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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Das Randfichten-Rezept

Von PETRA WOZNY 28.11.2011, 20:04

HOHENMÖLSEN/MZ. - Sonntag, kurz vor 16 Uhr. Zielsicher wird das Auto mit dem Kennzeichen KLE vor dem Hohenmölsener Bürgerhaus eingeparkt. Fast sechs Stunden Fahrt und 585 Kilometer haben die vier Insassen in den Knochen. Aus Kleve an der holländischen Grenze sind Dana und Severin Seidel mit ihren Töchtern Vanessa und Liliana angereist. Und sie sind bestens auf das Konzert, was sie besuchen wollen, vorbereitet. Aus einer Jackentasche lugt das Maskottchen der Musiker, denen sie gleich begegnen werden - der Fuchs. Vater Seidel trägt rote Socken - auch ein Markenzeichen.

Die vier Seidels sind Randfichten-Fans. "Wir sind alle vier gebürtige Thüringer und leben nun in Nordrhein-Westfalen. Da bekommt man schon Heimweh", schildert Dana Seidel. Dass die Volksmusikanten aus Sachsen kommen, stört sie nicht. Eher, dass die muntere erzgebirgische Truppe noch nie bei ihnen aufgetreten ist. Stolz nehmen die Seidels in der ersten Reihe Platz - Auge in Auge mit "ihren" Randfichten.

Schlag 16 Uhr schultern Michael "Michl" Rostig und Thomas "Rups" Unger das Akkordeon, Thomas "Lauti" Lauterbach nimmt sich die Gitarre. "He, ihr Lieben, de Randfichten sein do!", schmettert der Rups von der weihnachtlich geschmückten Bühne. "Untergehakt, egal wie der Nachbar aussieht oder riecht", ordnet Rups an. In Hohenmölsen kennt der Zuhörer den Spruch, sind doch die Gute-Laune-Sänger zum wiederholten Male im Bürgerhaus. Nach gefühlten 180 Sekunden schunkelt der ganze Saal. Geschulte Randfichten-Zuhörer merken: Das Jahr schöpferische Pause, welches sich die Erzgebirgler genommen hatten, merkt man den Musikanten nicht an.

Ihre Stimmungslieder, ob alt oder neu, gehen ins Ohr. De Randfichten und ein Weihnachtskonzert - geht das? Ein Schelm, wer Arges denkt. Es geht zunächst ums Essen, also doch ums Fest. Die grünen "Kließe" machen Appetit, nachgelegt wird mit den "Spackfettbemm", gefolgt von frisch Gegrilltem. Welche Truppe grillt schon direkt auf einer Bühne? Die Randfichten schon und Rups schmettert "Ich hab die Schürze um, ich dreh die Würste um." Als es ans Verteilen der Roster geht, hält es Kerstin Apitz nicht mehr auf dem Sitz. Die 49-jährige Weißenfelserin stürmt nach vorn, nimmt die Wurst und fragt den Grillmeister: "Ja, und Senf?" Auch den gibt's gratis drauf, ebenso wie Räucherkerzenduft für alle im Übermaß.

Im Januar, so verspricht Lauti, kommt die neue Scheibe raus - pünktlich vor dem 20-jährigen Jubiläum. "Eigentlich sollten es 20 Titel werden, aber so viel passten nicht auf die Scheibe", grinst der studierte Musiklehrer. Etwa 100 Konzerte werden sie im Jubiläumsjahr in Festzelten, Kulturhäusern, Stadien und neuerdings auch in Kirchen geben. "Wenn du richtig die Sau raus lassen willst, dann geh zu den Randfichten", verrät Rups das Erfolgsrezept. Doch die bodenständig gebliebene Truppe kann auch leise. Hohe Fichten, weiße Berge und ein Licht werden geschluchzt. Die "Schwalm sinn nimmer do" auch. Hier folgt die Logik: Die Vögel sind weg, es wird Winter. Und dann kommt, was immer kommen muss: Der Holzmichl. "Wir singen ihn immer wieder gern, haben wir doch mindestens acht verschiedene Lied-Versionen", erklärt Lauti. Die Frage ist schnell geklärt: Der Michl lebt noch. Besinnlich verabschieden sich die Randfichten mit "Stille Nacht". Familie Seidel ergattert einen Schwibbogen. "Da haben wir die Randfichten nun endlich zu Hause", meint der rotbesockte Familienvater.