Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Räuber überfielen Postbank-Agentur
GROSSKORBETHA/MZ. - Die Hände von Manuela Voigt zittern, die Augen sind rot umrandet und verquollen. Es ist Donnerstag, kurz nach 9 Uhr, und gerade ist die 41-Jährige überfallen worden.
Beim Tatort handelt sich um ein kleines Geschäft in der Bahnhofstraße in Großkorbetha. Dort wollte die Bad Lauchstädterin an diesem Tag eigentlich Spielwaren verkaufen, Post und Schuhreparaturen annehmen und Geld für Postbankkunden herausgeben. Nun aber flattert vor dem Geschäft das rotweiße Absperrband der Polizei. Davor steht Manuela Voigt mit ihrer Schwiegermutter Regina Kretschmer. Sie ist die Inhaberin, war zwar während des Überfalles nicht vor Ort, aber trotzdem hautnah dabei. "Ich sitze in Bad Lauchstädt bei einer Tasse Kaffee. Da ruft der Wach- und Sicherheitsdienst an. Er sagt, in meinem Geschäft findet gerade ein Überfall statt", sagt sie und ringt ebenfalls mit den Tränen. Manuela Voigt hat nämlich noch den Alarmknopf drücken können, bevor sie in die Gewalt der Täter gerät. Dadurch hat sich die Videokamera angeschaltet.
Regina Kretschmer will sofort ihre Schwiegertochter anrufen aber das darf sie nicht. Die Situation könnte eskalieren. So erfährt Renate Kretschmer vom Wachdienst durch das Telefon, wie Manuela Voigt zum Tresor gedrängt wird. Dort nehmen die beiden Täter mit, was wertvoll ist oder den Anschein danach hat: mehrere tausend Euro Bargeld, Dokumente, Briefmarken, vermutlich im Wert von ebenfalls mehreren tausend Euro.
"Sie verlassen jetzt das Geschäft. Ihrer Mitarbeiterin geht es gut", sagen wenige Minuten später die Sicherheitsmitarbeiter. Regina Kretschmer steigt in ihr Auto und fährt sofort nach Großkorbetha. "Ich hatte immer Angst, dass so etwas passiert", sagt sie. "Ich habe mir immer gewünscht, dass es dann nicht Manuela, sondern mich erwischt." Denn beide Frauen teilen sich die Arbeit. Diese Angst ist nicht unbegründet. Bereits zwei Mal ist schon eingebrochen worden. "Das war aber nachts, da hat man dann doch ein bisschen Abstand und nicht diesen psychologischen Druck", sagt Regina Kretschmer. Daher hat sie nach 18 Jahren des Unternehmens vor zwei Jahren auch die Alarmanlage einbauen lassen.
Nun steht die Frau mit den braunen Augen auf ihren Gehhilfen am Straßenrand. Sie ist krank und hat deshalb nicht arbeiten können. Aber die Kraft, ihre Schwiegertochter zu trösten und ihr zuzuhören, die bringt sie auf.
Manuela Voigt erzählt: Gerade hat sie den Laden geöffnet. Dabei fällt ihr auf, dass ein rotes Auto langsam die Straße entlang fährt. "Ich habe mich über die Wollmützen auf den Köpfen der Männer gewundert", erinnert sie sich. Sekunden später weiß sie, dass es die Masken der Täter sind. Widerstand ist zwecklos. Die Frau befolgt die Befehle der Räuber. Plötzlich betritt Jens Schreiber den Laden. Er ist Kunde und will einen Brief aufgeben. Dazu kommt er nicht. "Der eine hat seine Waffe gezeigt und mich die Treppe hochgejagt", erzählt Schreiber. Kurz danach flüchten die Täter, Jens Schreiber und Manuela Voigt wählen den Notruf. "Die Kleene hat gezittert wie eine Rüttelplatte", sagt er mit Blick auf Manuela Voigt. Trotzdem notiert sie sich noch das Kennzeichen. Umsonst. Der Wagen geht später einige Kilometer entfernt bei Lützen-Bothfeld in Flammen auf. Es war ein in Bad Dürrenberg gestohlener Pkw, die Kennzeichen wurden im Raum Anhalt Bitterfeld geklaut. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur.
