Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Weide an Elster wird zur Todesfalle

Profen/MZ. - Mindestens fünf Schafe ertranken am Mittwoch auf den Wiesen der Elsteraue in Profen. Ein Tier wurde in einer aufwändigen Aktion von der ortsansässigen Feuerwehr gerettet, einem weiteren Schaf kam der Eigentümer zu Hilfe. "Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wie kann man seine eigenen Tiere ertrinken lassen", sagt Nico Döhring und schlägt gegen 8.30 Uhr Alarm.
Zu diesem Zeitpunkt leben noch alle Schafe, doch der Anwohner ahnt schon die Gefahr. Das Wasser in der Weißen Elster steigt dramatisch. Seit Dienstagabend gilt die Hochwasseralarmstufe 2. Mehrere Anwohner haben beobachtet, dass der Tierhalter gegen 8 Uhr die Lage peilt, seine Pferde in Sicherheit bringt und die Schafe zwischen Elster und Mühlgraben im knöcheltiefen Wasser stehen lässt.
"Ich habe gegen 8.30 Uhr den Amtstierarzt in Weißenfels informiert und gleichzeitig dem Ordnungsamt der Elsteraue die Situation geschildert. Doch nichts passierte", ärgert sich Döhring. Immer wieder fragte er nach, fühlte sich hingehalten und vertröstet. "Schließlich habe ich gegen Mittag direkt beim Landrat angerufen und von da an kam Bewegung in die Angelegenheit", fährt Döhring fort. Als die Mitteldeutsche Zeitung gegen 13.15 Uhr vor Ort eintrifft, sind die meisten Tiere bereits tot.
Davon kann sich auch Danko Menzel vom Ordnungsamt der Gemeinde Elsteraue ein Bild machen. Ein schwarzes Schaf irrt im Wasser umher und findet keinen Ausweg. Ein zweites Tier hängt in einem Gestrüpp fest und kämpft ums Überleben. "Für Tiere sind wir eigentlich nicht zuständig", sagt Danko Menzel und wartet gemeinsam mit Nico Döhring auf den Amtstierarzt aus Weißenfels.
Als Volkmar Schurig etwa gegen 13.30 Uhr eintrifft, ist er beim Anblick der toten Tiere erschüttert. Im Gestrüpp hängen aufgequollene Wollkörper. Mancher Vierbeiner hatte versucht, das rettende Ufer zu erreichen und war von der vollgesaugten Wolle nach unten gezogen worden. "Ich habe am Morgen sofort mit dem Eigentümer der Tiere Kontakt aufgenommen. Dieser hatte mir zugesichert, die Schafe in Sicherheit zu bringen", sagt Schurig. "Aus jetziger Sicht wäre es besser gewesen, gleich herzufahren." Die Feuerwehr wird um 13.41 Uhr alarmiert. Noch vor dem Eintreffen der Kameraden kommt der Eigentümer. Wild gestikulierend beschimpft er alle Anwesenden. Mit der MZ reden will er nicht. Im Dorf hat er nach der Aussage von Einwohnern keinen guten Ruf. "Die Pferde standen den ganzen Sommer über in sengender Hitze und hatten nichts zu saufen", erinnert sich Ute Vitz. Die Schafweide grenzt gleich an ihren Garten. "Für mich ist das ein kolossaler Widerspruch, ein Schafhalter, der sich nicht um seine eigenen Tiere kümmert", fährt sie fort. Sie habe schon mehrfach Schreiben verfasst und sich im Ordnungsamt beschwert, doch passiert sei nichts. Schließlich sei auch vor kurzem noch ein Pferd gestorben. Auf Nachfrage räumen Danko Münzel und Volkmar Schurig ein, dass jener Mann aus Profen in den Amtsstuben kein Unbekannter sei.
Der Profener Wehrleiter Hilmar Schulze und Mirko Stahl sind die ersten Feuerwehrmänner vor Ort. Sie ziehen sich ihre Gummihosen an und versuchen, das schwarze Schaf zu retten. Später kommen Kameraden aus Reuden und Langendorf zur Verstärkung dazu. "Ich verstehe den Tierhalter nicht. Seit Dienstagabend gilt für die Elster die Hochwasser-Alarmstufe 2. Er hätte die Schafe in Sicherheit bringen müssen", sagt Schulze. Gemeindewehrleiter Axel Fickler verdeutlicht, dass auch die toten Tiere eingesammelt werden müssen.
Am Ende bleibt die Frage, ob der Eigentümer zur Verantwortung gezogen wird. "Aus Sicht des Tierschutzes wird es Konsequenzen geben. In welcher Art, ist noch offen", so Schurig. Ob der Einsatz der Wehr bezahlt werden muss, darüber entscheidet laut Leitstelle die Gemeinde.