Auktion in Leuna Auktion in Leuna: Kunst unterm Hammer

Leuna - Bereits eine Stunde vor dem eigentlichen Ereignis ist das Gedränge groß. Es geht weniger darum, sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern, sondern eine Ersteigerungsnummer für sich zu sichern und danach die Dinge in Augenschein zu nehmen, die alsbald unter den Hammer kommen sollen. Das cCe Kulturhaus Leuna hatte gemeinsam mit dem Förderverein zum Erhalt des Kulturhauses reichlich den Tisch gedeckt und zur Kunstauktion eingeladen.
Und die hat Tradition, ist sie doch zum 17. Mal am Mittwochabend über die Bühne gegangen. „237 Werke sind im Vorfeld für die Versteigerung ausgesucht worden. Mehr als 60 Künstler haben sie zur Verfügung gestellt“, erklärt Werner Popp, Vorsitzender des Fördervereins des Leunaer Kulturhauses. Zwischenzeitlich kann die Veranstaltung von sich behaupten, zu den Bonbons der Kulturszene im Saalekreis, Halle und Leipzig, aber auch dem Burgenlandkreis zu gehören - ein recht kompaktes Stammpublikum beweist das alljährlich.
Warum, wird schnell klar: Hier werden kurz vor dem Fest Schnäppchen gemacht, um eigene Kunstsammlungen zu bereichern oder Kunstliebhabern eine Freude zu machen. „Wir sind zum 14. Mal dabei“, meint die Hallenserin Kerstin Kühne, die gemeinsam mit ihrem Partner Jürgen Henze nach Grafiken hallescher Künstler Ausschau halten will.
Leunaer Malzirkel
Günther Knahl indes bietet eigene Kunst an. Der 77-jährige Merseburger hat das Malen für sich entdeckt, als er in Rente gegangen ist. Seit zwölf Jahren gehört er dem Leunaer Malzirkel an. Für die Auktion hat er vier Winterlandschaften mitgebracht. Sie zeigen Kollenbey, den Saaleradwanderweg und auch Schkopau „Ich habe hier schon einiges unter den Hammer gebracht. Mal sehen, ob es mit den Wintermotiven klappt“, gibt er sich hoffnungsfroh.
Klaus-Jürgen Böhme indes findet das Kunstereignis schön, doch mitsteigern will er nicht. Er erklärt, warum: „Mir hat vor Jahren mal einer ein Teil weggeschnappt, was ich unbedingt haben wollte. Darüber bin ich noch heute sauer.“ Auktion ist eben auch ein wenig Sport.
Während es sich die Gäste bequem machen und mit einem Pokerface in die Runde schauen, beginnt für Galerieleiterin Alexandra Kitzing und ihr Team ein Marathon. Jedes Kunstwerk ist nummeriert, im Katalog erfasst und kurz vor der Auktion auch an der richtigen Stelle. Ein Schweizer Uhrwerk ist nix dagegen.
Auktionator Hans-Georg Sehrt kann sich seit Jahren darauf verlassen - von 17 Auktionen leitete er 16. „Menschen durch moderate Preise an die Kunst heranzuführen oder sie noch stärker auch an diese Galerie zu binden, was kann es besseres geben? Ich bin gern in Halle bei den großen Auktionen, aber auch hier gern dabei“, versichert er.
„Apfelliebe“ in Rot
Die Angebote machen von Minute zu Minute mehr Lust, zuzuschlagen. Während Grafiken von Dieter Gilfert wie geschnitten Brot von der Staffelei weggehen und auch für Bilder des Österreichers Helldenmut sich die Gebote übertreffen, werden andere Werke ohne Gebot zurückgestellt. „Apfelliebe“ in Rot findet ebenso wenig Interesse wie das gleiche Motiv in Grün.
Der Auktionator lenkt den Blick rasch zum nächsten Werk, preist die Grafik einer Toskana-Landschaft an, kitzelt das Publikum mit dem Anblick auf Akte oder den Dom zu Merseburg und reizt ohne Unterlass. „Wer jetzt nicht zuschlägt, wird sich ärgern.“ Ein kleines bisschen Schadenfreude schwingt da mit, doch zum Regularium der Kunstauktion gehört, dass es für jedes Bild nur einen einzigen Durchlauf gibt.
Nach vergnüglichen drei Stunden zieht Werner Popp Bilanz: „135 Kunstwerke wurden versteigert, so viel wie noch nie. Am meisten geboten wurde für ein Bild von Moritz Götze mit 400 Euro. Wir sind zufrieden und steuern die 18. Auktion an.“ (mz)