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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Sieben-Kilo-Album im Fundus

Von HOLGER ZIMMER 02.08.2011, 19:28

GOSECK/MZ. - Über beide hatte der Gosecker Heimatforscher eine Dokumentation erarbeiten wollen, doch im Falle von Heinemann, der wegen seines Protestes gegen das Pflanzen einer Hitler-Eiche von den Nazis verhaftet worden war, ließen sich nur Fragmente in Erfahrung bringen.

Seiner Fleißarbeit über Enke hingegen wurde nun die Krone aufgesetzt. Nach über zweijährigen Recherchen und einem langen Jahr des Wartens traf Winter in Bad Homburg den 83-jährigen Großneffen von Carl Enke, Hans-Hermann Enke. Dieser lebt heute in Namibia und stattete Deutschland einen Besuch ab. "Diese Fahrt hat sich gelohnt", sagt der 67-jährige Winter. Er bekam zwei Kartons, gefüllt mit unzähligen Fotos und vielen Belegen, aber auch eine der Pumpen, die Enke in Schkeuditz bauen ließ, als geschnittenes Modell. Glanzstück jedoch ist ein knapp sieben Kilogramm schweres und in Leder gebundenes Fotoalbum, das 1911 aus Anlass des 25. Jubiläums der Carl-Enke-Fabrik hergestellt worden war. Auf einigen Seiten gibt es Bilder von Enke, seinem Prokuristen, dem Oberingenieur, Schlossern, Drehern und Lehrlingen. Außerdem überreichte der Großneffe eine Chronik, die 1986 zum 100. Jubiläum erschien. Auftraggeber war der Volkseigene Betrieb Gebläsewerk Schkeuditz.

Im Gespräch zeigt sich Fred Winter begeistert, hatte er doch in über zweijähriger akribischer Arbeit viele Details aus dem Leben Carl Enkes herausgefunden. Dabei halfen ihm zum Beispiel Hans Neubert als Leiter des Museums in Schkeuditz, Martina Meißner vom Förderverein der Markröhlitzer Dorfkirche, Silke Künzel vom Weißenfelser Stadtarchiv und Neefs. Eine Urgroßmutter aus dieser Familie war eine Nichte Enkes.

Für Markröhlitz und seine Bewohner setzte sich Enke mehrfach ein. So stiftete er 1911 eine Orgel aus der Ladegast-Werkstatt, die in naher Zukunft saniert werden soll. 1918 starb Enke 63-jährig in Leipzig und hatte zuvor in einem Testament 2,6 Millionen Mark für den Bau eines Altenheimes in Weißenfels, wo er das Schlosserhandwerk erlernt hatte, ebenso zur Verfügung gestellt wie 200 000 Mark für den Ort Markröhlitz. Auch seine Arbeiter und Angestellten wurden finanziell bedacht.

Bevor der Bau eines Altenheimes in der Saalestadt begonnen wurde, erhielt eine Straße am Kugelberg von den Stadtverordneten 1920 bereits den Namen "Am Enkeheim". Der Amtsschimmel aber wieherte offenbar und 1930 hatte die Inflation aus den zweieinhalb Millionen 400 000 Mark gemacht. Während der Straßenname nach 1925 nicht mehr in Adressbüchern auftauchte, blieb Enkes Geburtshaus in Markröhlitz bis 1986 / 87 erhalten. Heute erinnert dort eine Gedenktafel an den ehemaligen Sohn des Ortes. Es ist jene Straße, die seit 1937 seinen Namen trägt.

Bereits nach einem Jahr der Forschungstätigkeit mündeten die Bestrebungen Fred Winters in einer Ausstellung aus Anlass des 155. Geburtstages Enkes. Gleichzeitig brachte er eine Broschüre heraus. Nun sagt der 67-Jährige: "Angesichts der inzwischen vorhandenen Unterlagen und Gegenstände könnte ich mir vorstellen, dass eine Gedächtnisstätte geschaffen wird." Immerhin sei Enke sein Leben lang bodenständig und heimatverbunden gewesen.