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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Streit um höhere Taxipreise

Von Torsten Gerbank und Matthias Voss 11.01.2012, 18:59

Zeitz/MZ. - Statt 1,50 Euro müssen nun 1,90 hingeblättert werden. Und diese Steigerung ist nur ein Teil der Tariferhöhungen, die in Kraft getreten sind. Die Reaktionen der Kunden sind so verschieden wie die Meinung der Unternehmer.

Enrico Färber, Inhaber des Taxibetriebes Kilian in Zeitz, stößt die Preissteigerung in dieser Höhe bitter auf. 1,70 je Kilometer hätten gereicht, meint er. Er fürchtet nun einen Verlust an Fahrgästen und sinkende Umsätze. Färber mutmaßt, dass die Zahl der Taxen, die für die 31 im Burgenlandkreis ansässigen Taxi-Unternehmen rollen, abnimmt. Im Gegenzug, so seine Meinung, würden mehr Mietwagen rollen. Beispiel ist er selbst. Eine Taxe werde er aus dem Verkehr ziehen und einen Mietwagen neu in Dienst stellen. "Bei Mietwagen werden die Fahrpreise selbst gestaltet", so der Unternehmer. Für den Kunden haben sie aber den Nachteil, dass Mietwagen prinzipiell angefordert werden müssen. Sie können sich also nicht wie Taxen an Ständen anbieten und dürfen auf Rückwegen von Fahrten keine neuen Kunden mitnehmen.

Die Idee eines Mietwagens hat auch schon Hans-Jürgen Schauerhammer vom gleichnamigen Taxi-Unternehmen in Weißenfels gehabt. "Aber das würde sich für mich nicht lohnen, dann könnte ich nicht mehr den verminderten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent berechnen, sondern 19", so Schauerhammer, der diese Erhöhung dann wieder an den Kunden weitergeben müsste. Generell sei auch er nicht glücklich mit der Anhebung der Preise. "1,70 Euro hätte ich noch mitgetragen. Aber bei 1,90 Euro habe ich nicht zugestimmt." Für Schauerhammer persönlich sind die neuen Preise ein besonderer Dorn im Auge, denn erst im Dezember habe er die Uhren in allen Autos eichen lassen. "Das kann ich nun noch mal machen", sagt der Mann, der auch von Frust bei den Kunden redet.

Daniel Richter, Inhaber des Weißenfelser Taxi-Express, spürt dagegen noch keine negativen Auswirkungen. "Ich habe der Erhöhung zugestimmt, weil wir doch immer höhere Kosten haben", so Richter. Bestätigung bekommt er von Hartmut Engelmann aus Weißenfels, der ab und zu ein Taxi braucht, sonst aber eine Monatskarte für den Bus hat. "Die Unternehmen müssen ja auch überleben. Mir als Gelegenheitskunde macht das nichts aus, aber vielleicht dem einen oder anderen Stammkunden."

Lutz Möbius, Inhaber der Firma Taxitransport in Zeitz, und Marno Scherling, Inhaber von Taxi-Marno in Naumburg, verteidigen die Preissteigerung vehement. Sie haben dafür gekämpft und verhandelt. Scherling als Vorsitzender des Regionalverbandes des Taxigewerbes Elster-Saale-Unstrut und Möbius als Verbandsmitglied. Die Männer begründen ihr Engagement unter anderem mit Verantwortung gegenüber Kunden und Mitarbeitern und natürlich mit Preissteigerungen, die den Unternehmern das Leben schwer gemacht haben. "Allein der Diesel ist 2011 um rund 20 Prozent teurer geworden", sagt Möbius. Nicht zu vergessen Versicherungsprämien, Werkstattkosten und die "beabsichtigte Erhöhung des Mindestlohnes", so Scherling. Deshalb habe der 16 Mitglieder zählende Verband letztes Jahr beim Burgenlandkreis den Antrag gestellt, nach 2008 erneut die Tarife nach oben zu korrigieren und neue Vorstellungen vorgelegt. Damals war der Kilometerpreis um 30 Cent gestiegen.

Der Landkreis gestattet Preissteigerungen nicht willkürlich, so Irene Ißleb, Leiterin des Straßenverkehrsamtes. Das Amt sehe sich schon betriebswirtschaftliche Abrechnungen der Taxiunternehmen an. Schließlich müsse die Verwaltung prüfen, ob die beantragten Preiserhöhungen gerechtfertigt sind. Sie müsse abwägen, ob die Steigerungen nicht die Gefahr bringen, dass Kunden abspringen und damit Taxiunternehmer in den Ruin getrieben werden. Im jüngsten Fall hat die Verwaltung dem Begehr des Verbandes fast komplett entsprochen, nur den Preis für die Wartezeiten um fünf Cent je Minute nach unten korrigiert.

Ob sich der Verband verspekuliert hat, diese Frage beantworten Scherling und Möbius mit Nein. Man habe die nun in Kraft getretenen Tarife in der Tat gewollt und die Forderung nicht absichtlich hoch gestellt, in der Vorahnung, der Kreis werde sowieso nach unten korrigieren. Nach Meinung der Verbandsmitglieder sei die jetzige Erhöhung auch deshalb wichtig, weil die Taxifahrer damit eine bessere Verhandlungsposition gegenüber Krankenkassen haben. Denn die zahlen für Patientenfahrten nach MZ-Informationen zum Teil um einen Euro je Kilometer. Laut Scherling und Möbius haben die Kassen mehrfach gefordert, die normalen Tarife zu erhöhen, bevor sie verhandeln wollen.