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Biografie Biografie: Jäger, Sammler, Kombinierer

Von Julia Reinard 30.04.2013, 17:14
Zu Haus bei Steffen Schumann zeigt sich sein Geschichtsfaible an den Wänden und Büchern.
Zu Haus bei Steffen Schumann zeigt sich sein Geschichtsfaible an den Wänden und Büchern. PRIVAT Lizenz

KAJA/MZ - Steffen Schumann ist Jäger und Sammler, Kombinierer und Hobbyhistoriker. Steffen Schumann ist querschnittsgelähmt. Doch hat den gebürtigen Kajaner das erst zu einem Fachmann für 1813 gemacht.

Schumann hatte 2004 einen schweren Verkehrsunfall, ist seitdem auf Hilfe angewiesen, erzählt er. „Das ganze Leben ist damals umgedreht worden.“ Vor allem das erste Jahr, als er - aus dem normalen Leben gerissen - mit der neuen Situation fertig werden musste, sei „ganz schwierig gewesen“, hatte Einfluss auf seine damalige Frau, das Haus, das umgebaut werden musste, die Familie. Ohne seine Frau, sagt er, hätte er es nicht geschafft. Die zwei sind mittlerweile zwar geschieden, aber weiter freundschaftlich verbunden.

Damals wurde aus dem Hobby, „wie es jeder hatte, der in Kaja groß geworden ist“ - Schumanns Worte - jene Leidenschaft, die ihm zuletzt eine Münze von 1983 in die Hände spielte (siehe: „Wer weiß etwas ...). Die fand er im Internet, worin er viel unterwegs ist. Er bedient es im Rollstuhl selbst, jagt so seine Bilder und Münzen.

Fachwissen zum Thema liest er sich an, hat Dutzende Bücher dazu im Haus. Am liebsten lese er historische Bände, die zeitlich nah an den Befreiungskriegen veröffentlicht wurden, sagt er. Dass die in alter deutscher Schrift und manchmal seltsam formuliert sind, mache ihm nichts aus - er entziffere und verstehe sie mühelos. Volker Querfeld, ehrenamtlicher Leiter des Museums Großgörschen und früherer Mitschüler Schumanns, bescheinigt dem Hobbyhistoriker denn auch „großes Detailwissen“.

Seine Schätze bringt Schumann zu Hause auch in neue Zusammenhänge. Er gestaltet Collagen und Vitrinen. Ein Teil davon wird während des Scharnhorstfestes in Kaja zu sehen sein. Dort hat sein Bruder Karsten ein kleines Museum in der Lindenstraße eröffnet, worin sowohl Objekte zu mehr als 1000 Jahre Kaja als auch ein Raum über 1813 zu sehen sind. Der Raum über die Napoleon-Ära wurde mit Gegenständen aus Steffen Schumanns Sammlung gestaltet.

Sein Lieblingsstück: Eine Originalfahne aus Stoff. Schumann meint, es sei eine Erinnerungsfahne, weil verschiedene Schlachtorte darauf stehen. Auch sie wird zu sehen sein. Ebenso wie die Collagen, die er mit Hilfe seines früheren Pflegers Jens Schöller gestaltet hat. Schumann beschrieb ihm, wie er sie sich vorstellt - und Schöller legte die Postkarten, Münzen oder einen abgebrochenen Ladestock entsprechend hin. Das sei „eine Mordsarbeit“ gewesen - aber mit den Ergebnissen ist er zufrieden.

Münze
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