Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Kennenlernen in Familie
GOSECK/MZ. - Für Hans-Jürgen Schiedt sind es dorthin nur einige hundert Meter, gehört der 70-Jährige zu den Mitorganisatoren. "Beim ersten Treffen vor zwei Jahren kamen 110 Familienangehörige. Diesmal rechnen wir ebenfalls mit so vielen Leuten."
Denn egal wie die Schreibweise ausfällt, irgendwann treffen sich die Stammbäume. Karin Riebensahms Eltern waren in Zorbau ansässig, ehe sie nach dem Krieg in den Westen übersiedelten. Sie hat Schiedt'sche Wurzeln und sich nach der Wende auf die Suche nach Verwandten und Bekannten gemacht. Immer weiter vertiefte sie sich in die Schiedt-Forschung, setzte sich dabei mit Kirchenämtern und Archiven in Verbindung, um mehr zu erfahren, oder sie rief jene Schiedts an, die im Telefonbuch standen. Auch beim Uichteritzer Joachim Hornickel fand sie Entgegenkommen.
Irgendwann telefonierte sie mit Hans-Jürgen Schiedt. Vor drei, vier Jahren war das und zustande gekommen ist 2009 jenes erste Treffen mit über 100 Teilnehmern. "Es war schön damals", schwärmt der Gosecker. "Alle haben sich wie in einer großen Familie gefühlt und jeder hat mit jedem gesprochen."
Irgendwo war da auch jener Aha-Effekt, der der Verwunderung da- rüber folgte, als man feststellte, mit wem man alles verwandt ist. Was die verschiedene Schreibweise des Namens angeht, hat der 70-Jährige eine einfache wie einleuchtende Erklärung: "Möglich, dass Pfarrer früher bei Eintragungen in die Kirchenbücher hier und da mal das T vergessen haben." Das zumindest würde begründen, warum der Unterschied in einem Stammbaum innerhalb kürzester Zeit aufgetreten ist.
Das mündete letztlich auch in einer gewissen Unkenntnis über verwandtschaftliche Beziehungen. So habe sein Vater angenommen, dass man in Uichteritz lediglich mit den Kraftfahrzeug-Schiedts enger verbunden sei, erzählt Hans-Jürgen Schiedt. Aufgrund der in der Nazi-Zeit geforderten Ahnenpässe habe man den Stammbaum zunächst nur bis 1836 zurückverfolgt. Inzwischen aber weiß er, dass ein gewisser Hans Schiedt als direkter Vorfahr aus Schwaben kam und am 9. Dezember 1576 in Roßbach verstorben ist. Von dort siedelten die Nachkommen auch nach Uichteritz und Markröhlitz über. Er selbst habe bei einem Ernte-Einsatz vor gut 50 Jahren sogar Verwandtschaft in Starsiedel kennengelernt.
Insgesamt hat Karin Riebensahm 21 Stammbäume entwickelt und in den letzten zwei Jahren weiter vervollkommnet. Darüber wird sie am Sonnabend ab 10 Uhr in "Kochs Garten" sprechen. Danach besuchen die Schiedts Markröhlitz und Uichteritz, gehen in die Kirchen und zu jenen Anwesen, auf denen Familienangehörige leben.
Hans-Jürgen Schiedt zeigt sich schon vorab begeistert: "Es ist Wahnsinn, dass sich so viele Leute und vor allem auch junge Menschen mit ihrer Familiengeschichte auseinandersetzen." Er habe sogar den Anruf einer 89-Jährigen aus Naumburg bekommen, die wegen ihres Alters absagen musste. Sie habe ihm erzählt, dass ihr Vater in der Domstadt einst die Bäckerei Schiedt betrieben hat. Der Gosecker sagt: "Die Bekanntschaft mit Karin Riebensahm war eine große Überraschung." Ihre Liebhaberei habe ihm eine völlig neue Familienwelt eröffnet.