Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker: Schwere Entscheidung im dritten Lehrjahr

Weissenfels/MZ - Wer sich als Jugendlicher für den Beruf des Kfz-Mechatronikers entscheidet, sollte seine Wahl überlegen. Denn: Vor der Branche könnte sich ein Problemfeld aufbauen. Seit August gibt es Veränderungen in diesem Berufsbild (siehe Beitrag „Neuordnung“). In den ersten beiden Jahren ändert sich nichts in der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, hier geht es nach wie vor um die Grundlagenausbildung.
Doch danach muss sich der Lehrling zwischen fünf Ausbildungsschwerpunkten entscheiden: Neu hinzugekommen sind die Karosserietechnik sowie die sogenannte Hochvolttechnik, die mehr oder weniger der Tatsache geschuldet ist, das immer mehr Elektro- und Hybridautos auf den Markt kommen. Bei Hybrid- und Elektroautos treten immerhin bis zu 1 000 Volt Spannung auf. Mitarbeiter von Automobilherstellern oder in Werkstätten müssen deshalb den Umgang mit Hochvoltsystemen sicher beherrschen. An der Entscheidung, sich für eine Spezialisierungsrichtung zu entscheiden, hat sich nichts geändert. Bis dahin ist die Welt eigentlich noch in Ordnung. Doch wer hinter die Kulissen schaut, muss feststellen, dass der Teufel wie so oft im Detail auszumachen ist. Denn, laut Rudolf Rübner, Vorsitzender der Innung im Kfz-Handwerk Sachsen-Anhalt Süd, braucht der Lehrling bei der Wahl seiner Spezialisierungsrichtung die Zustimmung des Ausbildungsbetriebes. Setzt der Lehrling auf die Hochvolttechnologie, könnte ihm das sein Betrieb verweigern. Der Grund ist schnell genannt: Der Markt gibt noch gar nicht so viele Elektroautos her. „Im Umkreis von 50 Kilometern kenne ich vielleicht fünf Leute, die so ein Auto fahren“, sagt Rübner. Nun eine Spezialisierungsrichtung Hochvolttechnik den jungen Leuten anzubieten, halte er für nicht ausgegoren. Zwar betreffe die Neuordnung die Lehrlinge erst in zwei Jahren, aber er könne sich kaum vorstellen, dass Jugendliche diesen Weg der Spezialisierung wählen. Dabei ist zugleich Vorsicht geboten - denn sollte ein Lehrling seinen Kopf durchsetzen bei der Spezialisierung und sich damit gegen den Willen des Arbeitgebers entscheiden, könnte als Konsequenz die Kündigung folgen. Der Lehrling müsste sich infolge einen neuen Arbeitgeber suchen, der ihm die Ausbildung weiterhin ermöglicht.
Zu denen, die sich für die Hochvolttechnik interessieren, gehört Maximilian Michl aus Zeitz, der im Auto-Center Kfz-Mechatroniker erlernt. Jetzt, in seinem ersten Lehrjahr, muss sich der 16-Jährige noch nicht dafür entscheiden, erst später, wenn er sich seine Spezialisierungsrichtung auswählen muss. Er hat bis jetzt Spaß in seinem Beruf, die Ausbildung gefalle ihm und sei extrem interessant. „Die neue Hochvolttechnologie kennenzulernen, ist für mich sehr reizvoll“, so der Zeitzer. Fred Rehnert, Geschäftsführer vom Auto-Center, spricht von einer politischen Entscheidung, die Hochvolttechnologie den jungen Leuten anzubieten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält trotz schleppender Verkäufe von Elektro-Autos an dem Absatzziel fest: Bis 2020 sollen eine Million Elektro-Autos auf Deutschlands Straßen fahren. Rehnert sprach von einer Entscheidung am „grünen Tisch“, die keinem helfe.
Als ob es das allein gewesen wäre, das Kfz-Handwerk hat noch mit weiteren Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Zeiten, in denen Jugendliche dem Handwerk die Bude eingerannt sind, um dort zu lernen, sind weitestgehend vorbei. Nach den Worten von Rübner erlernen immer weniger Jugendliche den Beruf des Kfz-Mechatronikers: Zum einen wollen sich viele die Hände nicht mehr schmutzig machen, zum anderen scheitert es oft am Verdienst. Rübner: „Etliche Betriebe in der Industrie zahlen eben mehr.“ 18 Auszubildende unterschrieben in diesem Jahr einen Vertrag und es zeigen sich bei Rübner noch keine Sorgenfalten. Dennoch macht er aufmerksam, dass vor fünf Jahren 54 Gesellen freigesprochen worden sind.