Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Trauer um Sonderling

DEHLITZ/MZ. - "An dem schönen Naturwunder habe ich meine Zuckertüte bekommen", erinnert sich Ines Urban (44) an ihre Kindheit. Welche Liebespaare sich unter dem Baum geküsst haben, konnte man aus seiner Rinde lesen. "Schon als der Park noch im Gutsbesitz war, wurde er für Spaziergänge von Festgesellschaften geöffnet und haben sich viele an seiner Baum- und Pflanzenpracht erfreut", weiß Uwe Lemmnitz. "Auf alten Fotos ist die Familie meist unter der Hängebuche versammelt", fällt Wolfgang von Richter auf, dem Nachfahren des einstigen Rittergutsbesitzers. Doch selbst in Weißenfels existieren viele Fotos mit der Hängebuche, denn zu Wandertagen war sie für Schulklassen oft Ziel. Und gern hat man auch Gäste in den Park geführt, um ihnen zu zeigen, was die Natur für Besonderheiten hervorbringt, berichtet Hubert Mayer.

Was für die Ortsbürgermeisterin Christine Krößmann (Die Linke) einem Drama gleichkommt, ist für die Naturfreunde und -schützer zwar bedauerlich, doch nicht überraschend. Der Baum hat mit einem geschätzten Alter von mindestens 250 Jahren eine beachtliche Lebenszeit unter seinen Artgenossen erreicht, relativiert der Weißenfelser Hans Köhler die Tragik. "Das war mal zu erwarten", sagt er. In den letzten Jahren hatte sich bereits ein Pilz in das innere Holz hineingefressen. Als Botaniker rät Köhler, die tote Krone jetzt nicht wegzuräumen, denn aus ihr könnte noch neues Leben erwachsen. Ohnehin hat der Baum sieben sogenannte Kindel hinterlassen. Deswegen stand nicht nur der Hauptbaum unter Naturschutz, sondern ist von dem Schutz eine 205 Quadratmeter große Fläche in seiner Umgebung erfasst. Auf dieser hat die "Mutter" aus ihren herabhängenden, in typischer Schlangenform mit Knicken und Drehungen gewachsenen Ästen neue Bäume hervorgebracht. Auf diesen liegt nun die Hoffnung, dass auch künftige Generationen die Besonderheit im Dehlitzer Gutspark noch erleben werden.