnjährige Tobias aus Lützen gehört zu ihnen. „Das habt ihr gut gemacht“, lobt Rotraud Denecke vom Zeitzer Theaterpädagogischen Zentrum des Vereins „Triton“. Und auch Anke Beeg, die Mutter von Tobias, und sein Klassenlehrer Bernd Kaulwell zeigen sich überrascht. So wie Tobias, der die dritte Klasse besucht, seien noch andere Schüler aus sich herausgegangen, hätten beim Projekt „Zeig Gefühle“ gelernt, mit Emotionen umzugehen, Rücksicht auf andere Kinder zu nehmen, schätzen Eltern und Pädagogen ein. „Das Theaterprojekt ist eine präventive Maßnahme zur Vermeidung von Schulversagen und zur Senkung des vorzeitigen Schulabbruchs“, ist von Schulsozialarbeiterin Doreen Jahn zu erfahren. Im Vorhaben könnten Möglichkeiten zur Lösung von Konflikten im Umgang miteinander aufgezeigt werden. „Die Erst- bis Viertklässler, die hier mitspielen, haben viel über sich selbst und ihre Mitschüler gelernt“, versichert Theaterpädagogin und Sängerin Denecke. Seit vergangenem Herbst probt die Projektleiterin mit einem Dutzend Kindern. Es komme auf das Zusammenspiel an, mal klappe es, dann wieder nicht.
„Mein Sohn war sehr konzentriert“, schildert Mutter Anke Beeg nach dem Stück. „Bevor er die Förderschule in der Deichstraße in Weißenfels besuchte, hatte er Aufmerksamkeitsdefizite, war zappelig und hat den Unterricht gestört - in seiner früheren Klasse lernten 27 Kinder“, sagt die Mutter. Inzwischen habe er sich in seiner jetzigen Klasse mit sechs Kindern eingelebt. „Das stimmt, Tobias hat seine Leistungen sehr verbessern können“, bestätigt Klassenlehrer Bernd Kaulwell.