Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Anne-Hedwig auf Wolke sieben
weissenfels/MZ - Kaffee und Kuchen, Wein und Sekt sind nur die Zugabe in der großen geselligen Runde. Denn der Internationale Frauentag in Weißenfels wird traditionell nicht allein mit kulinarischen Häppchen, sondern mit literarisch-musikalischen Inhalten gefeiert. Diesmal setzen die Veranstalter auf Straßen, deren Namen Frauen tragen. In der Saalestadt und ihren Ortsteilen sind das ganze elf, dabei hat Weißenfels rund 560 Straßen, Wege und Plätze, rechnet man Ortschaften von Borau bis Wengelsdorf hinzu.
Diese elf Frauen aus der Geschichte kommen zu Wort - während einer besonderen Stadtführung im Weißenfelser Café Centra am Markt gehen dazu engagierte Frauen von heute auf Spurensuche. Doch bevor sie sich Freitagnachmittag auf den Weg im voll besetzten Saal in der ersten Etage des neueröffneten griechischen Restaurants „Georgios - Café Centra“ machten, erfreute der Kinderchor der Tafel Naumburg/Weißenfels mit anrührenden Liedern wie „Danke, Mama!“. Das Publikum applaudiert und so manche Frau, Mutter, Oma und Uroma wischt sich Tränen aus den Augen.
Die Spurensuche erweist sich als spannende Hommage, denn die Rollenspielerinnen von heute sind engagierte Vereinsmitglieder, sie vertreten Selbsthilfegruppen und haben in ihrer Stadt die verschiedensten Initiativen auf den Weg gebracht und unter anderem dafür die Ehrennadel erhalten.
Für Jörg Freiwald sind sowohl die Akteurinnen als auch die Zuhörerinnen „Frauen, Mädels, Weiber und Damen, ohne die im Alltag nichts funktionieren würde“. Der Vorsitzende des Weißenfelser Stadtrates (Die Linke) gratuliert im Namen von Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos), der wegen einer dringenden Familienangelegenheit verhindert ist und nimmt die Spurensuche als Anregung zum Thema Straßennamen-Vergabe oder -änderung mit für die nächsten Sitzungen der Ausschüsse des Stadtrates.
Reiseleiterin Birgit Peterz erinnert an die Kommunistin Rosa Luxemburg, Ute Schmidt erzählt in der Rolle der Widerstandskämpferin Martha Brautzsch aus deren Leben, Margrit Franke outet sich als weltberühmte Physikerin und erste Nobelpreisträgerin für Physik und Chemie, Marie Curie. Manuela Kästner mimt die bildende Künstlerin Käthe Kollwitz und Gudrun Schulze die Schauspielerin Caroline Neuber. Anne Domann ist die Rolle der Schriftstellerin Hedwig Courths-Mahler auf den Leib geschrieben. „Ich war ein sehr unerwünschtes Kind und schwebe jetzt nach meinem Tode auf Wolke sieben und schaue euch zu“, sagt sie und stellt sich mit kleinen Episoden aus ihrem 83-jährigen Leben vor. Sie verabschiedet sich mit einer Empfehlung, die ihr Applaus einbringt: „Über Lügen und Falschheit, Neid, Missgunst und Rachsucht muss immer die Liebe siegen - so wie in meinen Romanen.“
Martha Tanneberger hat ihr Kommen nicht bereut. Zusammen mit Schwiegertochter Ines besucht sie zum ersten Mal eine solche Veranstaltung zum Frauentag in ihrer Stadt. „Meine Schwiegermutter Erna Wildt-Tanneberger hätte ihre Freude an diesem schönen Nachmittag gehabt, sie war die erste Bürgermeisterin in Weißenfels - von 1950 bis 1952“, erzählt die 84-jährige frühere Krankenschwester.