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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Gospel und die gute Laune

Von JULIA REINARD 05.03.2012, 19:49

GROSSKORBETHA/MZ. - Generalprobe mit Publikum und trotzdem gute Laune: In der Kirche Großkorbetha gehen die 30 Teilnehmer des Gospel-Workshops von Thomas Piontek die Lieder durch. Ein Sänger singt die Frage: "Will you be there?" (Wirst du da sein?) Der Chor antwortet vielstimmig. Wieder und wieder. Immer gewaltiger klingen Frage und Antwort, immer mitreißender wirkt der Rhythmus. Der Chor beginnt zu klatschen und die drei früh anwesenden Besucher fallen ein. Gospel, so scheint es, steckt an.

Thomas Piontek stimmt zu, das sei auch seine Erfahrung. Als Kantor ist er hauptsächlich zuständig für die Kirchenmusik in Weißenfels und Umgebung, also auch Großkorbetha, aber seit Jahren leitet er auch den Gospelchor in Weißenfels. Das Angebot, für eine kurze, intensive Zeit, Gospels zu lernen und zu singen, hatte er bislang nur im Saalekreis gemacht. Am Wochenende fand ein eineinhalb-tägiger Workshop zum ersten Mal im Burgenlandkreis statt.

Der Kurs hatte regen Zulauf: 33 Musikinteressierte waren im Laufe von Samstag und Sonntag dabei. Sie sind begeistert und haben dafür viele Gründe: "Ich finde es toll, dass wir in kurzer Zeit neue Lieder kennen lernen", sagt die Großkorbethaerin Solveig Schwiezke. Wie viele der Teilnehmer singt die 43-Jährige regelmäßig: "Ich bin hier im Kirchenchor." Das sei jedoch keine Voraussetzung für die Teilnahme, wie Leiter Piontek versichert.

Neue Leute kennen zu lernen, war ein weiterer Anreiz für Solveig Schwiezke, am Kurs teilzunehmen. Das ist gelungen. Noch am Freitag kannten die meisten Sänger einander nicht, nun haben sie zehn Stunden gemeinsames Proben und einen Auftritt hinter sich. Das schweißt zusammen. Und dabei sind nicht alle aus der Gegend. Mancher aus Pionteks vorherigem Workshop hat auch diese weitere Reise auf sich genommen. Josefine Dietrich hatte sogar einen noch weiteren Anfahrtsweg. Sie macht seit Januar ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Köln, aber den Workshop wollte sie nicht verpassen und fuhr dafür vom Rheinland nach Hause.

Thomas Piontek fiel auf, dass die Sprache eine Herausforderung war. Die meisten Gospels sind auf Englisch, den Text zu lernen, sei deswegen für einige eine Herausforderung gewesen. Die haben sie gemeistert - vor der Kanzel standen zum Konzert Jung und Alt, ohne Unterschied sangen alle mit. Einmal gelernt, bleiben die Lieder im Ohr und gehen womöglich in andere Chöre ein: Ingeborg Schreiber und Dorothee Berthold singen im Lützener Chor und sagen, sie wollen von den Liedern auch etwas für ihre Truppe übernehmen. Die Posernaerin Schreiber findet, Gospelmusik sei ein ganz anderer Stil, den habe sie kennen lernen wollen. Chor-Kollegin Berthold aus Röcken stimmt zu. Sie sagt, sie hoffe, mit der energiegeladenen Musik auch jüngere Leute anzusprechen und für den Chor zu begeistern.

Begeisterung ist das wichtigste Stichwort. Die Frauen sagen über Piontek: "Er ist unschlagbar. Wenn er Musik macht, springt sofort was über." Auch wenn die Gruppe gemeinsam Musik macht, springt der Funke gleich über, wie sich beim Abschlusskonzert zeigt. Knapp 50 Gäste kommen zum Sonntagnachmittag in die Kirche Großkorbetha. Piontek bezieht sie noch vor dem ersten Lied ein. Er klatscht einen Takt vor, die Besucher klatschen ihn nach. Er gibt einen Text vor, die Besucher singen ihn nach. Es klappt auf Anhieb. Und schon werden die Gäste ins Konzert einbezogen. Während der Chor die Strophen des Lieds durchsingt, hat das Publikum immer wieder seinen Einsatz - Gesang und Gegengesang, ein gesungenes Zwiegespräch.

Es gibt vieles, wofür Gospelmusik steht. Thomas Piontek sagt, es sei in erster Linie christliche Musik. Für viele zeichnen Gospels vor allem der Gesang mit seinem Gegenpart aus. Oder der Rhythmus, der so kraftvoll wirkt, eine Energie auslöst und zur Bewegung animiert. Mit den Worten des Großkorbethaer Pfarrers Uwe Hoff: "Der Hüftschwung überkommt einen." - Und mit ihm das Lächeln.