Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Händler gibt sofort Bares
WEISSENFELS/ZEITZ/MZ. - Das Geld steckt sie in eine Spardose für ihren Enkel. Sie glaubt, der Streit ums Altpapier zwischen privaten Aufkäufern und der kommunalen Abfallwirtschaft (AW) sei mit einem Urteil ausgestanden, das von den privaten Händlern als Teilerfolg gewertet wird. "Uns haben etliche Kunden gratuliert", sagt die Altpapierhändlerin Karin Freyer. Laut dem Urteil darf niemand mehr behaupten, sie habe illegal Papier aus Haushalten angenommen.
"Da soll ein Gesetz Klarheit schaffen, doch seitdem es das gibt, weiß keiner mehr, was richtig ist", schimpft ein Weißenfelser auf dem Wertstoffhof in Weißenfels. Er will seinen Namen nicht nennen, denn gerade erst hat seine Frau nebenan in der Markwerbener Straße Altpapier beim privaten Händler verkauft, er hat nur noch den Grünschnitt im Auto. Neun Cent pro Kilo Papier wird ihm von dem privaten Händler immerhin geboten. "Da können wir uns mal außer der Reihe ins Café setzen", freut sich seine Frau über den Erlös von knapp sieben Euro. Nur ein Drittel des Geldes hätte das Paar bekommen, wenn der Mann das Papier im Wertstoffhof der AW entladen hätte. Dort nennt sich das dann auch nicht Aufkaufpreis, sondern Aufwandsentschädigung für das Sortieren, Bündeln und Bringen. Denn das kommunale Unternehmen kauft das Altpapier den Bürgern nicht ab, sondern geht davon aus, dass es ihm mit der Abfallentsorgung überlassen wird und mit den Erlösen Gebühren gestützt werden.
"Ich habe mir Zeitungen und Bücher doch gekauft, da kann ich diese doch auch wieder meistbietend verkaufen", lässt sich eine andere Frau nicht beirren, ihr Altpapier so wie immer zur Firma Schulz im Weg nach der Marienmühle in Weißenfels zu bringen. Fast 90 Kilo, 7,80 Euro, "das kriegen meine Enkel", sagt sie und unterschreibt dafür. Im Löschdepot in der Tagewerbener Straße wird neuerdings auch Altpapier aufgekauft. Dort stellt man den Kunden aber oft die Frage: Privat oder aus ihrem Gewerbe? Denn von Gewerbebetrieben dürfen die Händler zweifelsfrei Altpapier annehmen, eine Verfügung der unteren Abfallbehörde untersagt ihnen aber die Annahme von Papier aus Haushalten. Gegen das Verbot des Aufkaufs aus Haushalten sind alle Wertstoffhändler, die weitermachen wollen, in Widerspruch gegangen. "Der Rechtsweg läuft, erst äußert sich noch das Landesverwaltungsamt und erst dann geht es vor Gericht", erklärt Dietrich Trebs, Leiter der Abfallbehörde, den Stand der Dinge.
Zwischenzeitlich reizen sich die Händler mit den Aufkaufpreisen aus. Die Zeiten, wo es elf Cent fürs Kilo gab, sind vorüber. Neun Cent, wie sie derzeit in Weißenfels in der Markwerbener Straße und auf dem Kugelberg gezahlt werden, sind die Höchstpreise. "Ich werde runter gehen müssen", sagt aber schon Markus Harr. In Zeitz ist er bereits bei sieben Cent angekommen. In Weißenfels versucht er so lange wie möglich, seinen Nachbarn Schulz zu überbieten. Der sieht's bei acht Cent und dem bei den Kunden aufgebauten Vertrauen aber ruhig.