Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Rabatte trösten die Kunden kaum
Hohenmölsen/Lützen/MZ. - Betroffenheit herrschte am Freitag vor den fünf Schleckerfilialen im Burgenlandkreis, die zum 23. März geschlossen werden: Hohenmölsen, Teuchern, Lützen, Naumburg und Zeitz. Im Kischberg-Center von Hohenmölsen läuft in der Drogerie, wie in allen vor dem Aus stehenden Filialen, der Ausverkauf. Dicke Rabatte werden gewährt. Die Kunden stehen Schlange.
Da hat unter anderem Tina Jahn kräftig zugelangt. "Es ist fast peinlich, aber es ist so preiswert", meint die 33-jährige Hohenmölsnerin. "Für mich ist das hier ein toller Standort, weil ich vor dem Center bequem parken kann. Schade, jetzt muss ich woanders hin", bedauert die junge Frau die Schließung. Rentnerin Konstanze Löbel gehört zu den Stammkunden der Filiale. "Man kann nicht alles im Supermarkt kaufen. Ich bin gern hier einkaufen, schon wegen der preiswerten Pflegeprodukte." "Für mich wird's weiter, wenn ich in die andere Filiale in der Thälmannstraße, die bleiben wird, laufe", schildert die 36-jährige Barbara Fuchs und Brigitte Strenge meint: "Mir tun einfach die Verkäuferinnen leid, die jetzt vor der Arbeitslosigkeit stehen. Ich bin immer freundlich bedient worden."
Zwischen den Regalen, die sich bereits am Freitagvormittag deutlich leeren, ist auch Irene Mooser zu finden. "Ich kaufe hier immer Kosmetik, die es nicht in der Kaufhalle gibt. Ich finde es einfach blöd, dass die Drogerie schließt. Auch fürs Kirschberg-Center, wo ja schon genügend Läden nicht belegt sind." 15 Jahre fährt Renate Wenzel von Webau nach Hohenmölsen in "ihre" Schlecker-Filiale. "Weil es günstiger ist und die Verkäuferinnen einfach nett sind. Im Supermarkt ist es mir zu unpersönlich. Ich werde die Drogerie vermissen", sagt die 73-Jährige.
Ähnliche Szenen wie in Hohenmölsen spielen sich im Lützener Schlecker-Markt ab. Erika Neumärker hat dort gerade eingekauft. Die Starsiedelerin war gern Kunden dieser Drogerie "Es finden sich nun Möglichkeiten. Aber das war es auch schon", sagt sie, schaut auf das Geschäft in dem sich die Kunden seit dem begonnen Ausverkauf drängeln und wieder tritt den Heimweg an.
"Nun müssen wir nach Weißenfels, Bad Dürrenberg oder Leipzig", sagt Gabriele Krause. Die Lützenerin gehört zu den Schlecker-Stammkunden. Sie bedauert die Schließung dieser einzigen Drogerie in Lützen. "Mir tun die Angestellten leid", sagt sie. Aber auch die älteren Menschen, die an ihre Schlecker-Produkte gewöhnt sind, haben ihr Mitgefühl.
Rolf Zander wird nun nicht mehr mit dem Rad in Lützen zum Schlecker-Markt fahren, sondern mit dem Bus nach Weißenfels. Es sind diese vermehrten Kosten und der Zeitaufwand, die sich mit der drohenden Schließung auf ihn auswirken. Gedrückte Stimmung auch in Teuchern, wo die Filiale in der Oberstraße vor dem Aus steht. "Ich habe schon lange bevor die konkrete Schließliste veröffentlicht wurde, an das Schlecker-Unternehmen geschrieben. Mit Nachdruck habe ich noch einmal verdeutlich, was ein solches Aus für eine Kleinstadt bedeutet", schildert Teucherns Bürgermeister Frank Puschendorf (parteilos). Eine Antwort habe er nicht bekommen. Die Filiale befindet sich auf einem Privatgrundstück. Das mache die Wiederbelebung des Geschäftes nicht gerade leicht. Dennoch habe die Kommune Kontakte zu anderen Drogerieketten aufgenommen. "Wir wollen für Teuchern wieder eine Drogerie", sagt der Bürgermeister.
Der Ausverkauf geht weiter. Inmitten von Menschen, die ihre Körbe in einer der zu schließenenden Filialen füllen, steht eine Verkäuferin. Sie versucht Fassung zu bewahren, berät die Kunde, bleibt freundlich, aber ihre Augen schimmern feucht. Immer wieder sieht sie auf diese vielen Kunden. "Wir müssen abwarten", sagt sie, die seit Jahren dort gearbeitet hat. Dann fangen die Hände an zu zittern, die Tränen laufen über die Wangen. "Es ist einfach zuviel", sagt sie und flüchtet in ihr Büro.