Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Sprachförderung im Kindergarten
TEUCHERN/MZ. - Man kann Augen entdecken. Es braucht ein bisschen Phantasie, aber wer die besitzt, erkennt im Stamm eines Baumes am Teucherner Schützenplatz tatsächlich Augen und damit ein Gesicht. Kinder haben diese Phantasie und kamen kürzlich aufgeregt zu ihren Erzieherinnen: "Wir haben einen Waldgeist entdeckt!" - Und damit hat der Kindergarten, der vor wenigen Wochen den neuen Namen "Haus der kleinen Waldgeister" erhielt, nun auch einen passenden Bewacher.
80 Kinder sind in der Kita, dazu kommen 60 Schüler der Grundschule Teuchern, die in den Hort gehen, der ebenfalls in die Verantwortung des Kindergartens gehört. Mit zwölf Mitarbeiterinnen kümmert sich Leiterin Angelika Hartmann um die Kleinen zwischen null und 14 Jahren. Der neue Name solle das Konzept transportieren, sagt sie. Dennoch: Es waren nicht die Kindergärterinnen, sondern die Eltern, die sich für den Titel entschieden haben.
Sie reichten Vorschläge ein und die wurden dann zur Abstimmung an den Fächern der Kinder angebracht. Die meisten Kreuzchen erhielten die "Waldgeister" - "ein Name, der zu uns passt", wie Leiterin Hartmann findet.
Nicht nur ist die Kita von Natur umgeben, sondern frische Luft und Naturmaterialien, auch die Entwicklung von Pflanzen spielen im Kita-Alltag eine große Rolle. Ein beredtes Beispiel dafür sind die Kürbisse des vergangenen Jahres. Die hatten größere Kinder ausgehöhlt, anschließend die Kerne getrocknet. Im Frühjahr haben sie sie in Blumentöpfen im Fenster herangezogen und mit wärmerem Wetter ins Freie gepflanzt. "Es wurde sogar etwas geerntet", berichtet Erzieherin Iris Wiegand.
Die Herbstgestalten, die im Rathaus ausgestellt wurden und die im Aufgang des Kindergartens stehen, gehen nicht auf die eigene Pflanze zurück - aber auch sie zeigen: Hier wird mit Kastanien, Zierkürbissen, Steinen und Kork gebastelt.
Am Fuße dieses Aufgangs hängt ein Ast, an dem sich Triangel, Ratsche, Klanghölzchen befinden. Warum? "Hier geht es zur Musikgruppe", erklärt Leiterin Angelika Hartmann. Rund 20 Kinder singen hier und präsentieren außerhalb ihre Lieder - als nächstes beim Weihnachtsmarkt. Auch Englisch kann geübt werden. Interessierte Kinder lernen spielerisch Zahlen, Lieder und Gedichte in der Fremdsprache kennen.
Am ungewöhnlichsten ist jedoch die Sprachförderung. Seit Mai ist Yvonne Rothe dafür im Kindergarten. Die Erzieherin und Heilpädagogin kümmert sich darum, dass die Kinder mehr sprechen - und damit ihr Sprachvermögen verbessern. Sie arbeitet eng mit den anderen Erzieherinnen zusammen. Gibt es bei einem Kind Auffälligkeiten - bemüht sie sich, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Häufig arbeitet sie aber auch mit mehreren Kindern in einer Gruppe. Am wichtigsten sei, die Kinder zum Reden zu bringen, sagt sie. Das klappe nicht bei allen auf die gleiche Weise.
Wie ins Gespräch kommen mit einem Kind, das nicht gern mit einem Buch arbeitet, aber handwerklich aktiv ist? - Baut es gern, setzt Rothe sich dazu und fragt, was es baut, wie es vorgeht, ob seine Eltern auf dem Bau zu tun haben. So käme ein Kind ins Reden und das ist die Absicht der Sprachförderung. "Die Kinder sollen mehr sprechen", sagt Yvonne Rothe. Damit hat sie auch die Kolleginnen angesteckt, wie Leiterin Hartmann sagt: "Wir achten jetzt stärker darauf, dass die Kinder antworten."
Dafür setzten sich die Erzieherinnen erst mit der eigenen Art zu kommunizieren auseinander. "Man muss sich als Erzieher mal zurücknehmen, muss nachfragen und den Kindern auch Zeit zum Antworten lassen", sagt Fachfrau Rothe. Die Förderung ihrer Stelle läuft über das Bundesministerium - das Programm heißt "Frühe Chancen - Sprache und Integration". Und solch frühe Chancen bräuchte es auch, sind sich die Erzieherinnen einig, denn zu Hause sprächen die Kinder heute weniger als früher. Dabei ist es damit wie mit allem: Übung macht den Meister.