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30 Jahre Juweliergeschäft Wenske 30 Jahre Juweliergeschäft Wenske: "Die Leute haben tatsächlich Schlange gestanden"

Von Tobias Schlegel 08.12.2019, 14:00
Kathrin Wenske bedient eine Kundin. Das Foto vom Eröffnungstag am 7. Dezember 1989 erschien in der „Freiheit“, der Vorgängerin der MZ.
Kathrin Wenske bedient eine Kundin. Das Foto vom Eröffnungstag am 7. Dezember 1989 erschien in der „Freiheit“, der Vorgängerin der MZ. Repro/Tobias Schlegel

Weißenfels - An den Tag der Eröffnung im Dezember 1989 kann sich Kathrin Wenske noch gut erinnern. Viele Freunde, Bekannte und natürlich auch eine Menge neugieriger Kunden seien an jenem Tag in den kleinen Laden der Weißenfelserin in der Beuditzstraße gekommen. „Die Leute haben tatsächlich Schlange gestanden“, erinnert sich die 53-Jährige freudestrahlend.

30 Jahre ist das her - so lange existiert das Juweliergeschäft Wenske nun schon. Eine ganz schön lange Zeit, wie die Inhaberin selbst sagt. Im Dezember 1989 war die Mauer zwar schon gefallen, die DDR gab es aber noch. Und dort hatten Unternehmer einen schweren Stand. Da ihr Vater selbstständig war, durfte Kathrin Wenske vorher nicht studieren. Nach ihrer Schulzeit begann sie deshalb 1982 eine Ausbildung.

„Selbstständige waren nicht erwünscht in der DDR“

In Hohenmölsen lernte sie den Beruf des Goldschmieds. Das wollte sie unbedingt: „Entweder das oder gar nichts“, sagt sie heute und lacht dabei. Sie habe schon immer gern gezeichnet. Dazu ist Goldschmied bis heute ein recht seltener Beruf.

Nach diversen Praktika und einer erfolgreich abgeschlossenen Prüfung zur Handwerksmeisterin wagte Kathrin Wenske am 1. Dezember 1989 ebenfalls den Schritt in die Selbstständigkeit. „Ich wollte immer mein eigener Chef sein, etwas eigenes machen, eigene Kunden haben und eigene Stücke produzieren“, erklärt Kathrin Wenske. Dabei war ihr bewusst, wie schwierig es werden würde, in der DDR ein Geschäft zu eröffnen: „Selbstständige waren nicht erwünscht in der DDR“.

„Die Menschen haben damals sämtlichen Schmuck aufgehoben“

Über einen privaten Kontakt habe sie schließlich einen kleinen Laden in der Beuditzstraße bekommen, den Kathrin Wenske einmal die Woche öffnete - erstmals am 7. Dezember 1989. Doch auch im Geschäftsalltag wurden der Unternehmerin zunächst Steine in den Weg gelegt. Es habe strikte Vorgaben gegeben, welche Dienstleistungen sie anbieten durfte. Handelsware durfte Kathrin Wenske nicht verkaufen.

Zum Angebot gehörten damals zu einem kleinen Teil Neuanfertigungen im Goldschmiedehandwerk und zu einem großen Teil Reparaturen. Wer eine Kette oder einen Ring reparieren, anpassen oder reinigen lassen wollte, ging zu Kathrin Wenske. „Die Menschen haben damals sämtlichen Schmuck aufgehoben. Es gab keine Schmuckläden, wo man etwas Neues kaufen konnte“, erklärt die Weißenfelserin.

„Das Gebäude war in einem ziemlich verwahrlosten Zustand“

Erst mit der Wiedervereinigung konnte Kathrin Wenske sich und ihr Geschäft voll entfalten. Von nun an wurden auch Uhren ins Sortiment aufgenommen, es gab sämtliche Materialien ohne Einschränkungen, Mitarbeiter wurden eingestellt und um mehr Platz zu haben, zog das Geschäft 1991 in ein Haus in der Jüdenstraße um, wo das Juweliergeschäft mit Verkaufsraum im Unter- und Werkstatt im Obergeschoss noch heute zu finden ist.

„Das Gebäude war in einem ziemlich verwahrlosten Zustand. Wir mussten alles neu machen und später haben wir dann noch angebaut, während das Geschäft normal weiterlief“, erzählt Kathrin Wenske.

Immer an ihrer Seite: Ehemann Dirk Wenske. Die beiden sind seit 33 Jahren verheiratet und führen seit nun genau 30 Jahren auch das Juweliergeschäft. „Wir machen alles gemeinsam. Ohne den anderen geht es nicht“, sagt Kathrin Wenske, die den Schritt in die Selbstständigkeit trotz aller Umstände nie bereut hat. Denn die Kunden haben ihr stets die Treue gehalten. Dafür ist Kathrin Wenske dankbar. „Einige kommen wirklich seit 30 Jahren zu uns“, sagt die 53-Jährige mit einem Lächeln. (mz)

Seit 33 Jahren verheiratet und seit 30 Jahren auch geschäftlich ein Team: Kathrin und Dirk Wenske.
Seit 33 Jahren verheiratet und seit 30 Jahren auch geschäftlich ein Team: Kathrin und Dirk Wenske.
Tobias Schlegel