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Brandschutz in Reichardtswerben Brandschutz in Reichardtswerben: Das Feuerwehr-Quartett

Von Holger Zimmer 12.03.2014, 19:12
Alexander, Rüdiger, Claudia und Viola Striewe (von links) mit hydraulischem Rettungsgerät vor dem Reichardtswerbener Löschfahrzeug.
Alexander, Rüdiger, Claudia und Viola Striewe (von links) mit hydraulischem Rettungsgerät vor dem Reichardtswerbener Löschfahrzeug. Marco Junghans Lizenz

Reichardtswerben/MZ - Dass Vater und Sohn in der Feuerwehr Dienst tun, ist vielerorts die Regel. Dass eine ganze Familie für die Floriansjünger „brennt“, ist eher die Ausnahme und die gibt es in Rei-chardtswerben. Striewe heißt das engagierte Quartett.

Vom Teakwondo zur Feuerwehr

Begonnen hat die Geschichte 2009. Damals zog die Familie in Naumburg wegen der Fahrten zur Arbeit einen Schlussstrich. Dorthin hatte es den Weißenfelser Rüdiger Striewe in DDR-Zeiten verschlagen, weil in seiner Heimatstadt keine Wohnung zu kriegen war. In Naumburg hatten alle vier die Kampfsportart Taekwondo betrieben. Nun, in Reichardtswerben, das räumt der 51-Jährige, der in der Großbäckerei in Schichten arbeitet, unumwunden ein, habe man nach etwas gesucht, um sich in die Dorfgemeinschaft einzubringen. Alexander - damals 15 und jetzt Fleischer-Lehrling - ging zunächst zur Jugendfeuerwehr. Auch seine Mutter, Viola Striewe (48), mischte dort im organisatorischen Bereich mit. Sie sagt: „Da bin ich mit den Leuten ins Gespräch gekommen und wir haben uns besser kennengelernt.“

Mitte 2010, als ein neues Löschfahrzeug in Dienst gestellt wurde, traten nach und nach zunächst das Ehepaar und zuletzt Tochter Claudia (24), die allesamt in Schichten arbeiteten, in die Feuerwehr ein. Letztere sagt: „Ich helfe anderen gern.“ Da fühlt sie sich in der Feuerwehr am richtigen Platz. Vor allem die Frauen mussten sich aber erst mal durchsetzen. „Denn wenn ich einmal in der Wehr bin, will ich auch mit zu Einsätzen raus und nicht nur Kaffee kochen und die Bude sauber halten“, äußert Viola Striewe. Claudia gibt ihrer Mutter recht, wenngleich sie einräumt, dass natürlich das Fegen der Straße auch mal zum Dienst dazugehört. Inzwischen haben die Männer akzeptiert, dass man nicht nur eine Meinung habe, sondern sie auch durchsetzen möchte.

Zur Gruppenführerausbildung an die Feuerwehrschule in Heyrothsberge

Der Anfang freilich war nicht einfach. Bis er 2012 in die aktive Wehr aufgenommen wurde, konnte Alexander schon mal reinschnuppern, fuhr bei Alarmen mit raus, durfte aber nur zuschauen. Der Rest des Quartetts hatte zwischenzeitlich viele Stunden für Truppmannausbildung und Sprechfunklehrgang investiert. Auch um Atemschutz, technische Hilfeleistung und Truppführerqualifikation ging es. Und Viola Striewe geht noch in diesem Monat für zwei Wochen zur Gruppenführerausbildung an die Feuerwehrschule in Heyrothsberge. Das könnte sich auch ihr Sohn Alexander perspektivisch vorstellen, „wenn ich mehr Erfahrungen habe“. Außerdem möchte er wie sein Vater mal Maschinist werden und die schweren Fahrzeuge steuern. Selbst Claudia will da nicht nachstehen, gibt aber zu, dass das sicher nicht einfach sei.

Ansonsten halte sich der zeitliche Aufwand in Grenzen, sei einmal im Monat sonntags Ausbildung und freitags Schulung, sagt Viola Striewe, die sich zudem für die Jugendwehr engagiert. Dass man alarmiert werde, gehöre zum Alltag, aber auch das halte sich im Rahmen, und die 48-Jährige verweist auf 16 Einsätze im Vorjahr. Nur einmal habe man zumindest innerlich geflucht, als man wegen des Tages der offenen Tür der Feuerwehr Reichardtswerben an einem 1. Mai zwar abgemeldet war, aber dennoch zu einem Schwelbrand von Pellets nach Großkorbetha gerufen wurde.

Ansonsten habe für jeden der Job Vorrang, doch Viola Striewe sagt, dass sie ihr Arbeitgeber Burger King im Vorjahr wegen des Hochwassers freigestellt hat. Auch ihr Sohn Alexander konnte kurzfristig wegen des Einsatzes gegen die Flut in Markwerben vor Ort sein, musste aber Urlaub nehmen.

Striewes geben zu, dass das Engagement in der Feuerwehr nach wie vor Spaß macht, wenngleich es laut Vater Rüdiger bei schweren Verkehrsunfällen nicht leicht sei. Aber man werde ja auch mal zum Einfangen von Kühen oder Schafen gerufen und der 51-Jährige sagt: „Nicht auszudenken, wenn die sonst plötzlich vor einem Auto auf der Straße stehen.“ Während für die Eltern in der Freizeit Haus- und Gartenarbeit anstehen, ist Alexander oft mit einer Disco unterwegs und Claudia fährt bei schönem Wetter Fahrrad oder mit Inlinern. Übrigens ist auch ihr Freund bei der Feuerwehr.