Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Gesang unter der Komponierstube
WEISSENFELS/MZ. - Der Ort, wo Heinrich Schütz die letzten 15 Jahre seines Lebens verbracht hat (gestorben am 6. November 1672 in Dresden), wird seit September 2010 saniert. Unter dem Titel "...ganz oben in der Clause" boten Henrike Rucker und Stephan Kujas trotzdem Führungen durch das Haus an. Die Geschäftsführerin des Weißenfelser Musikvereins "Heinrich Schütz" und der zuständige Denkmalpfleger der Stadtverwaltung wurden nicht müde, Neugierigen zu erklären, wie die Räume früher genutzt wurden und zukünftig genutzt werden sollen, aber auch was die Bauleute bereits getan haben und bis Ende des Jahres noch alles zu tun haben.
"So etwas ist doch ungeheuer spannend", freute sich Jutta Mühlbach, die mit ihrem Mann aus Gladitz bei Zeitz gekommen war, um wie jedes Jahr die Heinrich-Schütz-Musiktage in der heimatlichen Region zu genießen. Die Veranstaltungen in Weißenfels und Köstritz böten sich dafür doch geradezu an, meinte das Paar.
Jutta Mühlbach bestaunte auf den Ausstellungstafeln zu den Bauarbeiten die Kopien zweier papierner Fundstücke. Noch nie zuvor hatte sie Noten- und Textautografen von Heinrich Schütz gesehen und freute sich, dass diese bei den Bauarbeiten aufgetaucht waren und zukünftig zu den wertvollsten Ausstellungsgegenständen im Weißenfelser Schützhaus gehören werden. Sie waren als Makulatur an den Wänden und in den Böden zum Einsatz gekommen.
Dass selbst aus einem Mäusenest unter der Dielung Papierfetzen ausgesiebt wurden, so viel Sorgfalt bei der Restaurierung hatten die meisten Gäste wohl kaum erwartet. Über diese Funde erfuhren sie aber auch gleich etwas vom früheren Umgang mit dem, was Schütz in dem Haus zurückgelassen hatte. Oder war die Makulatur sogar zu Lebzeiten von Schütz schon von Handwerkern genutzt worden. Damals habe man jedenfalls auch schon Reparaturen an dem Gebäude ausführen müssen, beantwortete Stephan Kujas Mühlbachs Fragen zu baulichen Besonderheiten. Steine und Bohlen aus der Schütz-Zeit, selbst Dielenbretter, über die der Komponist gelaufen sein könnte, sind in Teilen bis heute erhalten.
Die Chinesin Cong Jiang hielt alles eifrig mit ihrem kleinen Fotoapparat fest. Sie staunte, mit welcher Sorgfalt das einzige noch original erhaltene Wohnhaus des Künstlers saniert wird. Sie werde im nächsten Jahr noch einmal Weißenfels besuchen. "Ich muss die Arbeitsstube von Heinrich Schütz doch auch fertig sehen", sagte sie. Wenn ab 12. Mai des kommenden Jahres sich das Haus wieder als Museum und Konzertstätte präsentiert, dann wird auch das Komponierstübchen unter dem Dach wieder hergerichtet sein. Jetzt war durch die Hölzer nur eine Ahnung von ihm mitzunehmen. Bevor Jiang nach Abschluss ihres Studiums der Musikpsychologie in Halle nach Hause zurückkehren wird, hat sie im Ergebnis ihrer ersten Begegnung mit den Schütz-Wirkungsstätten auch noch einmal den Besuch des Heinrich-Schütz-Musikfestes vorgemerkt.
Dank des Vokalensembles Thios Omilos aus Leipzig mussten die Gäste zum Tag der offenen Tür auch nicht auf Musik im Schütz-Haus verzichten. Acht, neun Mal waren die vier jungen Männer, ehemalige Thomaner, trotz der durch das Gemäuer ziehenden kalten Lüfte mit Liedern des Frühbarocks dort aufgetreten, wo nächstes Jahr wieder der kleine Festsaal genutzt werden soll. So komplettierten sie den Einblick in das Leben und Schaffen des Komponisten.