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Burgenlandkreis hat entschieden Burgenlandkreis hat entschieden: Tierheim in Weißenfels wird geschlossen

Von Petra Wozny 03.02.2015, 15:50
Seit Jahren werden die katastrophalen Zustände im Tierheim Weißenfels seitens des Veterinäramtes angemahnt - nun ist das Ende der Fahnenstange erreicht.
Seit Jahren werden die katastrophalen Zustände im Tierheim Weißenfels seitens des Veterinäramtes angemahnt - nun ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Michael Thomé Lizenz

Weißenfels - Das Tierheim in der Zeitzer Straße von Weißenfels wird per 31. Dezember geschlossen.

Angekündigt wurde es oft - nun ist es ausgesprochen. Der Burgenlandkreis zieht damit einen Strich unter eine jahrelange Auseinandersetzung mit dem betreibenden Verein. „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht. Aus tierschutzrechtlicher Sicht kann ich das nicht mehr verantworten“, sagt Amtstierärztin Andrea Krüger. Der Verein bekomme damit ausreichend Zeit, die derzeit noch im Objekt lebenden 49 Tiere zu vermitteln, vielleicht sogar einen Tag der offenen Tür dafür zu nutzen.

Auseinandersetzungen seit 1993

Seit 1993 laufe die Auseinandersetzung mit dem Weißenfelser Verein. Die letzten Monate hätten das Fass zum Überlaufen gebracht. Die im September vergangenen Jahres aktualisierte Mängelliste ist lang: stete Überbelegung, zu viele kranke Tiere, fehlende Bestandsbücher. Die hygienischen Bedingungen für die Katzen werden als schlecht eingestuft. Die Ausleuchtung der Räume ist mangelhaft. Am Container - der Unterkunft - müsste eigentlich alles erneuert werden. Fenster und Türen schließen nicht, die Elektrik ist kaputt. Zudem verfügt die Leiterin Heidi Kronenberg über keinen Befähigungsnachweis.

Warum also erst jetzt diese Konsequenz? „Der Verein hat auf unsere Forderungen immer reagiert, litt aber am finanziellen Notstand“, resümiert Krüger. Sie schätzt, dass der Verein etwa 100 000 Euro aufbringen müsste, um das Objekt tierschutzgerecht aufzumöbeln. Hinzu komme - und auch dies sei ein wichtiger Punkt für die Schließung, der Verein habe kein Tierheimmanagement. „Daran muss der Verein unbedingt arbeiten, wenn er sich neu aufstellen sollte“, fordert die Amtstierärztin und wird in den kommenden Monaten streng kontrollieren, wie es um die Abwicklung des Heimes steht.

Die Stadt Weißenfels bedauert, dass es den Betreibern nicht gelungen ist, ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept vorlegen zu können. Generell, so gibt die Verwaltung zu bedenken, könne ein Tierheim ausschließlich mit Tieren aus einer Kommune nicht wirtschaftlich betrieben werden. „Für eine überregionale Heim-Lösung haben wir jedoch nie Mitstreiter gefunden“, sagt Pressesprecherin Katharina Vokoun. Für die Saalestadt sei die Unterbringung von Fundtieren in Blösien (Saalekreis) die geeignetste Lösung. Hier bestehe ein Vertrag, so dass Tieren in Not geholfen werden könne.

„Ich bekomme regelmäßig Tiere aus Weißenfels“, versichert die Leiterin aus Blösien, Birgit Luka. Im Monat seien dies durchschnittlich drei bis fünf Hunde und etwa zwei Katzen. Verträge habe sie auch mit den Orten Wettin, Petersberg und Braunsbedra im Saalekreis sowie Halle. „Die Zustände in der Weißenfelser Einrichtung sind mir bekannt, ich war selbst mal da. Als Betreiber einer eigenen Einrichtung, denke ich schon, dass ich ein Urteil abgeben kann. Ich fand es schlimm. Es war dreckig und nicht wenige Tiere waren krank. Unter solchen Umständen Tiere zu halten, finde ich nicht in Ordnung und war enttäuscht.“

Luka wird auch künftig Tiere aus der Saalestadt aufnehmen. Sie orientiert jedoch auf Tiere in Not und nicht auf herrenlose oder wild lebende Vierbeiner. „Im Extremfall kann ich auf einen Ruck bis zu 30 Katzen aufnehmen“, versichert sie. Sollten bis Dezember nicht alle in Weißenfels noch untergebrachten Katzen vermittelt sein, wäre also für sie ein Obdach gegeben. Selbst am Limit ist der Tierschutzverein Saale-Rippachtal, wie von der Vereinsvorsitzenden Rita Wagner zu hören ist. Die Kapazität, die das Haus in der Lützener Straße von Hohenmölsen bietet, sei längst ausgereizt. Ein neues Gebäude wird gesucht.

Der Weißenfelser Verein ist nun vor harte Aufgaben gestellt. Es herrscht ein absoluter Aufnahmestopp. Zudem müssen alle noch aufgenommenen Tiere bis Dezember vermittelt werden. Heidi Kronenberg beziehungsweise andere Vereinsmitglieder waren nicht bereit, sich zum Sachverhalt zu äußern. Man wolle sich der neuen Situation stellen und müsse sich darauf orientieren. So viel ist zu hören: Der Verein will weiter bestehen. Die Stadt Weißenfels zieht kein neues Tierheim in Betracht. Es gebe derzeit nur einen Standort, auf dem ein Neubau notwendig wäre. (mz)

Amtstierärztin Andrea Krüger veranlasste die Schließung. Im Dezember spendeten Schüler Futter.
Amtstierärztin Andrea Krüger veranlasste die Schließung. Im Dezember spendeten Schüler Futter.
 Foto/Archiv: P. Lisker Lizenz
Amtstierärztin Andrea Krüger veranlasste die Schließung. Im Dezember spendeten Schüler Futter.
Amtstierärztin Andrea Krüger veranlasste die Schließung. Im Dezember spendeten Schüler Futter.
 Foto/Archiv: P. Lisker Lizenz