Ziegelrodaer Forst Ziegelrodaer Forst: Allstedter Flugplatz war einst streng geheim

AllstedT/MZ - Der 1. April 1994 war ein denkwürdiges Datum. An diesem Tag zogen die letzten Truppen der russischen Armee aus Deutschland ab. Der Flugplatz in Allstedt erinnert auch nach über 20 Jahren in vielen Teilen des Geländes an die frühere Nutzung. Einige Gebäude auf dem Gelände sind noch erhalten, zum Teil mit der von den Sowjets angebrachten Tarnfarbe. Man spürt förmlich noch die russische Atmosphäre bei einer Begehung des ehemals streng geheimen Militärareals im „Ziegelrodaer Forst“ , auf einer Anhöhe südöstlich von Allstedt.
Dort wurde in einem großen Wald- und Sumpfgebiet im Jahr 1955 mit der Rodung großräumiger Waldflächen für einen Flugplatzneubau unter sowjetischem Kommando begonnen. Die Zufahrt zum Objekt erfolgte über die Ortsverbindungsstraße Allstedt-Querfurt. Das Personal wurde zunächst außerhalb des Flugplatzes in einer Kaserne bei Kleinroda untergebracht. Nördlich des Flugplatzgeländes entstanden eine große Wohnzone und eine Schule für die Kinder aus Offiziersfamilien.
2.500 Meter lange Startbahn
Diese Wohnzone wurde jedoch vor ein paar Jahren komplett abgerissen und renaturiert. Auf dem Flugplatz entstanden in den folgenden Jahren eine 2 500 Meter lange Start- und Landebahn, eine Vorstartlinie, eine Wartungshalle und Flugleitstelle sowie Staffelgebäude und von 1968 bis 1970 wurden insgesamt 40 Flugzeugbunker entlang des Rollweges nördlich der Startbahn errichtet. Außerdem findet man heute im Wald noch getarnte Mannschaftsbunker. Außerhalb des Flugplatzgeländes befinden sich versteckt im Wald zwei getarnte Munitionsbunker. Südlich und östlich der Start- und Landebahn entstanden über 60 Abstellplätze für Transport- und Kampfhubschrauber sowie ein Pilotengebäude für die Hubschrauberbesatzungen und eine gedeckte Wartungshalle für Hubschrauber.
Bei Winkel, etwa sieben Kilometer östlich von Allstedt, wurde das Tanklager gebaut und nördlich von Allstedt bei Klosternaundorf befand sich die FlaRak-Stellung des Flugplatzes.
Aber welche Flugzeuge waren in Allstedt stationiert? Am Anfang wurde der Ort als Einsatz- und Ausweichflugplatz der Merseburger Jagdfliegerdivision genutzt. Zu dieser Zeit wurden auch „Alarmrotten“ zu Luftraumsicherung eingesetzt. Die Jagdflugzeuge MiG-19 und MiG-21 übernahmen diese Aufgaben. Allstedt sollte jedoch längerfristig eine große Aufklärer- und Kampfhubschrauberbasis werden. Von 1967 bis 1991 wurde Allstedt die Heimatbasis des 294. Aufklärungsregiment (294. ORAP).
In dieser Zeit nutzten diverse Aufklärungsflugzeuge vom Typ MiG-17, MiG-21R, IL-28R, Jak-27/28 und Su-17 „Fitter“ den Flugplatz. Ab 1970 waren auch Hubschrauberkräfte mit den Typen Mi-2, Mi-8 und Mi-24 über Allstedt zu sehen. Zuletzt war das 225. Kampfhubschrauberregiment in Allstedt.
Der Flugplatz wurde auch regelmäßig für den sowjetischen Truppenaustausch genutzt. Dafür wurden „Aeroflot“-Passagierflugzeuge vom Typ An-12, IL-18 und Tu-104 eingesetzt. Somit war die sowjetische Fliegerbasis Allstedt ein in der DDR-Zeit stark genutzter Flugplatz. Bis die Truppen abgezogen wurden.
Heute ein Sonderlandeplatz
Die Aufklärer Sukhoi Su-17 „Fitter“ wurden am 21. Mai 1991 in die Sowjetunion verlegt, gefolgt von den Mi-24 Kampfhubschraubern am 25. Mai 1991. Eine Su-17 „Fitter“-Staffel wurde in Vaziani bei Tiflis in Georgien stationiert, die zweite „Fitter“-Staffel wurde zur Fliegerbasis Monchegorsk bei Murmansk im Norden Russlands verlegt. Die Kampfhubschrauber Mi-24 „Hind“ wurden nach Protasovo in Russland ausgeflogen. Bis Juli 1991 wurde der Militärflugplatz geräumt und an die deutschen Behörden übergeben. Es folgte ein kompletter Rückbau der Wohnzone, die Flugbetriebsflächen, die Wartungshalle sowie die Flugleitstelle und Staffelgebäude und die zahlreichen Flugzeugbunker blieben erhalten.
Heute wird der Flugplatz als „Sonderlandeplatz“ genutzt. Pro Jahr werden etwa 8 000 Flugbewegungen gezählt. Am 28./29.Juni dieses Jahres finden auf dem Allstedter Flugplatz die „Flugtage 2014“ statt, verbunden mit „Tage der offenen Tür“ auf dem Flugplatzgelände. Gelegenheit also, einen Rundflug über den Südharz oder den Thüringer Wald und über den Flugplatz Allstedt zu machen, der einst streng geheim war.
