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Brustpanzer und Säbel für Seydlitz

Von Holger Zimmer 18.08.2006, 16:11

Reichardtswerben/MZ. - Und der 80-jährige Kurt Pippel schwärmt: "Die Leute haben gesagt, dass sie so etwas noch nicht gesehen hätten." Außerdem seien die 37 Bilder des Umzugs große Klasse gewesen, ergänzt Siegfried Schütte (77) euphorisch.

Das Trio steckt seit fünf Jahren in Uniformen und macht damit auf die Tradition der Gemeinde aufmerksam. Damals wurde eine Verbindung zu Lieselotte Ihle geknüpft, die einen Volkshochschulkurs im Nähen leitete. Hatte man sich die ersten Uniformen in Roßbach ausgeliehen, investierte der Verein nach und nach in eigene Bekleidung. Inzwischen marschieren außerdem Roland Haushälter, Falko Geise, Jürgen Tischner und Matthias Krämer im Preußen-Tuch.

Nun wolle man noch einen Mitstreiter als General von Seydlitz gewinnen. Das sei bislang sowohl an einem entsprechenden Brustpanzer als auch an einem Krummsäbel gescheitert. Zwei dieser Waffen hatte aber am vergangenen Sonntag Frank Grise aus Berlin übergeben. Die entdeckte er bei Sanierungsarbeiten am Haus seines verstorbenen Onkels Kurt Hauck. Und Vereinsmitglied Jörg Stürtz hat inzwischen bei einem Trödler einen Brustpanzer aufgetrieben.

Wer allerdings die Seydlitz-Rolle übernehmen soll, ist noch unklar. Die Maßstäbe dafür sind hoch. Kurt Pippel kennt noch Kurt Nöhring, der Anfang der 30er Jahre den General verkörperte und die Meldung entgegennahm, als Vizeadmiral von Trotha die Parade am längst weggebaggerten Schlachtdenkmal abnahm, dessen Nachbildung vor fünf Jahren am Ortseingang wieder eingeweiht wurde.

Auch Hermann Vollrath ist noch als Friedrich-Darsteller bei früheren Theateraufführungen bekannt. Ein Seydlitz jedenfalls soll her. Denn ebenso wie die 100-, 150- und 175-Jahr-Feier der Schlacht will man das 250. Jubiläum 2007 groß feiern. Dabei unterstützt auch das Infanterieregiment Sachsen-Weißenfels 1706-1746 den Verein und angekündigt haben sich schon zahlreiche Traditionstruppen.

Seitdem die Reichardtswerbener in Uniformen auftreten, sind sie ebenfalls gefragt. Waren sie zunächst nur bei den Kranzniederlegungen anlässlich des 5. November aktiv, so traten sie im Vorjahr zum Hohenmölsener Stadtjubiläm auf, wurden dort zum bevorstehenden Bad Sulzaer Brunnenfest eingeladen und sind am 27. August beim Schlossfest-Umzug in Weißenfels dabei. Daneben versteht sich, dass die Ankunft des "Königs" - wie zum 85. Geburtstag von Vereinsgründungsmitglied Günter Abel - stets für Aufsehen sorgt.

Siegfried Schütte sagt: "Welches Dorf hat schon das Glück, eine solche Gedenkstätte zu besitzen? Um die damit zusammenhängende Geschichte wollen wir uns bemühen und sie darstellen." Vereinsvorsitzender Herbert Wenzel fügt hinzu: "Wir sind uns aber bewusst, was für Uniformen wir tragen. Immerhin ruft Friedrich auch Beklemmungen hervor. Denn er war eben nicht nur der Philosoph und Musiker, sondern nach dem Tod seines Vaters hat er die Welt als Feldherr überrascht und fiel in Schlesien ein."