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Atelier im Kulturhaus Atelier im Kulturhaus: Bildende Künstler haben in Weißenfels ein neues Domizil gefunden

Von Holger Zimmer 17.07.2020, 12:00
Mandy Reinhardt und Joachim Patzer hängen das Venedig-Bild von Michael Patzer auf.
Mandy Reinhardt und Joachim Patzer hängen das Venedig-Bild von Michael Patzer auf. Holger Zimmer

Weissenfels - Das erste Bild hängt Joachim Patzer (67) mit Mandy Reinhardt (32) auf. Vor einigen Tagen haben die elf Mitglieder der Weißenfelser Interessengemeinschaft (IG) „Bildende Kunst“ die zwei Räume im Obergeschoss des Weißenfelser Kulturhauses bezogen. Auf Nachfrage hieß es, dass sie Kulturamtsleiter Robert Brückner zur Verfügung gestellt hatte. Die Mitstreiter von Patzer sind sich einig: Es ist genug Platz, damit jeder seine Staffelei aufstellen und malen kann. Man muss also nicht allein daheim arbeiten, kann mit den anderen sprechen und von ihren Erfahrungen profitieren.

Alle fünf Jahre bestreiten die Mitglieder übrigens eine große Ausstellung

Patzer gehört faktisch zu den Malern der erste Stunde, die sich zunächst in einem Atelier in der Bergstraße, im Schloss und dann in der Großen Burgstraße trafen. Es war die Zeit, als man Kohleeimer schleppen musste und Eigentümerwechsel Umzüge notwendig machten. Zuletzt konnte man einige Zeit in „Linas Töpferhof“ in der Neustadt arbeiten.

Schaut der Senior zurück, so muss er auch von einem anfänglichen Abnabelungsprozess vier Jahre vor der Wende sprechen, weil die sozialistische Einheitspartei gern die Inhalte ihres Schaffens vorgegeben hätte. Alle fünf Jahre bestreiten die Mitglieder übrigens eine große Ausstellung. Die vorläufig letzte fand 2015 im Schloss statt.

Hobby-Künstler decken breite Palette ab

Dabei zeigten die Künstler, für die das Ganze ein ernsthaftes Hobby ist, einen Querschnitt ihrer Arbeiten. In diesem Jahr sollte die Schau zum 35-jährigen Bestehen stattfinden. Sie war im St.-Claren-Kloster geplant, doch fiel sie dem Coronavirus zum Opfer. Aber für die kreativen Weißenfelser ist schon jetzt klar, dass die Ausstellung 2021 nachgeholt wird.

Zu den ersten Künstlern gehörte vor 35 Jahren neben Ehrenmitglied Andreas Wiegand auch Michael Patzer und er verweist auf die breite Palette, die die Hobby-Künstler abdecken. So entstehen Bilder in Öl und als Aquarelle, es gibt Drucke und Plastiken, aber Speckstein dient ebenso als Material. Michael Patzer selbst verarbeitet sogar Metall und zaubert daraus zum Beispiel Musikinstrumente. Selbst eine große Orgel ist so entstanden.

Bildende Künstler in Weißenfels haben neues Domizil

Jana Schmidtke lässt sich gern im Kreise Gleichgesinnter inspirieren. Die 40-Jährige sagt: „Ich bin mein ganzes Leben auf unterschiedliche Art und Weise kreativ.“ So habe sie sich bei Christina Simon, die den Verein Brandsanierung leitet, mit Linolschnitten beschäftigt. Auch Abstraktes verarbeitet Frau Schmidtke und zur Interessengemeinschaft sagt sie: „Manchmal arbeitet jeder zwei Stunden für sich.“ Danach aber sei es auch wieder schön, die Meinung der Mitstreiter zur eigenen Arbeit zu hören.

Im Vergleich zu anderen ist Yvonne Roth noch nicht so lange dabei, weil sie auswärts gearbeitet hat und beruflich eingespannt war. Doch ein halbes Dutzend Jahre gehört sie schon zur IG. Die 44-Jährige sagt: „Manchmal arbeite ich an einem Bild und lasse es dann erst einmal halb fertig liegen.“ Wenn es bei mir knallt, wie sie es äußert, wird sie erneut kreativ und beendet ihre meist abstrakten Arbeiten, wobei es ihr kräftige Farben angetan haben.

Nebenberuflich eine künstlerische Ausbildung gemacht

Ronald Kirschner (59) gefällt, dass jeder in der kleinen Gemeinschaft seine Interessen auslebt, was Neues anfängt und viel probiert. Spaß an der Kunst habe er mal während einer Kur gefunden. Auch später sei die Beschäftigung mit Öl- und Pastellfarben oder Speckstein „wie eine Therapie gewesen, bei der ich mich ausprobieren und abschalten kann.“

Nebenberuflich hat Karin Höbelt (67) eine künstlerische Ausbildung gemacht, malt, gestaltet Collagen und töpfert Tiere. Ausgestellt hat sie übrigens auch schon in Arztpraxen und im Bismarckturm, „um mal an die Öffentlichkeit zu kommen“, wie sie sagt. Nicht nur bei ihr ist das Bedauern groß, dass es in Weißenfels keine Galerie gibt, die Künstlern ein Podium bietet, wo sie sich präsentieren können.

Malerin ist gelernte Goldschmiedin

Sie sei deshalb sogar schon mal in Meerane gewesen, wo man Arbeiten zeigen und bei Bedarf auch verkaufen könne. Mandy Reinhardt ist die Jüngste im Dutzend der Hobby-Künstler. Mit Unterbrechungen gehört sie fast 15 Jahre zur Inte-ressengemeinschaft. Bei der großen Ausstellung vor fünf Jahren hatte sie großformatige japanische Landschaften beigesteuert.

Sie malt seit ihrer Kindheit und setzt ihre Kreativität als gelernte Goldschmiedin auch beruflich um. Sie zeichnet unter anderem Porträts und will im nächsten Jahr einige davon bei der verspäteten Jubiläumsausstellung der Weißenfelser Interessengemeinschaft zeigen. (mz)