Abschied in Frauchens Pulli
Quesnitz/Weißenfels/MZ. - "Die Menschen mussten sich erst der Tatsache bewusst werden, dass man Tiere nicht nur einfach entsorgen, sondern auch richtig bestatten lassen kann." So begründet Kathrin Tuchscherer die Tatsache, dass die Nachfrage nach ihrer Dienstleistung 2005 gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen ist.
Kathrin Tuchscherer, 37 Jahre alt, ist die Betreiberin des ersten und bisher einzigen Tierfriedhofs im Burgenlandkreis, der sich in Quesnitz (Gemeinde Meineweh) befindet. Im März 2004 hat sie eröffnet, nur wenige Tage, bevor Volker Luka (42) Am Meilenstein in Weißenfels auf seinem Tierfriedhof die erste Bestattung hinter sich gebracht hat. Auch Luka hat am Ende des vergangenen Jahres festgestellt, dass mehr Menschen kommen, um ihre vierbeinigen Lieblinge ähnlich wie Menschen unter die Erde zu bringen.
"Die Besitzer wollen einfach nicht, dass die Tiere in Beseitigungsanlagen landen und Bestandteile am Ende zu irgendwelchen Cremes und Seifen verarbeitet werden", ist sich Luka sicher. Sein Tierfriedhof - direkt an der Bundesstraße 91 gelegen - ist 4 500 Quadratmeter groß. Derzeit gibt es bei ihm 23 Reihengräber. Außerdem sind 15 bis 20 Tiere anonym beerdigt worden. Kleiner ist der Gottesacker für Tiere auf dem Grundstück von Frau Tuchscherer. Er ist etwa 1 200 Quadratmeter groß. Inzwischen haben hier etwa 30 Tiere ihre letzte Ruhestätte gefunden. "Vom Meerschweinchen bis zum Hund", umschreibt die Unternehmerin das Angebot. Klein angefangen habe sie, damit ein ästhetischer Anblick bleibt. Sie wolle einen Tierfriedhof und keine Feldbestattung.
Die Kunden, die die Angebote der Tierfriedhöfe nutzen, kommen aus allen Altersgruppen. Und wer seinem langjährigen Begleiter eine Grabstätte gönnte, der besuche das Tier auch regelmäßig. Das ist in Quesnitz nicht anders als in Weißenfels. Senioren, die mindestens einmal pro Woche ans Grab ihres Tieres kommen, gibt es hier wie da. Beigesetzt werden die Tiere in einer Tiefe von etwa 80 Zentimetern. Dabei sind die Kadaver in Decken gewickelt, in einen Karton gelegt oder in Frauchens Pullover eingehüllt. "Auch kleine Särge sind möglich. Die können wir mit bauen", wirbt Frau Tuchscherer.
Die Gestaltung der Tiergräber ähnelt der von menschlichen Begräbnisstätten. Allerdings ist es bei Tieren weiter verbreitet, Fotos der verstorbenen Wesen auf dem Grab zur Schau zu stellen. Bestattungen sind innerhalb weniger Stunden nach dem Tod des Tieres möglich. Wenn gewünscht, werden die Tiere auch zu Hause abgeholt - Tag und Nacht.
Nach Angaben von Rolf Hendrichs, Zweiter Vorsitzender des Bundesverbandes Tierbestatter (BVT), gibt es derzeit in Deutschland rund 120 genehmigte Tierfriedhöfe. Zum Teil bieten ihre Betreiber auch eine Trauerbegleitung an. Wichtig ist für den Mann vom BVT, dass die Menschen, die um ihr Tier trauern, auf den Friedhöfen Gleichgesinnte treffen, die vom Tod ihres Tieres ebenso emotional betroffen sind.
Die Betreiber der Tierfriedhöfe sind telefonisch erreichbar. Kathrin Tuchscherer über 034425 / 22023 oder 0160 / 7827011, Volker Luka über 0174 / 9570323.