Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Tiefverwurzelt in Dehlitz' langer Geschichte
DEHLITZ/MZ. - Er braucht nur ein Stichwort, einen Blick oder einen Fingerzeig, schon sprudelt es aus ihm heraus: Jahreszahlen, Namen von Persönlichkeiten und ihre Beziehungen zueinander, Anekdoten. Uwe Lemmnitz brennt für die Geschichte seines Heimatortes. Der 66-Jährige wohnt sein ganzes Leben schon in Dehlitz. "Und ich möchte hier auch nie weg", sagt er mit Nachdruck.
Wie das einmal werden soll, wenn er vielleicht nicht mehr für sich sorgen kann, wisse er allerdings noch nicht. Denn Uwe Lemmnitz, geboren 1944, ist Zeit seines Lebens Junggeselle geblieben und wohnt allein in seinem Häuschen. Sein Bruder lebe in Weißenfels, er habe einen Neffen, aber keine eigenen Kinder. "Manchmal bedauere ich das", sagt er.
Langweilig wird es ihm dennoch nie, denn er engagiert sich im Förderverein für den Erhalt der Dorfkirche Dehlitz, ist Vorstandsmitglied und regelmäßig als Gästeführer im Einsatz. "Genau kann ich es gar nicht sagen, wie lange ich das schon mache. Vielleicht acht oder zehn Jahre", grübelt Uwe Lemmnitz. Etwa 15 Führungen im Jahr leite er und locke Besucher auch schon mal selbst in die Dorfkirche mit ihrem barocken Säulenaltar und dem reichverzierten Epitaph derer von Wolffersdorff. "Darunter waren zwei Radfahrerinnen, die ich eingeladen habe, sich unsere Kirche anzusehen. Es stellte sich im Gespräch dann heraus, dass sie aus dem schweizerischen Winterthur stammten", erzählt er und freut sich über solche Begebenheiten. "Mit 14 Jahren war ich der zweite römische Soldat im Krippenspiel in unserer Dorfkirche", verbindet er zudem eine von vielen Erinnerungen mit dem Bauwerk.
"Geschichte war schon in der Schule mein Lieblingsfach", erzählt Uwe Lemmnitz, der die erste bis achte Klasse in Dehlitz und die neunte und zehnte in Rippach verbracht hat. Seine Begeisterung für die Historie ist nie erloschen. So hat er durch Ahnenforschung den Familienstammbaum zusammengetragen. Er glaubt, seine Vorfahren könnten aus dem thüringischen Lemnitz mit den Flößern 1817 erst nach Altgoddula und Bothfeld und später dann nach Dehlitz gekommen sein. "Solche Jahreszahlen habe ich einfach im Kopf und vieles zum Dorf, wie es früher war, weiß ich aus Erzählungen meiner Eltern", ergänzt er.
So spickt er Fakten, beispielsweise zum Rittergut, mit Erinnerungen an seine eigene Kindheit, als er als kleiner Junge dort spielte. "Mir tut das in der Seele weh, wenn ich sehe, was aus dem stattlichen Anwesen geworden ist", bedauert Uwe Lemmnitz. Immerhin sei das Rittergut Dehlitz eines der größten Mitteldeutschlands. Seine Großeltern und Eltern waren mit der Gutsfamilie von Richter gut bekannt. Ein Cousin seines Vaters war gar Kutscher und Chauffeur des damaligen Gutsherren.
Beruflich hat es den Frühaufsteher - um 4 Uhr jeden Morgen, danach gibt es Frühstück und die MZ - allerdings in einer andere Richtung verschlagen. Ab 1961 lernte er in Leuna Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungsmechaniker (BMSR-Mechaniker) und hat in diesem Beruf "um 1970 rum" seinen Meister gemacht. Als solcher war er dann in Leuna beschäftigt, bevor er 1991 seine Arbeit verlor. Drei Jahre hat er danach mitgeholfen, das Chemiemuseum auf dem Gelände der Merseburger Fachhochschule aufzubauen und ging dann mit 60 Jahren in Vorrente.
Seither kümmert er sich um die Versorgung seiner Hühner, seines altbäuerlichen Obstgartens und von Haus und Hof. Und er geht geschichtlichen Spuren in der Umgebung, wie Weißenfels, Teuchern oder Bad Dürrenberg nach, die mit Dehlitz in Verbindung stehen. "Ich habe ständig irgendwas zu tun", sagt Uwe Lemmnitz und schmunzelt vergnügt.