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Biogasanlage Tagewerben Biogasanlage Tagewerben: Wird es in der Region bald nach Gülle stinken?

Von Andreas Richter 30.09.2016, 06:18
Die Biogasanlage in Tagewerben soll auf Gülle umgerüstet werden. Foto: Anlagenfahrer Steffen Knebel an einem Absperrventil.
Die Biogasanlage in Tagewerben soll auf Gülle umgerüstet werden. Foto: Anlagenfahrer Steffen Knebel an einem Absperrventil. Peter Lisker

Weißenfels - Der geplante Umbau der Biogasanlage in Tagewerben hat heftige Diskussionen ausgelöst. Auf einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Stadtentwicklung und Umwelt hat vor allem Stadtrat Gunter Walther (Fraktion Bündnis für Gerechtigkeit/Grüne) eindringlich vor einer zusätzlichen Geruchsbelastung für die Bürger im Umfeld der nordöstlich von Reichardtswerben gelegenen Biogasanlage gewarnt.

Die Saaleaue Landwirtschaftsgesellschaft mbH Reichardtswerben, die den Betrieb übernommen hat, will dort künftig nicht mehr Mais und Gerste sondern nur noch Gülle und Mist von der benachbarten Milchviehanlage verarbeiten. Das durch die Vergärung erzeugte Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk zur Erzeugung von Wärme und Strom genutzt. Die Anlage soll durch einen zusätzlichen Fermenter und zwei zusätzliche Endlagerbehältern ergänzt werden. Außerdem  ist die Errichtung eines Technikgebäudes geplant. Ist die Genehmigung erteilt, soll der Umbau noch in diesem Jahr beginnen.

Geruchsbelastung beim Ausbringen der Gülle

Positiv sieht Reichardtswerbens Ortsbürgermeister Christian Bernecke den geplanten Umbau der Anlage. Im Ortschaftsrat meinte er, dass sich damit die Geruchsbelastung beim Ausbringen der Gülle auf die Felder als auch beim Betrieb der Anlage verringere. Das bestätigt Harwin Beenen, Geschäftsführer der Saaleaue GmbH. Die Umstellung bringe sogar positive Effekte mit sich, sagte der Holländer. Schließlich komme die Gülle nach Verarbeitung in der Anlage nur noch „komplett ausgegast“ auf die Felder.

Beenen verwies darauf, dass das Unternehmen bereits eine Biogasanlage in Nessa betreibt, die nach der nun auch in Reichardtswerben geplanten Technologie funktioniert. In der Teucherner Ortschaft habe es bislang keinerlei Beschwerden über Geruchsbelastung gegeben. Im vergangenen Jahr hatte sich der Nessaer Heimatverein von dem Umwelt schonenden Verfahren in der Anlage überzeugen können. Das bestätigte am Donnerstag Vereinsmitglied Wilfried Pfau. „Von der Anlage gehen keine Gerüche aus. Selbst während unserer Exkursion vor Ort haben wir fast nichts gerochen“, sagte er.

Geruchsmessungen im Burgenlandkreis

Die Ortschaftsräte der betroffenen Weißenfelser Ortsteile Tagewerben und Reichardtswerben haben dem Umbau zugestimmt. Die Reichardtswerbener  hatten ihr Ja jedoch mit der Auflage verbunden, dass der Burgenlandkreis in der ersten Phase nach Umstellung der Technologie Geruchsmessungen durchführt und deren Ergebnisse dem Ortschaftsrat vorlegt.

Was die künftige Belastung der Umwelt betrifft, so gehen die Sichtweisen offensichtlich weit auseinander. Stadtrat Gunter Walther sieht die Auswirkungen der Technologieveränderung jedenfalls eher in düsteren Farben. „Diese Anlage hat ominösen Charakter. Es wird noch mehr stinken. Wir sollten auf keinen Fall ohne Auflagen zustimmen,“ sagt er und fordert unter anderem zusätzliche Absaugvorrichtungen. 

Gerüche und Gase

Ein mit entsprechenden Untersuchungen beauftragtes Büro kommt hingegen in einem Gutachten zu dem Schluss, dass mit der Technologieumsetzung zwar zusätzlich Gerüche und Gase freigesetzt würden, sich alles jedoch im rechtlich zulässigen Rahmen bewege. In einer Prognose kommt das Büro Lücking & Härtel zu dem Ergebnis, dass die zusätzlichen Belastungen der Biogasanlage durch Geruch nicht als schädliche Umwelteinwirkungen zu werten sind.
Der Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) verweist auf die vom Ortschaftsrat geforderten Geruchsmessungen. Sollten diese ergeben, dass die zulässigen Werte nicht eingehalten werden, dann werde das entsprechende Auflagen zur Folge haben. Was Clemens Wanzke (Fraktion Bürger für Weißenfels/Landgemeinden) jedoch bezweifelt. „Welche Möglichkeiten hat denn die Stadt überhaupt, später auf Nachbesserungen zu drängen?“, fragt er.  Stadtplanerin Diana Wagner schränkt allerdings ein, dass der Burgenlandkreis Herr des Verfahrens ist, die Stadt hier lediglich nach ihrem sogenannten Einvernehmen gefragt wird. (mz)