Pogromgedenken AfD-Landtagsabgeordneter Marcus Spiegelberg bei Pogromgedenken in Weißenfels rausgeworfen

Weissenfels - Nach dem Treffen zwischen dem Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) und den beiden AfD-Politikern Marcus Spiegelberg und André Poggenburg hat letzterer jetzt doch noch reagiert. Auf einen erste Anfrage vom Dienstag per E-Mail war keine Antwort gekommen.
Die Mail müsse wohl in der Vielzahl der Mails untergegangen sein, sagte der Landeschef und Landtagsfraktionschef der AfD. Poggenburg erklärte, dass nicht der OB sie eingeladen, sondern er um einen Termin gebeten habe. „Wir wollten wissen, wie der OB zum Rauswurf von Marcus Spiegelberg bei der Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht denkt“, sagte Poggenburg.
Marcus Spiegelberg musste samt Familie gehen
Enrico Kabisch vom Simon-Rau-Zentrum, das Mitveranstalter der Gedenkstunde war, hatte während der Rede des Stadtratsvorsitzenden Jörg Freiwald (Die Linke), den Weißenfelser AfD-Landtagsabgeordneten Spiegelberg, dessen Verlobte und dessen Mutter aufgefordert, die Veranstaltung zu verlassen.
Kabisch begründete den Rauswurf damit, dass Spiegelberg einer rechtspopulistischen Partei angehöre, deren Vertreter auf einer solchen Gedenkveranstaltung nicht zu suchen hätten. Im Nachgang argumentierte er auch damit, dass Spiegelbergs Mutter in sozialen Netzwerken „rassistische und ausländerfeindliche Parolen“ verbreite und die Todesstrafe gutheißt. Kabisch: „Das widerspricht unserer demokratischen Kultur.“
Poggenburg setzt dagegen, dass man nicht Toleranz einfordern könne, so lange sie einem selbst gefällt, aber sie nicht für andere gelten lassen will. Es könne nicht sein, dass man Spiegelberg für Aussagen von Verwandten in Haftung nehme. Das sei undemokratisch.
Weitere Einladungen nicht ausgeschlossen
Gleichwohl zeigte sich Poggenburg zufrieden damit, dass Risch zugesichert hat, Spiegelberg auch weiter zu gesellschaftlichen Höhepunkten in der Stadt einzuladen. Kritisch sieht der AfD-Chef dagegen, dass der OB gesagt hat, er tue das aus Respekt vor dem Wahlergebnis, nicht vor dem Gewählten.
In der Pogromnacht von 1938 ermordeten Nationalsozialisten Hunderte Juden und zerstörten jüdische Wohnungen, Geschäfte und Synagogen. Es war zugleich der Auftakt, für die systematische Verfolgung von Juden, die schließlich in der Ermordung von Millionen Juden aus ganz Europa mündete. (mz/ze)