1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Ärzte für weniger Bürokratie

Ärzte für weniger Bürokratie

Von Klaus-Dieter Kunick 16.05.2006, 18:24

Hohenmölsen/MZ. - "Es sind drei Probleme, die uns in der Arbeit zu schaffen machen", sagt Dr. Dieter Sonntag. Der Hohenmölsener Psychotherapeut nennt das zu geringe Budget, die enorme Bürokratisierung sowie die staatliche Reglementierung. "Die Kassen machen es sich zudem zu einfach", kritisiert Internist Michael Göldner. Die Versorgung der älteren Patienten werde immer langwieriger, die zur Verfügung stehenden Mittel jedoch immer knapper", ergänzt er. Das Verhältnis von Jung und Alt gehe aber weiter auseinander und damit die Behandlungskosten. Aber das Budget bleibe, fährt er fort. "Das Gesundheitssystem hat uns den schwarzen Peter zugeschoben", erklärt der Mediziner.

"Ich muss alle zwei Jahre zur Überprüfung der Steckdosen einen Elektriker kommen lassen. Eine Sicherheitsfirma überprüft dann wieder den Elektriker und am Ende kommt die Gewerbeaufsicht und kontrolliert noch einmal", sagt Dr. Sonntag.

Selbst die Weiterbildung werde vorgegeben. Über das Budget hinaus gebe es für eine Stunde Psychotherapie circa 1 400 Punkte, die mit je 0,29 Cent vergütet würden, was einem Stundenlohn von 4,60 Euro entspreche. "Dabei stehen den Kollegen 30 Prozent weniger Mittel zur Behandlung zur Verfügung als in den alten Bundesländern. Andererseits muss ein Arzt hierzulande 40 Prozent mehr Patienten betreuen", so Göldner. "Es geht uns nicht um das Geld", fügt Dr. Sonntag hinzu. Es gehe um eine Erhöhung des Budgets. "Dann wäre mir schon ein Stück wohler und die Welt ein Stück besser in Ordnung", merkt der Hohenmölsener an. Die Bürokratie abzubauen, sei dringend erforderlich. "Bis zu acht Formulare sind von einem Psychotherapeuten auszufüllen, wenn ein Patient eine medizinische Weiterbehandlung erfahren soll", erklärt Dr. Sonntag. Hinzu komme, dass jede Kasse ihre eigenen Formulare habe. Und dass chronisch Kranke bei einigen Kassen jedes Jahr neu eingestuft werden müssen, halten die Mediziner für völlig überzogen.

Vollkommen an der Realität vorbei gehe auch die Zahl der Krankenkassen. Diese von derzeit rund 350 auf zehn zu reduzieren, sei durchaus sinnvoll. Allein die Verwaltungskosten der Kassen hätten sich in den letzten Jahren um nahezu 80 Prozent erhöht.

Dass es zu diesen Massenprotesten komme, habe damit zu tun, dass die Ärzte sich bisher nicht gewehrt hätten. Aber nun sei die Zeit gekommen, Veränderungen herbeizuführen. Alle Leistungen für alle Patienten anzubieten, werde in Zukunft schwierig. Mehr oder weniger erwarten beide Ärzte, dass das Gesundheitssystem teurer werde.