Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Die Leißlinger wollen ihre alte Rolle nicht missen
LEISSLING/MZ. - Es riecht nach altem Holz, ein bisschen nach Urgroßmutter und Heimatstube. Doch für einige Leißlinger ist der Ort in unmittelbarer Nachbarschaft zur Grundschule mitnichten nur noch ein Museum. "Wir haben noch eine alte Wäschemangel", erzählte Ortsbürgermeister Bernd Ringmayer, als sich Stadträte jüngst in dem seit September eingemeindeten Ortsteil umsahen.
"Ich gehe auf die Rolle", diesen Spruch kennt Monika Böhme noch aus ihrer Kindheit. Seit fast 50 Jahren lebt die Leißlingerin hier im Ort. Und noch immer kommt die 66-jährige ehemalige Gemeindeassistentin in den kleinen Raum im hinteren Bereich des Bürgerhauses. Dann nimmt sie eine der schweren Rollen, legt frisch gewaschene Handtücher, Deckchen oder Bettlaken auf die Tücher aus Leinen und hängt die Rolle in die Wäschemangel. Per Knopfdruck setzt sich der hölzerne Koloss polternd und ächzend in Bewegung, schiebt sich hin und her und glättet die Wäsche. "Der Hohlraum ist mit 1,5 bis zwei Tonnen Granitsteinen gefüllt", weiß Bürgermeister Ringmayer, der die Mangel früher auch noch genutzt hat. Wie alt das gute Stück mit der Aufschrift "Chemnitz. Wäschemangelfabrik Paul Thiele" ist, weiß keiner so ganz genau. "Die Mangel ist seit der Zeit um den 1. Weltkrieg bekannt und hat den Standort im Dorf seitdem mehrfach gewechselt", erzählt Ringmayer. Es werde vermutet, dass sie noch älter ist. Dafür gebe es jedoch keine klaren Belege.
Ein kleines Buch neben der Mangel zeigt: Die Leißlinger nutzen das historische Stück noch immer rege. Wer seine Wäsche von dem wuchtigen Teil glätten lässt, trägt sich dort ein und zahlt einen kleinen Obolus in eine Kasse des Vertrauens: 30 Cent für 15 Minuten, 55 Cent für eine halbe Stunde. Ein paar Cent, die sich lohnen, wie Monika Böhme meint. "Die alte Mangel ist kein Vergleich mit einer modernen elektrischen Bügelmaschine", sagt sie. So glatt wie hier bekomme sie die Wäsche zu Hause jedenfalls nicht hin.
Vor fünf, sechs Jahren, so erinnert sich Bürgermeister Ringmayer, war die alte Wäschemangel mal kaputt. Da lag der Gedanke nahe, das gute Teil für immer irgendwo im Museum ruhen zu lassen. Doch schnell regte sich Widerstand im Ort. Leißling ohne seine alte Wäschemangel - undenkbar. Und so wird sie wohl im neuen Weißenfelser Ortsteil auch weiterhin ächzend ihr Werk tun und so manche Falte glätten.