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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Mit der Pumpe geht's den Rissen an den Kragen

Von CLAUDIA PETASCH 06.10.2010, 18:18

POSERNA/MZ. - Werner Ehrich greift zum Holzbalken, der auf der Empore in der Posernaer Kirche liegt. Von der einen Seite sieht das Holz normal aus, erst beim Rumdrehen ist der enorme Schaden zu sehen. Der Balken ist völlig morsch. Als Ehrich danach greift, zerbröselt das Holz regelrecht zwischen den Fingern des Architekten und Zimmermannes. Noch vor kurzem befand sich der Balken im Dachstuhl der Posernaer Kirche. Im Zuge von Sanierungsarbeiten ist das morsche Holz entdeckt und erneuert worden.

Morsche Balken zufällig entdeckt

"Im Seitenschiff sind die Deckenbalken teilweise nicht mehr tragfähig gewesen", erklärt der Fachmann aus Kleinkorbetha. Zwar wurde im Jahr 1994 das Dach des Gotteshauses neu gedeckt, doch die Balken sind damals nur teilweise erneuert worden. Zudem konnte über die Jahre Nässe eindringen und die schädigte das Holz, der Schwamm fraß sich durch und machte die Balken morsch.

Doch die Balken sind nicht das Einzige, was an dem Gotteshaus saniert werden muss. Das Dach ist falsch gelagert, die Kräfte werden nicht richtig verteilt. In der Folge bildeten sich Risse im Mauerwerk, manche sogar zehn Zentimeter breit. Diese müssen mit einer Handpumpe und speziellem Injektionsmörtel verfüllt werden. "Zuerst musste aber das Dach unterfangen, also gesichert werden, damit sich die Kräfte wieder gleichmäßig verteilen", sagt Pfarrer Joachim Salomon. Dazu wurde das Dach geöffnet und der Schwammbefall an den Balken entdeckt.

An den Außenmauern werden nun die Risse saniert. Die sind zum Teil mehrere Zentimeter breit und einige gehen vom Boden bis unters Dach. An einer Stelle drohte sogar ein Fenstersturz herunterzufallen und der Druck breitete sich auf das Bleiglasfenster aus, das somit auch in Gefahr war. Für die Handwerker der Firma Scholz eine nicht ganz einfache Aufgabe.

Denn wie die Risse innerhalb der Mauer weiter verlaufen, wissen die Männer nicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass mit dem speziellen Injektionsmörtel ein Riss verfüllt werden soll und die Masse plötzlich einen Meter daneben wieder aus der Wand kommt. "Vermutlich hat man außen die schönen Steine verwendet und innen den Steinbruch. Deswegen verlaufen die Lücken in der Mauer so unterschiedlich", meint Pfarrer Salomon.

Verfüllt werden neben den Rissen auch die Fugen. Einige davon sind so ausgespült, dass ein Zollstock ganze 40 Zentimeter tief darin verschwindet.

Weitere Baustellen warten schon

Die sogenannte konstruktive Sanierung ist mit rund 68 000 Euro veranschlagt. Eine Förderung kam vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, auch der Kirchenkreis steuerte Geld bei und es fließen Eigenmitteln der Kirchengemeinde. Noch viel Arbeit für die nächsten drei Wochen, denn bis Ende Oktober müssen die Handwerker fertig sein. Im Inneren warten aber schon die nächsten Baustellen.

"Der Sockel von unserem Taufstein ist zerbrochen und die Ladegast-Orgel muss in Ordnung gebracht werden", sagt Ingeborg Schreiber vom Gemeindekirchenrat. Sie ist es auch, die die Kirche sauber hält, Gottesdienste vorbereitet und Gäste durch das Gebäude führt. "Das jetzt endlich baulich etwas passiert, ist mein größter Lohn, denn ich mache alles ehrenamtlich", sagt Schreiber. Sie hofft, dass bis Ostern genug Spenden zusammenkommen, um den Taufstein zu reparieren. Und dann will sie das Projekt Orgel in Angriff nehmen. "Denn die ist unser Zugpferd, Ladegast und sein Sohn haben daran gebaut. Sie muss wieder bespielbar werden", so Schreiber.