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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Letzter Halt durch Beschläge

Von Holger Zimmer 10.12.2012, 19:57

Obschütz/MZ. - Geht es nach dem Willen der kleinen Kirchengemeinde um Erika Vogel und Monika Wünsch, soll sie saniert werden und erhalten bleiben.

Pfarrer Uwe Hoff äußert, dass es einfacher wäre, eine neue Tür einzubauen und die alte als Schaustück im Inneren zu zeigen. Doch Erika Vogel hebt die Hände: "Das wollen die Obschützer nicht." Nicht mal der Satz von Stephan Kujas, Denkmalschutz-Mitarbeiter der Stadtverwaltung Weißenfels, wirkt auf sie abschreckend: "Die Tür wird viel besser aussehen, aber nicht viel anders." Das würden die Einwohner auch gar nicht wollen, betont Frau Vogel. Bis auf einige wenige wollen sie ihre alte Tür behalten, nur richtig gut haltbar müsste sie sein.

Ein Autor für Bau- und Kunstdenkmale hat bereits vor 132 Jahren geschrieben: "Die alte morsche Eingangsthür wird durch einen überreichen Eisenbeschlag von nicht gerade schönen Formen noch zur Noth in den Fugen gehalten." Über letzteres kann man streiten, denn gerade diese Beschläge, die sich zwischen den Längs- und Querbändern ranken, die dem Eichenholz einen Halt geben, machen das Einmalige dieser Eingangstür aus. Insgesamt hat sie sich nach innen gewölbt und es gibt einige Fehlstellen. Den unteren Abschluss bildet ein relativ neuangebrachtes Brett. Stammen soll die Tür aus der Erbauungszeit der Kirche, wäre damit also mindestens 700 Jahre alt oder noch älter. Leichte Zweifel hegt Kujas, weil eines der Türbänder keine originale Aufhängung mehr hat. "Vielleicht ist sie mal von woanders nach Obschütz gekommen?" Klären lässt sich das aber offensichtlich ebensowenig wie das Alter der Tür.

Torsten Arnold, Restaurator beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle, ist extra gekommen. Er verspricht eine denkmalpflegerische Stellungnahme, damit Pfarrer Uwe Hoff Kostenvoranschläge von restauratorisch tätigen Handwerkern - Tischlermeister und Metallbauer - einholen kann. Schließlich brauche man sowohl den Ersatz von Fehlstellen der Beschläge als auch eine sinnvolle Ergänzung des Holzes, die einerseits als solche sichtbar wird, aber andererseits eine echte Stabilisierung mit sich bringen muss.

Die könnte man auch durch eine dahintergesetzte Konstruktion erreichen, doch das sei letztlich eine Kostenfrage. Vielleicht könne man notwendige Untersuchungen vor Ort auch über einen sogenannten Werksvertrag in die Wege leiten. Laut Arnold müsste man aber letztlich mit 20 000 Euro hinkommen.

Der Pfarrer hatte nämlich eingangs darauf verwiesen, dass die Zahl 20 000 schon einmal im Raum stand, allerdings in D-Mark-Zeiten. Erika Vogel signalisiert, dass sie bereits 500 Euro zweckgebunden für die Tür erhalten habe und weiteres Geld sammeln wolle. Bezüglich der Kosten sagt Marina Meincke-Floßfeder vom Landesamt für Denkmalschutz: "Eine Tür aus dem 13. Jahrhundert muss die Leute doch beeindrucken." Und auch der Bamberger Peter Dresen, der sich schon mit der Kirche beschäftigt hatte, schrieb von einem hochwertigen und selten erhaltenen Kleinod. Wer durch die uralte Tür tritt, auf deren Rückseite ein halbrundes Holzstück einen Riegel verdeckt, erblickt zunächst eine recht spartanisch eingerichtete Kirche. Allerdings waren es vor allem Eigeninitiativen, die dafür sorgten, dass der in Gestühl, Fußboden und Nordwand festgestellte Schwamm beseitig werden konnte. Viele Obschützer halfen um die Jahrtausendwende, damit ein neuer Fußboden entstehen konnte. Auch die Decken sind inzwischen teilweise repariert und gestrichen worden. Und erst am 4. August dieses Jahres war die Kirche bestens gefüllt, als nach gut 20 Jahren erstmals wieder die Orgel gespielt wurde. Erika Vogel sagt nun: "Nach der Tür kommen die Kanzel und die Wände an die Reihe. Dann sind auch die Denkmalschützer wieder gefragt, weil vor Jahren Wandmalereien gefunden worden sind."

Wie sehr die Obschützer mit ihrer Kirche verbunden sind, zeigt zum Beispiel, dass Wilfried Klose, Lothar Wünsch und Bernd Vogel in der Silvesternacht die Glocken läuten und Einwohner um Mitternacht mit Sekt anstoßen.