Zuflucht in Sittendorf Zuflucht in Sittendorf: Erste Asylbewerber beziehen die Jugendherberge

Kelbra - Die Strapazen der Flucht sind ihnen anzusehen. Gleichzeitig wirken sie erleichtert. In der Jugendherberge im Kelbraer Ortsteil Sittendorf sind am Dienstagnachmittag die ersten Flüchtlinge angekommen.
Ein Bus brachte 43 afghanische Männer, Frauen und Kinder aus Halle in die Einrichtung, die gut 1,5 Kilometer vom Sittendorfer Ortskern entfernt direkt am Kyffhäuserwald liegt. Sie wurden dort von Mitarbeitern des Arbeiter-Samariter-Bundes Mansfeld-Südharz (ASB) und Mitarbeitern der Herberge empfangen.
Bis März kommenden Jahres hat der Landesherbergsverband dem Land die Jugendherberge vorübergehend zur Verfügung gestellt. Danach sollen andere dauerhafte Einrichtungen für die Erstaufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung stehen. Etwa 100 Asylbewerber sollen in Sittendorf insgesamt aufgenommen werden. „Ansonsten läuft der normale Herbergsbetrieb weiter, nur halt mit anderen Gästen“, sagt Verbandsgeschäftsführer Marc Nawrodt.
Außer in Sittendorf würden in dieser Woche Flüchtlinge in Jugendherbergen in Halle, Naumburg, Nebra und Kretzschau untergebracht. Die Auswahl sei auf Einrichtungen gefallen, die im Winter normalerweise kaum oder überhaupt nicht mit Gästen belegt sind. Es sei ausreichend Personal vor Ort, um die Schutzsuchenden zu betreuen.
In der Sittendorfer Jugendherberge sind insgesamt sieben Vollzeitkräfte und ein Bundesfreiwilliger angestellt. „Es gibt dort jetzt den ganzen Winter über Vollbeschäftigung“, so Nawrodt. Ansonsten wären im Winter nur zwei Mitarbeiter in der Herberge gewesen. Für die soziale Betreuung ist der ASB zuständig. Für die Sicherheit sorgt rund um die Uhr ein Wachschutz. Auch die Polizei fährt verstärkt Streife.
Ein Besuch in der Jugendherberge war gestern für die MZ nicht möglich. Das Innenministerium hatte darum gebeten, von Presseterminen vorerst Abstand zu nehmen: Hintergrund sei die viele Arbeit, die in der Herberge in den nächsten Tagen geleistet werden müsse.
Zum anderen wolle man den Ankommenden Rückzugsmöglichkeiten garantieren. Kelbras Bürgermeister Lothar Bornkessel (Freie Wähler), der Integrationsbeauftragter des Landesfußballverbandes ist, kündigte an, er werde sich für die Flüchtlinge einsetzen. Er wolle versuchen, sie in die Vereine der Kyffhäuserstadt zu integrieren. Nach Angaben der Kreisverwaltung leben derzeit über 1.400 Flüchtlinge im Landkreis. Die meisten sind in Sangerhausen, Eisleben und Hettstedt untergebracht. Außerdem gibt es Flüchtlingsunterkünfte in Arnstein, Allstedt, Benndorf und Helbra. (mz)