Burgenlandkreis Burgenlandkreis: An Wände sollen Fotos von Altweibermühle
LOBITZSCH/MZ. - Dass dort vor zwei Monaten Schluss war, hatte mehrere Gründe. Ein nicht ganz unwesentlicher war letztlich eine Pachterhöhung, die zeitiger greifen sollte als versprochen.
Weltklasse-Ruderer empfangen
Dabei kann Schumann für sich verbuchen, dort einiges erlebt und bewegt zu haben. 600 Leute sind beispielsweise zum ersten Drachenfest Mitte der 90er Jahre gekommen. Mit den Heimatfreunden hatte er Ausstellungen organisiert. 2001 erhielt die Sportstätte den Namen des mehrfachen Olympiasiegers und Weltmeisters Andreas Hajek, der auch mal mit einem Team von Weltklasse-Ruderern zum Freundschaftsspiel kam. Der Gastwirt jagte hier nach 1959 selbst dem runden Leder nach und erlebte ab 1994 den Aufstieg der Kicker bis in die Landesliga mit.
Reinhard Schumann sagt, dass er immer noch nach Markwerben zum Fußball fahre, aber einen Strich gemacht habe. Das sei insofern nicht allzu schwer gewesen, weil er schon seit 30 Jahren in Uichteritz wohne. Dass er nun in Lobitzsch als Gastwirt weiterarbeite, habe mit einem Klassentreffen zu tun, bei dem seine Frau war. Auch Winfried Jaeger war gekommen, der den Kontakt zu seiner Mutter Gertrud herstellte, die die Wirtschaft im Ort 1958 von den Schwiegereltern übernommen und 40 Jahre lang betrieben hatte. Mit seiner Familie war Schumann hier bereits früher eingekehrt.
Letztlich sei man sich schnell einig gewesen. Das Mobiliar war ja vorhanden, er habe den Fußboden abgeschliffen und gemalert. Auf Fensterbrettern und Regalen vermitteln nun alte Haushaltsutensilien vom Bügeleisen über ein Butterglas bis hin zu verschiedenen Waagen Geschichte. Alte Fotos von der Altweibermühle, die im Ort alle sieben Jahre gefeiert wird, sollen noch an die Wände. Schumann bekennt, dass die Lobitzscher sicher nicht jeden Abend in der Gaststätte sitzen werden. Aber er habe bereits Bestellungen für Weihnachten und Silvester. Auch der Fasching, den der Kultur- und Traditionsverein organisiere, stehe ja bald vor der Tür. Das Pfingstbier werde gefeiert, Wandergruppen seien regelmäßig zwischen Weißenfels und Goseck unterwegs und Fisch- sowie Schnitzelspezialitäten wolle er anbieten. Darüber hinaus hofft der 59-Jährige, nach dem Brückenbau nach Leißling verstärkt vom Radwanderweg profitieren zu können.
Lehrzeit im "Goldenen Ring"
Umgesattelt hatte der Zerspanungsfacharbeiter schon in DDR-Zeiten. "Ich bin selbst gern ein Bier trinken gegangen, wurden doch damals an den Stammtischen die besten Geschäfte gemacht." Als dann in Uichteritz der Wirt der Saale-Perle aufhörte, hat er umgesattelt. Schumann bekennt aber: "Wenn meine Frau Christine nicht als Meisterin bei der HO Köche ausgebildet hätte, wäre ich den Schritt nicht gegangen." Er selbst absolvierte eine mehrwöchige "Lehrzeit" im inzwischen geschlossenen Hotel "Goldener Ring" in Weißenfels. Anderthalb Jahre blieb er in der Saale-Perle, übernahm dann eine Gartengaststätte und 1993 das Sportlerheim in Markwerben.