Betonwerk Teuchern stellt Produktion ein
TEUCHERN/MZ - Die Fahnen des Betonwerkes Meier in Teuchern wehen in einem kräftigen Wind. Das Tor ist weit geöffnet, Kunden fahren vor. Doch das alltägliche Bild täuscht, denn das Werk hat seit Jahresende seine Produktion eingestellt. Die letzten neun Mitarbeiter erhielten fristgemäß ihre Kündigung und gingen zum Jahresende 2008 nach Hause.
"Ich bin seit 41 Jahren im Werk. Ich bekomme bald Rente, mich stört es nicht mehr", sagt Wolfgang Margwitz. Doch wenn der 62-Jährige erzählt, wird schnell klar, seine Gefühlswelt sieht ganz anders aus. Hier am Stadtrand von Teuchern verbrachte er sein ganzes Arbeitsleben, fuhr tagein, tagaus her, zuerst mit dem Rad, zum Schluss mit einem kleinen Auto. "Vor meiner Zeit war es mal Deutschlands größtes Uhrenglaswerk, später wurden Seifen und Waschmittel hergestellt und seit 1952 eben der Beton", erzählt der einstige Produktionsleiter voller Stolz. An diesem Betrieb hängt seine Seele.
Ringanker und Platten, Zaunsäulen und Betonwände gehörten zum ersten Produktionssortiment des Betonwerkes. In den 1960er Jahren kamen Hohldielen, Gehwegplatten, Rasengitter und Spanngewichte für die Deutsche Reichsbahn hinzu. In den stärksten Jahren arbeiteten 50 Frauen und Männer hier. "Es gab sogar eine eigene Küche. Und in der Urlaubszeit habe ich selber mal Essen ausgegeben", blickt der Mann aus Schortau zurück. Es sei eine schöne, aber schwere Zeit gewesen. Früher war es ein harter Knochenjob. "Der Zement kam mit der Bahn. Die Waggons haben wir von Hand entladen, mit Schaufel und Schubkarre, Waggon für Waggon, Tag für Tag", erzählt er ein Stück selbst erlebte Geschichte.
Nach der Wende hielt der Fortschritt Einzug. Es entstand ein modernes Betonwerk. Statt schwerer körperlicher Arbeit fuhren die Anlagen auf Knopfdruck. Ab 1994 lief die Produktion auf Hochtouren. Allein 54 verschiedene Mauersteine wurden maschinell hergestellt. Sie wurden zum Beispiel im Weißenfelser Schlachthof, im Altenzentrum Teuchern und in vielen Eigenheimen der Region verbaut. "Der Einbruch kam mit dem Wegfall der Eigenheimzulage. Allein in Sachsen-Anhalt ging von 2006 zu 2007 das Auftragsvolumen der Baubranche um 23 Prozent zurück", sagt der Geschäftsführer.
Die Zahl der Beschäftigten in Teuchern sank auf 30 Leute. Im letzten Jahr waren es nur noch neun. Doch hinter dem kleinen Werk in Teuchern steht ein großes Familienunternehmen aus Bayern. "Meier - seit 1883 dem Bau verpflichtet" verheißt das Logo. Es steht für Teuchern genauso wie für den Stammbetrieb in Lauterhofen. Doch Markus Meier gibt gegenüber der MZ keine Auskunft. Rein formal wird auf den Liquidator verwiesen. "Das Betonwerk Teuchern ist ein eigenständiges Unternehmen, sollte selbstständig funktionieren und nicht am Tropf der Mutter hängen", erklärt dieser. "Im Herbst beschlossen die Gesellschafter die Schließung. Statt Geschäftsführer wurde ich Liquidator", sagt der Mann aus Sachsen. Jetzt ist er unterwegs, um eine zukunftsfähige Lösung für den Standort Teuchern zu finden. Bis zum 30. Juni hält Margwitz die Stellung.