Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Hausbesetzer trifft Heiligen
GOSECK/MZ. - Darin wird die Lebensgeschichte des Heiligen erklärt und mit Liedern des 1996 gestorbenen Sängers untermalt. Das 100-minütige Stück wurde beim Kirchentag in Dresden uraufgeführt und am Freitag in Goseck zum zweiten Mal gespielt.
"Ich glaube, es gibt keine Kirche, die für das Stück besser geeignet ist als diese", sagte Isolde Lommatzsch nach der Vorstellung über die Gosecker Schlosskirche. Denn Franziskus begann 1207 seine Arbeit für Christus, indem er drei Kirchen bei Assisi wieder aufbaute. Risse und bröckelnder Putz in Goseck boten dem Programm eine großartige Kulisse.
Hinter einer dunklen, durchscheinenden Gardine stand die siebenköpfige Band Wunderbuntd, die oft mit Rio-Reiser-Liedern unterwegs ist. Sie spielten Stücke des jung gestorbenen Musikers und die Stimme des Sängers Jens Lommatzsch erinnerte an die Reisers. Vor dem Vorhang spielte Jörg Simmat den Heiligen. Mit brauner Kutte, gehalten von einem Strick, zeigte er dessen Lebensweg, dessen Zweifel und Kämpfe, dessen Einsatz und Lebensweise.
Immer im Wechsel ineinandergreifend sind Spiel und Musik. Simmat lässt das Publikum am Weg des Heiligen teilhaben. Und wenn dieser eine Aufgabe gefunden hat und auszieht, um die Lehre Christi zu predigen, wird der Teil untermalt durch Reisers Lied "Land in Sicht" - mit Textstellen wie dieser: "Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen, die Spuren der Verzweiflung wird der Wind verweh'n."
Besucher waren von diesem Wechselspiel begeistert. Annemarie Müller aus Naumburg sagte: "Ich fand es spannend, wie Text und Musik aufeinanderpassten." Auch ihr Mann sprach von einem "beeindruckenden" Abend. Sie kannten Rio Reiser nicht, wohl aber die Geschichte des Heiligen Franziskus. Anderen mag es andersherum ergangen sein. Und beide profitierten davon.
Die Botschaften des Assisi hatte Autorin Lommatzsch den Werken des Heiligen entnommen. Vor allem sein "Testament" sei Vorlage gewesen, erklärte sie. Doch seine Worte waren oft so treffend wie frisch formuliert. So lautete eine Forderung an seine Brüder und Schwestern, sie sollten ein Handwerk lernen, um Vorbild zu sein und dem Müßiggang zu entfliehen.
In Text und Bühnengestaltung floss vieles vom Leben Assisis ein - so ein Falke, zu dem er predigt oder das Holzkreuz, von dem Jesus zu ihm spricht. Nach dem Stück bleibt einem ein umfassendes Bild des Heiligen im Kopf. Und die eine oder andere Melodie Rio Reisers hat sich einen Platz im Herzen gesucht und dort festgesetzt.