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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Wehrleute schmeißen in Kleinkorbetha hin

Von HOLGER ZIMMER 07.12.2010, 18:59

KLEINKORBETHA/MZ. - Die letzten Kleinkorbethaer Kameraden haben die Brocken hingeworfen. Eine Ortswehr gibt es also in dem kleinen Ort nicht mehr. Dabei hatte sie vor fünf Jahren noch das 100. Jubiläum ihrer Gründung groß im Dorf gefeiert.

Zweimal hatte sich der Ortschaftsrat zuletzt mit dem Thema beschäftigt. Grund dafür war, dass Anfang September das zehn Jahre alte Feuerwehrauto nach Großkorbetha geholt wurde, die Schlösser am Gerätehaus in Kleinkorbetha ausgetauscht wurden. Die Wogen schlugen hoch. Die Kameraden sahen sich vor die Tür gesetzt, erschienen nicht mehr zum Dienst, der in Großkorbetha stattfand.

Nach einem letzten Gespräch haben sie nun Ortsbürgermeister Johannes Drewitz (parteilos) ihre Ausweise übergeben. Für ihn ist diese Entwicklung nicht nachzuvollziehen. Er betonte, dass man die Kleinkorbethaer Ortswehr hätte erhalten müssen. "Das ist Potenzial, das wir brauchen, zum Beispiel wenn es Hochwasser gibt."

Für Ortswehrleiter Erhard Hödel liegen die Probleme anders. Die Wehr auf der anderen Saaleseite bestand letztlich nur noch aus drei Leuten, die freitags Dienst in Großkorbetha taten. Einen Gruppenführer gab es nicht mehr, einen Maschinisten tagsüber auch nicht.

In dieser Situation sei auch noch das Tanklöschfahrzeug in Großkorbetha ausgefallen, das man angesichts des Gefahrenpotenzials der Leuna-Raffinerie neben dem drei Jahre alten Hilfeleistungslöschfahrzeug braucht. Da hatte sich Bürgermeister Drewitz laut seiner Aussage dagegen ausgesprochen, das Auto von Klein- nach Großkorbetha zu überführen, etwas, was so nicht gesagt worden ist, so wiederum Hödel. Für eine gewisse Eigenständigkeit der Kleinkorbethaer hätte man laut Hödel mindestens noch vier, fünf Kameraden gewinnen müssen und auch dann wäre ein Großkorbethaer notwendig gewesen, um die Ausbildung abzusichern. Was die Schlösser angehe, sagte Hödel, die seien ausgetauscht worden, weil man ihm die Schlüssel nicht gegeben habe.

Die Meinung im Ortschaftsrat war dennoch, die Feuerwehr in Kleinkorbetha zu erhalten. Anne-Katrin Böhmer (CDU-Mandat) sprach von aktiven Leuten, die auch Fackelumzüge bei Festen abgesichert hätten. Sie erinnerte außerdem daran, dass man mit dem Ende der Schulerweiterung das Dorfgemeinschaftshaus, in dem sich auch die Feuerwehrräume befinden, trockenlegen müsse. Sie forderte, persönliche Querelen aus der Welt zu schaffen. Uwe Horn (Einzelmandat) äußerte: "Wir können es uns nicht leisten, Feuerwehrleute über die Klinge springen zu lassen." Und er verwies auf die Nähe zur Autobahn. Im Ortschaftsrat schätzte Maik Trauer, Fachbereichsleiter für Ordnung und Soziales im Weißenfelser Rathaus, die Anforderungen an die Wehr in Großkorbetha und demzufolge auch in Kleinkorbetha als hoch ein. Er verwies auf das enorme Risikopotenzial in der Nähe des Chemiestandortes und darauf, dass es in Wengelsdorf keine Wehr mehr gebe. Trotz des Rückzugs der drei Kleinkorbethaer Feuerwehrleute sagte Trauer: "Wir haben ein erstes Gespräch geführt, ein zweites wird folgen und dann werden wir wissen, ob es realistisch ist, die Wehr Kleinkorbetha zu erhalten."