Binnenfischerei Weißenfels Binnenfischerei Weißenfels: 300.000 Euro weggespült

Weissenfels/MZ - Alles ist wie geleckt. Die Hälteranlagen sind sauber, die Fischteiche liegen idyllisch in der sechs Hektar großen Landschaft am alten Saalearm, der Rasen ist kurz und akkurat geschnitten. Auf den ersten Blick deutet nichts darauf hin, dass gerade erst das größte Desaster ihrer 13-jährigen Existenz über die Binnenfischerei Weißenfels hinweggefegt ist - das Saalehochwasser anno 2013.
Gemessen an den Fischbeständen hat die Flut das kleine Unternehmen sozusagen an seinen Anfangsstand zurückgeschwemmt. „Das kann man so sagen, denn wir haben 99 Prozent unseres Fischbestandes verloren“, sagt Stefan Reichardt. Und sein Bruder Hubert fügt hinzu: „Allein der so entstandene Schaden beläuft sich auf 295 000 Euro.“ Zusammen mit Antje Hartung sind die Brüder die Gesellschafter der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). Ihre Existenz und die von Mitarbeiterin Susanne Kalks hängen an der Fischerei. Und diese Existenz hätten sie beinahe komplett verloren. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen.
Bis allerdings zum Beispiel die Störe wieder die Größe haben wie die von der Flut davongespülten Tiere, von denen fast keins gerettet werden konnte, werden zwölf bis 14 Jahre vergehen, sagt Hubert Reichardt. Die 30 bis 40 Kilogramm schweren Fische sollten verkauft werden für die Kaviar-Gewinnung. Nichts wurde daraus.
Jetzt werden wieder Setzlinge in die Becken gebracht, damit sie heranwachsen können. Das kostet jede Menge Geld. Daher freuen sich die Binnenfischer über jede Spende, auch wenn sie angesichts des Schadens wie ein Tropfen auf den sprichwörtlich heißen Stein erscheinen mag.
„Ich habe beruflich noch nie etwas geschenkt bekommen“
Am Dienstagabend sind die Mitglieder des Rotary-Clubs Weißenfels in die Binnenfischerei gekommen. Im Gepäck hat Präsident Gerd Wiedemann einen Scheck über 3 000 Euro aus dem Hilfsfonds des Clubs. Der wird gleich noch aufgestockt, denn nach Wiedemanns Worten hat auch der Rotary-Club aus Bad Nenndorf für die Fischerei 2 000 Euro überwiesen. Und eine halbe Stunde später hat sich die Spende noch einmal vergrößert. „Ich habe gerade einen Anruf von den Rotariern aus Sangerhausen bekommen. Die spenden euch 1 200 Euro“, so Wiedemann.
Die Fischer stehen fast sprachlos da. „Ich habe beruflich noch nie etwas geschenkt bekommen“, so Hubert Reichardt. Er finde das ganz toll und sagt, dass man das Geld ganz und gar in die Anschaffung von Setzlingen und den Kauf von Futter investieren werde.
Kurz zuvor hatte Susanne Kalks am Computer noch einmal Bilder des Hochwassers gezeigt. Zum Teil meterhoch war die Fischerei überschwemmt. Und der Respekt der Rotarier vor dem, was die vier Beschäftigten in der Zeit nach der Flut geleistet haben, wird gleich noch ein Stück größer.
Der in die Saale verschwundene oder auch zum Teil auf die Markwerbener Wiesen gespülte und dort geklaute Fischbestand ist aber nicht der einzige Schaden, den die Fischer erlitten. Sechsstellig zu beziffern sei der Verlust an Geräten und die Beschädigung von Anlagen. Hinzu kommt der Erlösausfall, weil wochenlang nichts verkauft werden konnte. „Und auch danach kamen die Kunden nicht gleich wieder“, so Hubert Reichardt. Erst nach und nach sprach sich herum, dass am alten Saalearm nach der Flutkatastrophe wieder mit frischem Fisch und Räucherware gehandelt wird. „Unser Geschäft ist also längst wieder geöffnet.“ Die Fischer nutzen die Begegnung gleich für ein bisschen Werbung.
Privat ist im Übrigen Hubert Reichardt vom Hochwasser auch betroffen. Sein Haus auf dem Gelände stand komplett unter Wasser, gleicht im Moment einem fortgeschrittenen Rohbau. „Zum Glück waren wir da versichert. Ich wohne vorübergehend im Ferienhaus“, sagt er. Eigentlich wird das sonst als kleine zusätzliche Einnahmequelle vermietet.
