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"Wrap Carstyles" "Wrap Carstyles": Sangerhäuser Firma macht sich mit Folien einen Namen

Von Joel Stubert 01.04.2017, 13:00
Die Firma „Wrap-Carstyles-Folientechnik“ wurde mit dem „Unternehmergeist 2016“ geehrt.
Die Firma „Wrap-Carstyles-Folientechnik“ wurde mit dem „Unternehmergeist 2016“ geehrt. Schumann

Sangerhausen - Diese Woche wird Sandro Messerschmidt wohl die ein oder andere schlaflose Nacht vor sich haben. Für den Auto-Folierer aus Sangerhausen steht ein besonderes Projekt an. „Wir folieren einen Audi in einer Rost-Optik. Das ist für uns eine Herausforderung“, sagt der 35-Jährige. „Dann werde ich manchmal nachts wach und gehe einzelne Arbeitsschritte durch.“ Man spürt die Leidenschaft, aber auch den Respekt vor der Aufgabe. Messerschmidt und sein Kollege Maik Althuizes haben sich überregional einen Namen gemacht.

Firma „Wrap Carstyles“ mit „Unternehmergeist Mansfeld-Südharz 2016“ geehrt

Sie verschönern Autos mit Folien. Und da ist für jeden Geschmack etwas dabei. „Aktuell ist ,Matt Black Diamant’ ziemlich angesagt“, erklärt Althuizes, der seit 16 Jahren Fahrzeuge foliert. „Da kommt die Linienführung in jedem Licht gut zur Geltung“, ergänzt Messerschmidt, der zuvor jahrelang im KFZ-Bereich gearbeitet hatte und bei ihm vor fünf Jahren eine Ausbildung machte. Zusammen bauten sie seither das Unternehmen „Wrap-Carstyles-Folientechnik“, auch bekannt als „Foliencenter MSH“, auf. Vor rund einer Woche bekamen die beiden dafür den Preis „Unternehmergeist Mansfeld-Südharz“ verliehen.

Ihre Fanschar ist groß, über 16.000 Leute verfolgen ihre Werke auf Facebook, zollen Respekt, wenn sie einem Auto ein neues Design verpasst haben. Die Folierungen sind in der Auto-Tuning-Szene ein Statussymbol. Extravagante Muster finden Anklang, besondere Farben ebenfalls. Es kommt nicht selten vor, dass der erste Weg eines Autokäufers zu den beiden führt. „Wir bekommen manchmal Autos direkt vom Werk, die sind dann einen Tag alt“, erklärt Messerschmidt. Einen nagelneuen Porsche im Wert von 200.000 Euro am ersten Tag seines Daseins gleich wieder auseinanderzuschrauben, „das trauen sich nur wenige“, schmunzelt er. Die Kundschaft kommt aus ganz Deutschland; auch aus Österreich, der Schweiz oder gar Norwegen seien schon Autos zu ihnen gebracht worden, sagt Messerschmidt.

Neben dem handwerklichen Geschick der beiden lockt die Kundschaft auch eine Besonderheit nach Sangerhausen. „Wir dürfen PWF-Folien verwenden“, sagt Althuizes. „Den Ferrari unter den Folien.“ Die bekommt nur geliefert, wer sich jahrelang am Markt bewiesen hat. Bestellen kann die niemand, man wird auserwählt. „Zwei Jahre lang haben wir es versucht, uns immer wieder dort vorgestellt“, erinnert sich Messerschmidt, bis die Firma Bruxsafol, die die Folien herstellt, überzeugt war.

Scheibentönung, Werbe-Beschriftung oder Folierung von Küchen und Duschen zählen zum Repertoire

Auf Messen und im Internet präsentieren sich die beiden – und bekommen prestigeträchtige Aufträge, wie jenen mit dem verrosteten Audi. „Ein Kunde hat uns ein Beispielbild aus Russland geschickt“, erzählt Messerschmidt. „Ein Grafiker aus Bayern hat die Folie entworfen, in Nordhausen wird sie gedruckt.“ Und in der übersichtlich erscheinenden und blitzeblank geputzten Werkstatt am Brandrain aufgetragen. „Da darf nichts schiefgehen. Wenn wir da einen Fehler machen, dauert es eine Woche länger.“ Es ist die Champions-League des Folierens, Handwerk auf höchstem Niveau. Aber eben auch nicht Alltag.

Der besteht aus Schutzfolien gegen Steinschläge und Kratzer. „Die Schutzfolien halten fünf bis sieben Jahre“, erklärt Althuizes. „Wenn man die dann wieder abzieht, ist der Lack wie neu und man kann das Auto besser verkaufen.“ Scheibentönung, Werbe-Beschriftung oder die Folierung von Küchen oder Duschen zählen auch zum Repertoire. Kerngeschäft aber ist für die beiden Auto-Freaks das motorisierte Gefährt. „Das schönste ist eigentlich, wenn die Leute ihre Wagen abholen und leuchtende Augen bekommen. Das macht uns auch glücklich“, sagt Messerschmidt. Für eine Vollfolierung bei einem Golf bezahlen Kunden beispielsweise rund 1.800 Euro. Überhaupt, fügt er an, sei es in Mode, seine Autos selbst mit Folie zu bekleben. „Aber die ist meistens nichts wert und geht nach einem Monat wieder ab“, sagt er.

Dass das nicht passiert, darauf achten die beiden, wenn sie mit Fön und Rakel die Folien Zentimeter für Zentimeter auftragen, glatt ziehen und wieder abziehen, weil es noch nicht gut genug ist. „Ein bis zwei Autos folieren wir pro Woche“, sagt Althuizes. Je mehr Folien sie verbrauchen, desto mehr Verschnitt entsteht. Aber auch dafür haben die beiden Jung-Unternehmer eine Lösung. „Den Verschnitt sammeln wir für Kindergärten, damit können die Kinder basteln“, sagt Messerschmidt. (mz)

Maik Althuizes und Sandro Messerschmidt (von links) folieren einen Kotflügel.
Maik Althuizes und Sandro Messerschmidt (von links) folieren einen Kotflügel.
Schumann
Mit einem Fön wird die Folie erhitzt.
Mit einem Fön wird die Folie erhitzt.
Schumann