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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Weihnachten in Familie

Von Julia reinard 22.12.2011, 19:17

Muschwitz/Honesdale/MZ. - Einmal in der Woche geht Kathrin Klöppel ins Zimmer ihrer Tochter Sabrina. Kuscheltiere sitzen auf der Couch, Bilder hängen an den Wänden, die Gitarre liegt in der Ecke. Kathrin Klöppel geht zielstrebig auf den Computer zu. Sie schaltet ihn ein, sucht das Symbol für den Internettelefondienst und loggt sich ein. Dass diese Handgriffe Routine würden, hätte die Kindergärtnerin vor einem halben Jahr nicht gedacht. Aber Tochter Sabrina Klöppel flog im Juli für zehn Monate in die USA. Sie erhielt das Stipendium des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms und nun lebt sie seit fünf Monaten in Honesdale, Pennsylvania.

Mutter Kathrin Klöppel drückt ein Symbol mit grünem Hörer: Es klingelt wie bei einem herkömmlichen Telefon. Auf der anderen Seite des großen Teichs nimmt Sabrina Klöppel das Telefonat an - und erscheint in Muschwitz auf dem Bildschirm in ihrem Zimmer. "Hallo, da bist du ja!", ruft Mutter Kathrin Klöppel und fügt gleich an: "Du hast die neue Brille schon." Sabrina nickt heftig und erfreut, sie trägt eine Brille mit großen Gläsern und dickem, dunklen Rand.

"Wie hast du sie bekommen?", will die Mutter wissen und die 17-Jährige erklärt, sie habe sie sich im Internet bestellt, da gebe es eine Plattform, wo man mit Hilfe eines Bildes von sich selbst testen kann, welche Brille einem stehe. Ihre Wahl fiel auf dieses auffällige Gestell. "Das hätte ich mir zu Hause nicht getraut", gibt sie zu. Kathrin Klöppel lobt die Wahl. Neben ihr am Schreibtisch des aufgeweckten Mädchens sitzt Roswitha Spiegel, die Großmutter Sabrinas, auch sie nickt, die Brille habe was.

Bei jedem Telefonat ist es Sabrina, die zu erzählen beginnt - von ihrem so anderen Leben im Osten der Vereinigten Staaten. Danach gibt es das Neueste aus Lützen und dem Landkreis. Mittlerweile telefoniert die Familie nur noch einmal die Woche auf diese Weise miteinander - Sabrina hat einfach zu viel zu tun. Dazu kommt die schwierige Zeitverschiebung von sechs Stunden. Für den Heiligabend passt das aber genau: Dann wird der Computer ins Wohnzimmer verfrachtet und Sabrina Klöppel kann morgens um Zehn der Bescherung, die in Muschwitz am späten Nachmittag stattfindet, beiwohnen.

Die Weihnachtszeit sei hart, gibt Mutter Kathrin Klöppel zu. "Schmücken und Plätzchenbacken sind mir schwergefallen, da hat Sabrina sonst immer mitgemacht", erklärt sie und seufzt. Die Tochter versteht das und sagt selbst: "Ich vermisse meine Familie." Aber sie schwärmt gleichzeitig von ihrem Aufenthalt in Pennsylvania. "Hätte ich den Austausch nicht gemacht, hätte ich etwas vermisst", sagt die Gymnasiastin.

So aber schwärmt sie vom Musical-Unterricht an der Highschool, erzählt lachend vom Weihnachtsbaum, den die Katze umgerannt hat, und vom Ingwerbrot (Lebkuchen), das sie mit ihrer 22-jährigen Gastschwester Jaya gebacken hat. Davon gebe es auch Bilder, erzählt sie per Skype. Mutter Kathrin Klöppel fragt: "Hast du sie bei Facebook eingestellt?" Die Tochter nickt. Und schon hat Kathrin Klöppel die nächsten Tage wieder etwas zu tun: sich dort einloggen und schauen, was die Tochter in Übersee so fabriziert hat. Auch von dieser Plattform hatte die Muschwitzerin vor einem halben Jahr kaum etwas gewusst. "Vor dem Computer habe ich mich früher gesträubt", gibt sie zu. Roswitha Spiegel schmunzelt, dass sie mal mit einer Art Bildtelefon per Computer kommunizieren würde, hatte auch sie nicht geahnt. Doch mit der Zeit ist es der Familie zur lieben Tradition geworden, Sabrina in ihrem Zimmer zu besuchen - in 6 500 Kilometern Entfernung. So wird das Jahr auch für die in Muschwitz Gebliebenen nicht zu lang - und das Weihnachtsfest ein bisschen so familiär wie sonst auch.